Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Wieso?«
    »Ich würde gerne mitkommen.«
    »Du bist mit einem gebrochenen Knöchel krankgeschrieben, mein Bester, falls dir das entfallen sein sollte.«
    »Das heißt ja noch lange nicht, dass ich nicht in ein Auto einsteigen und wieder aussteigen kann«, entgegnete Doug trotzig.
    »Ich dachte, du solltest den Fuß die nächsten paar Tage hochlegen.«
    »Den kann ich überall hochlegen. Ach komm schon, Mann, ich dreh hier noch durch.«
    Während er über die logistischen Schwierigkeiten nachdachte, wurde Kincaid bewusst, welche Vorteile es hatte, wenn man einen alten Astra Kombi fuhr. Er könnte Charlotte auf der hinteren Bank verstauen, und dann könnte Doug sich seitwärts auf die mittlere setzen.
    »Okay«, stimmte Kincaid zu. Eine Zeugenvernehmung mit einem Invaliden und einem dreijährigen Mädchen – das würde auf jeden Fall eine Premiere. Zumal, wenn der Befragte auch noch ein guter Bekannter war. »Ich hol dich so in einer halben Stunde ab. Dann essen wir erst mal zu Mittag.«
    »Alles klar.« Doug klang schon ein kleines bisschen munterer, aber nicht viel.
    »Doug, wo drückt dich denn der Schuh? Dir ist doch nicht nur langweilig.« Kincaid ging weiter, während er auf eine Antwort wartete.
    Er fragte sich schon, ob die Leitung tot sei, als Doug sagte: »Da war irgendetwas … die Art, wie Melody gestern über diesen Gitarristen geredet hat – ist dir das nicht aufgefallen? Hat mir gar nicht gefallen. Da ist was im Busch – aber was?«
    Melody hatte immer noch ganz weiche Knie vor Erleichterung, als sie hinter Gemma und Maura Bell die Wohnung verließ. Nicht, dass sie Andy verdächtigt hätte, etwas mit Vincent Arnotts Tod zu tun zu haben – selbstverständlich nicht. Aber die Tatsache, dass sie mit einem Zeugen privat verkehrt hatte – verkehrt ? Du lieber Gott. Allein das Wort löste bei ihr fast einen hysterischen Lachanfall aus.
    Wie auch immer man es nennen mochte, sie hatte mit einer Person, die im Zusammenhang mit ihrer Ermittlung stand, eine Grenze überschritten, und die Gewissheit, dass Andy Monahan für die Zeit des Mordes ein solides Alibi hatte, stimmte sie euphorisch und stürzte sie zugleich in ärgste Verlegenheit. Wenn aus irgendeinem Grund die Frage aufkäme, wo Andy sich zum Tatzeitpunkt aufgehalten hatte, würde sie ihrer Chefin reinen Wein einschenken müssen. Der Gedanke trieb ihr die Schamröte ins Gesicht.
    Und sie konnte nur inständig hoffen, dass niemand es Doug weitererzählte. Nicht, dass sie und Doug diese Art von Beziehung hätten, aber sie hatte ihn gestern Abend im Stich gelassen, und ihr war bewusst, dass sie in seiner Achtung noch tiefer sinken würde, wenn er wüsste, was sie getan hatte.
    Was sie selbst davon halten sollte, war ihr immer noch nicht ganz klar. Vorläufig sollte sie sich jedenfalls besser auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren – auch wenn diese Ermahnung nicht verhindern konnte, dass ein lustvoller Schauer sie überlief, wenn sie an die Nacht zurückdachte.
    Gemma und DI Bell sprachen mit einer Frau, die hinter dem niedrigen Eisenzaun des Nachbarhauses stand. Sie war kräftig gebaut, grauhaarig und mit einem Tweedkostüm bekleidet. In den Armen hielt sie einen Yorkshire-Terrier mit einem rosa Schleifchen in den Haaren.
    »Verne ist mein Name«, sagte sie mit einer penetranten Stimme und in einer Lautstärke, die vermuten ließ, dass sie unter Schwerhörigkeit litt. »Myra Verne. Wohne hier seit 1972. In der Gartenwohnung. Waren damals noch billig, die Wohnungen hier im Viertel, auch wenn man sich das heute kaum noch vorstellen kann.«
    »Mrs Verne«, sagte Gemma, »könnten Sie uns …«
    »Miss, bitte. War nie verheiratet. Hab nie eingesehen, warum ich mir einen Mann ans Bein binden soll, um den ich mich dann bloß kümmern muss.«
    »Da haben Sie sicherlich recht, Miss Verne.« Gemma schenkte ihr ein verschwörerisches Lächeln. »Aber um auf gestern Abend zu kommen …«
    »Dieser junge Mann von nebenan – da ist irgendwas passiert, nicht wahr? Bei dem von der Erdgeschosswohnung. Schreibt sich ›S-H-A-U-N‹ anstatt ›S-E-A-N‹. Ganz schön affig, wenn Sie mich …«
    »Miss Verne«, unterbrach sie Maura Bell, »wenn Sie uns einfach nur sagen könnten …«
    »Genau das tue ich gerade, junge Frau.« Myra Vernes in Tweed gehüllte Schultern strafften sich vor Entrüstung, und der Yorkie stimmte mit einem Knurren ein, das allerdings ungefähr so bedrohlich klang wie das Summen einer Fliege.
    Gemma warf Bell einen mahnenden Blick zu. »Miss

Weitere Kostenlose Bücher