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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Verne, was wollten Sie gerade sagen?« Gemma streckte die Hand aus, um den Yorkie zu streicheln – Melody vermutete, dass sie von ihren eigenen Hunden her wusste, was für ein gutmütiges Wesen sich meist hinter solch ungestümem Gehabe verbarg.
    »Princess mag keine Fremden«, warnte Miss Verne. »Ihn da hat sie auch nicht gemocht.« Sie wies mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf die Nachbarwohnung. »Besaß tatsächlich die Frechheit, sich darüber zu beschweren, dass sie im Garten bellt. Ist ja schließlich ihr Garten, oder nicht? Da kann ihr niemand das Bellen verbieten.« Sie drückte den Hund noch fester an ihren Busen. »Yuppies«, fügte sie mit Gift in der Stimme hinzu. »Haben sich die ganze Straße unter den Nagel gerissen mit ihren ganzen Luxussanierungen und ihren deutschen Markenküchen.«
    Gemma versuchte es erneut: »Miss Verne …«
    »Was hat er denn für einen Schlamassel angerichtet? Ich weiß, dass was passiert sein muss, weil doch heute Morgen erst diese Frau heulend und schreiend aus der Wohnung gestürzt kam, und kurz danach ist die Kavallerie in voller Stärke angerückt.«
    Melody konnte sehen, dass selbst Gemma allmählich die Geduld verlor. »Miss Verne«, sagte Gemma bestimmt, »es steht uns nicht frei, darüber zu sprechen. Haben Sie gestern Abend irgendetwas gesehen oder gehört, was sie vermuten ließ, dass es bei Mr Francis irgendwelche Probleme geben könnte?«
    »Als ich den Müll rausgetragen habe, ist er gerade ins Pub gegangen. Das war so gegen sieben, halb acht, nachdem ich zu Abend gegessen hatte. Jeden Abend war er dort, sogar sonntags. Ich glaube, er hat dort auch alle seine Mahlzeiten eingenommen.« Miss Verne rümpfte missbilligend die Nase.
    »Sie meinen das Pub dort?« Gemma zeigte auf das schmucke Lokal an der Ecke des Platzes. »Das Prince of Wales?«
    Melody hatte die ansprechende Speisekarte auf der Tafel vor dem Pub gesehen, und ihr schauderte bei dem Gedanken an das, was in Miss Vernes Augen eine anständige Mahlzeit ausmachte.
    »Das war früher mal ein nettes, ruhiges Lokal. Aber jetzt bringen die Leute sogar im Winter ihre Hunde mit und gehen mit ihrem Bier raus auf den Platz, als ob das hier ein öffentlicher Park wäre. Das macht Princess ganz kirre.«
    »Ja, ruhig war es wohl«, murmelte Maura Bell. »In den Sechzigern war es angeblich das Stammlokal der Richardson-Gang, der Rivalen der berüchtigten Kray-Zwillinge. Wenn Sie mich fragen, sind die Anwälte und Politiker schon eine Verbesserung, auch wenn sie vielleicht keinen Deut ehrlicher sind.«
    Gemma sah Bell verblüfft an. »Anwälte?«
    »Hier wimmelt’s heutzutage nur so von Anwälten und Abgeordneten«, meinte Miss Verne. »Wie ich schon sagte – verdammte Yuppies.«
    »Shaun Francis war Anwalt?«
    »Prozessanwalt im Referendariat – hat er jedenfalls behauptet. Ist mir allerdings ein Rätsel, wie ein Rechtsreferendar sich diese Wohnung leisten kann.«
    »Prozessanwalt?«, echote Gemma leise und sah Melody an. »Doch nicht etwa …« Sie fing sich rechtzeitig und wandte sich wieder an die Nachbarin. »Miss Verne, würden Sie uns bitte entschuldigen? Sie haben uns sehr geholfen; wir müssen nachher allerdings noch Ihre Aussage zu Protokoll nehmen. Wenn Sie sich also noch ein paar Minuten gedulden würden …«
    Sie ging davon, ehe ihre Zeugin protestieren konnte, und bedeutete Melody und Maura, ihr zu folgen. Sobald sie außer Hörweite von Miss Verne waren, zischte sie: »Schon wieder ein Anwalt? Erdrosselt? Du lieber Gott. Dieser Fall wird ja immer verrückter. Was zum Teufel geht hier eigentlich ab?«
    »Shakespeare hätte seine helle Freude daran gehabt«, meinte Melody. »Da heißt es doch irgendwo: ›Lasst uns zuerst alle Rechtsgelehrten umbringen.‹«

12
    Spitalfields verdankt seinen Namen dem zu einem Priorat gehörenden Krankenhaus St. Mary’s Spittel, das 1197 gegründet wurde. Dieses Viertel, im Herzen des East End gelegen, ist für das Temperament und das starke Gemeinschaftsgefühl seiner Bewohner bekannt. Auf einem Feld nahe dem Priorat fand im 13. Jahrhundert erstmals der berühmte Markt statt.
    www.spitalfields.co.uk
    Als Kincaid Tam anrief und um ein Treffen bat, schlug dieser statt seiner und Michaels Wohnung nahe der Columbia Road das Canteen vor, ein Restaurant im Spitalfields Market.
    Um Dougs Knöchel zu schonen, hatte Kincaid darauf bestanden, Doug und Charlotte am Eingang zum Markt in der Lamb Street aussteigen zu lassen, ehe er einen Parkplatz suchte. Jetzt holte er die

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