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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Polizei nicht der Inkompetenz. Vielleicht hatte Ivan Talbot seine Tochter nicht in Verlegenheit bringen wollen.
    Die seriösen Tageszeitungen waren schon etwas vorsichtiger und äußerten nur ihre Bestürzung darüber, dass ein »geschätztes Mitglied des Juristenstandes unter unglücklichen Umständen zu Tode gekommen« sei.
    » Unglücklich trifft es verdammt gut«, meinte Gemma und schob die Zeitungen angewidert von sich. Sie hatte die Journalisten gesehen, die an diesem Morgen wieder den Eingang der Dienststelle belagerten. Die Chefin würde nicht sehr begeistert sein.
    Detective Superintendent Krueger hatte am Abend zuvor entschieden, dass sie auch gleich die Fernsehnachrichten dazu nutzen könnten, einen Aufruf an die Bevölkerung zu senden, sich mit Informationen über Vincent Arnott zu melden, doch bisher war nichts Brauchbares hereingekommen. Gemma hatte gehofft, dass vielleicht irgendeine Exfreundin anrufen würde oder dass jemand Arnott beim Verlassen des Pubs gesehen hatte.
    »Was steht denn für heute auf dem Plan?«, fragte Shara.
    »Die Schwägerin trifft heute Morgen aus Florida ein. Ich werde mit ihr reden, sobald sie am Nachmittag das Opfer offiziell identifiziert hat. Und ich habe eine Liste der anderen Anwälte von Arnotts Kanzlei.« Die versprochene E-Mail von Tom Kershaw hatte in ihrem Posteingang gewartet, als sie ins Büro gekommen war. »Aber da es Montagmorgen ist, werden die meisten wohl einen vollen Terminplan im Gericht haben. Wir müssen zusehen, dass wir die Vernehmungen irgendwie dazwischenschieben. Ich versuche, um die Mittagszeit im Lincoln’s Inn zu sein und den einen oder anderen in seiner Pause zu erwischen. Was ist mit den Aussagen der Gäste des White Stag von gestern?«
    »Ich muss meine Mitschriften noch abtippen, aber es war nichts Weltbewegendes darunter. Ein paar Leute haben mitbekommen, dass Arnott die Band beschimpft hat; sie meinen, er hätte wohl ein bisschen zu viel getrunken. Wenn wir wenigstens eine ungefähre Beschreibung der Frau hätten, würde der eine oder andere sich vielleicht an sie erinnern.«
    Während Shara sich an ihren Computer setzte, nahm Gemma an einem anderen Terminal Platz und sah sich die Aufnahmen der Überwachungskamera an. Sie ließ den Film vor- und zurücklaufen, mal langsam, dann wieder schneller. Sie sah die Band eintreffen, alle drei Musiker zusammen. Jetzt, da Kincaid ihrem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen hatte, erkannte sie Andy Monahan wieder, obwohl er in den unscharfen Aufnahmen nur kurz zu sehen war. Die Band lud ihr Equipment aus dem Bus, dann betraten Andy und der Dünne das Pub. Der Pummelige fuhr den Bus weg und kam später zu Fuß zurück.
    Wenige Minuten nach der Uhrzeit, die Kathy Arnott ihnen als Beginn ihrer Fernsehsendung genannt hatte, sah Gemma Vincent Arnott ins Bild kommen und das Pub betreten. Es berührte sie auf merkwürdige Weise, den Ermordeten so quicklebendig zu sehen, wie er mit schnellen und zielstrebigen Schritten auf das Lokal zuging. Allein.
    Allein – war das der Schlüssel? War die Frau, mit der er gegangen war, ebenfalls allein gekommen? Es war denkbar, dass sie mit einer Gruppe eingetroffen war und sich von den anderen abgesetzt hatte, nachdem sie einen aussichtsreichen Kandidaten für einen Flirt entdeckt hatte, doch in diesem Fall stellte sich die Frage, warum niemand dies gemeldet hatte.
    Gemma ließ das Band wieder langsamer laufen und beobachtete das Kommen und Gehen der Gäste, wobei sie besonders auf Frauen achtete, die allein eintrafen.
    Sie begann sich gerade zu fragen, wo Melody blieb, als ihre Mitarbeiterin auch schon zur Tür hereinkam. Sie wirkte gehetzt und war ein bisschen rot im Gesicht. »Tut mir leid«, sagte sie, während sie ihren Mantel aufhängte und die Handtasche auf einen Stuhl warf. »Montagmorgen – fürchterliches Verkehrschaos.«
    Gemma schob ihren Stuhl vom Computer zurück. Ihre Augen brannten vom intensiven Starren auf den Bildschirm. »Dann muss es einen Unfall gegeben haben, seit ich hier bin, aber ich war auch früh dran. Wie geht es Doug? Hast du gestern Abend noch bei ihm vorbeigeschaut?«
    »Ach nein, dazu bin ich nicht mehr gekommen.« Melody setzte sich an einen der Computerarbeitsplätze und rief sogleich die Fallakte auf, wobei sie Gemma den Rücken zuwandte. »Ich melde mich nachher mal bei ihm. Na, haben wir heute schon irgendwelche Fortschritte gemacht? Wie sieht der Plan aus? Und wo ist die Chefin?«
    »Die hat sich heute Morgen noch nicht blicken

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