Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
dann können wir uns zusammen über die herrlichen Geranien freuen.«
    Sie ging hinein, und Andy steckte die Hände in die Hosentaschen, während er rätselte, ob er sie nun froh oder traurig gemacht hatte.
    Ein schriller Pfiff lenkte seinen Blick zum oberen Ende der Straße. Da standen Shaun und Joe und beobachteten ihn. Shaun machte eine obszöne Geste, und sie hielten sich vor Lachen die Bäuche. Dann winkten sie ihm munter zu und schlenderten davon.
    Die Mistkerle waren ihm nach Hause gefolgt. Und sie hatten Nadine gesehen.
    »Ich will Oliver sehen«, sagte Charlotte zum sechsten Mal.
    Kincaid hatte ihnen einen Tisch im hinteren Teil des Kitchen and Pantry gesichert, in sicherer Entfernung von dem feuchten, eiskalten Luftzug, der jedes Mal hereinwehte, wenn die Tür geöffnet wurde, aber dennoch so positioniert, dass sie sehen konnten, wer hereinkam.
    Als er Gemma am Abend zuvor erzählt hatte, dass er sich heute mit Tam unterhalten würde, hatte er nicht erwähnt, dass er zuvor noch mit jemand anderem sprechen wolle. Er hatte sich zwar mit mehreren der Mütter, die mit ihren Kindern im Kindergarten- oder Vorschulalter auf einen Vormittagskaffee hierherkamen, locker angefreundet, doch die engste Beziehung hatte er zu MacKenzie Williams entwickelt. Sie war die Einzige, mit der er über Charlottes Unfähigkeit sprach, sich an die Schule zu gewöhnen, oder über seine Sorgen wegen seiner Rückkehr in den Polizeidienst. Und Oliver war Charlotte von allen Kindern, die sie regelmäßig trafen, der Liebste.
    »Da ist er!« Charlotte hüpfte auf und ab und winkte.
    MacKenzie Williams winkte von der Tür zurück, wobei sie mit der anderen Hand den dreijährigen Oliver fest gepackt hielt und zugleich einen zusammenklappbaren Buggy durch die enge Eingangstür manövrierte.
    Alle Köpfe – männliche wie weibliche – drehten sich zu MacKenzie um, als sie das Lokal durchquerte. Sie war groß und schlank, mit einer üppigen Mähne aus dunklen Locken, die ihr fast bis zur Taille fielen, und olivbrauner Haut, die ihren schottischen Namen Lügen strafte. Der kleine Oliver hatte die dunklen, lockigen Haare seiner Mutter und ihre Hautfarbe geerbt, und zusammen wirkten sie wie die Idealbesetzung einer Werbekampagne für elegante Londoner Mode.
    Doch Kincaid hatte festgestellt, dass MacKenzie trotz ihres blendenden Aussehens eine humorvolle, bodenständige und ganz und gar uneitle junge Frau war.
    An ihrem Tisch angekommen hob sie Oliver auf die Bank zu Charlotte und sagte zu Kincaid: »Du hast geschummelt. Du siehst so frisch und munter aus, dass du unmöglich heute Morgen gejoggt sein kannst.«
    »Der Gedanke an einen nassen Cockerspaniel hat mich abgeschreckt. Und wir können ihn auch nicht zu Hause lassen, weil er sonst tagelang schmollt. Soll ich dir einen Kaffee holen?«
    »Nein, danke. Ich geh schon, wenn du solange auf den Jungen aufpasst. Er will sicher dasselbe wie Charlotte.«
    »Mangosaft.«
    »Gut, also Mangosaft.«
    Als MacKenzie mit ihren Getränken von der Theke zurückkam, zog sie einen unbenutzten Malblock und eine neue Schachtel Buntstifte aus der Tasche und beschäftigte die Kinder damit.
    »Wie war dein Wochenende?«, fragte sie und nahm einen Schluck Latte, während die Kinder zu malen anfingen. Oliver war ein eher ruhiges Kind, und Kincaid fragte sich wie schon so oft, wie Kit wohl in diesem Alter gewesen war.
    »Ist nicht gerade nach Plan gelaufen. Gemma musste arbeiten, und mein Sergeant – mein Freund «, korrigierte er sich, als ihm einfiel, dass Doug ja zurzeit gar nicht sein Sergeant war, »ist von der Leiter gefallen und hat sich den Knöchel gebrochen. Beim Malern – wie kann man sich nur so blöd anstellen«, fügte er hinzu, aber ohne Boshaftigkeit.
    »Autsch. Na ja, da kann man froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Aber du Ärmster – ich will mir immer schon die Kugel geben, wenn Bill mal übers Wochenende weg ist, und ich habe ja nur den einen am Bein.«
    »Eine Freundin von uns hat die Jungs am Samstag für ein paar Stunden genommen, und gestern durfte ich die Kleinen bei einer anderen Freundin abliefern, sodass ich Doug ein bisschen zur Hand gehen konnte.«
    MacKenzie musterte ihn mit dem offenen Blick, der zu den Dingen gehörte, die ihm an ihr gefielen. »Du kannst dich sehr glücklich schätzen, weißt du das?« Sie rührte sich ein paar Krümel Zucker in den Kaffee. »In meinen Kreisen tun Freunde einem nur einen Gefallen, wenn sie wissen, dass es dafür eine Gegenleistung

Weitere Kostenlose Bücher