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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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lassen.« Sie sah zu dem verglasten Büro ihrer Vorgesetzten. Die Tür war noch geschlossen, die Jalousien heruntergelassen. »Das ist allerdings etwas seltsam, dass die Chefin an einem Montagmorgen blaumacht. Vielleicht sollten wir ja froh drum sein. Ach ja, Melody«, setzte sie hinzu, als ihr etwas einfiel, »was ist denn mit unserem Gitarristen? Hast du da irgendetwas erreicht?«
    Melody stieß einen Stapel Papiere vom Schreibtisch. Halblaut vor sich hin murmelnd bückte sie sich danach, und erst als sie alles wieder zu einem ordentlichen Stoß auf dem Tisch gestapelt hatte, wandte sie sich zu Gemma um. »Nicht allzu viel. Offenbar steht die Band kurz vor der Auflösung, und es war in jeder Beziehung ein ganz miserabler Abend für sie. Den Schlagzeuger und den Bassisten habe ich noch nicht erreicht. Aber mir kam der Gedanke, dass Caleb Hart, der Produzent, der die Band für den Auftritt im Pub gebucht hat, Arnott wenigstens vom Sehen kennen könnte. Er hat nicht reagiert, als ich am Samstag im Aufnahmestudio Arnotts Namen erwähnte, allerdings habe ich ihm auch kein Foto gezeigt.«
    »Das sollten wir weiterverfolgen«, sagte Gemma. »Ach ja, und Duncan hat dir ja sicher gesagt, dass er den Manager der Band kennt, Tam Moran? Er meinte, er würde vielleicht mal mit Tam reden. Ich bin sicher, dass er Caleb Harts Kontaktdaten von ihm bekommen könnte.«
    Melody starrte sie an, sie wirkte merkwürdig bestürzt. »Aber – Ich dachte, ich könnte – Die von dem Aufnahmestudio wissen doch sicher, wie man Hart erreichen kann. Oder Reg vom Pub …«
    Die Tür zur Einsatzzentrale flog auf, und Superintendent Krueger trat ein. Ein Blick in ihr Gesicht ließ Melody mitten im Satz verstummen, und Gemmas Herz krampfte sich in Erwartung schlechter Nachrichten zusammen. Noch konnte sie hoffen, dass es nichts war, was sie verbockt hatten.
    »Ich hatte gerade einen Anruf aus Southwark«, sagte Krueger. »Wir haben ein weiteres Opfer. Männlich. Heute Morgen in seiner Wohnung tot aufgefunden. Nackt, gefesselt und erdrosselt.«

11
    Der Cleaver Square ist ein Paradox. Dieser Platz, eingekeilt zwischen zwei verkehrsreichen Straßen, bildet eine Oase von geradezu unheimlicher Ruhe, wie man sie fast nur aus Hitchcock-Filmen kennt. Hier, abgeschirmt von der Außenwelt durch lückenlose Häuserreihen und beschattet von hohen Bäumen, finden häufig Boule-Partien statt, die den perfekten Soundtrack für einen friedvollen Nachmittag liefern: die dumpfen Aufschläge der Metallkugeln auf dem Boden, das Rascheln des Laubs im Wind, das Geräusch eiliger Schritte auf dem Kies. Setzen Sie sich einfach auf eine Bank und beobachten Sie das Geschehen.
    www.themagnificentsomething.com
    Die Adresse, die Gemma sich notiert hatte, war am Cleaver Square, nahe der U-Bahn-Station Kennington. Der Platz war ein perfektes Rechteck aus georgianischen Reihenhäusern, die einen offenen, von Bäumen gesäumten Park umschlossen. In der hinteren rechten Ecke war ein einladend aussehendes Pub, doch das Zentrum der Aktivitäten lag eindeutig auf der linken Seite des Platzes, wo eine Phalanx von Streifenwagen mit flackerndem Blaulicht die Fahrbahn versperrte.
    Gemma suchte sich einen Parkplatz zwischen dem Pub und dem Tatort und war froh, als sie Melodys Clio direkt hinter ihrem Wagen halten sah.
    »Ziemlicher Rummel hier«, meinte Melody, während sie ausstieg und auf den Tatort zuging. »Aber es ist offensichtlich kein Hotel, also hat es vielleicht gar nichts mit unserem Fall zu tun.«
    »Vielleicht.« Gemma hielt das für reines Wunschdenken, dem Melody sich eigentlich eher selten hingab. »Freuen wir uns doch einfach nur, dass der Regen nachgelassen hat.«
    Sie zeigten dem uniformierten Constable, der am ersten Streifenwagen postiert war und die Absperrung bewachte, ihre Dienstausweise. »Mordermittlungsteam South London«, setzte Gemma hinzu.
    Der Beamte war jung genug, um davon beeindruckt zu sein. »Die Chefin erwartet Sie schon.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf eine schlanke, dunkelhaarige Frau in einem Burberry-Mantel, die vor einer gelben Haustür stand.
    Gemma starrte die Kollegin an – das Gesicht kam ihr irgendwie bekannt vor, doch sie wusste nicht recht, woher. »Ihre Chefin«, sagte sie zu dem Constable, » DI …« Sie ließ den Satz als Frage in der Luft hängen, und der Constable tat ihr den Gefallen.
    » DI Maura Bell, Ma’am. Revier Southwark.«
    Gemma dankte ihm und murmelte dann halblaut »Verflucht!«, während sie mit Melody auf das Haus

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