Wer Böses Tut
zu, sagte dann stirnrunzelnd ein paar Worte, die im Hintergrundlärm untergingen, und klappte es zu. Er stand auf.
»Es hat sich etwas Neues ergeben, und ich muss gehen«, sagte er, während er sich schnell sein Jackett anzog. »Es hat mit dem Fall zu tun. Kommen Sie allein nach Hause?«
»Natürlich. Ich bleibe noch und trinke den Wein aus, wenn Sie nichts dagegen haben. Es wäre viel zu schade, ihn stehen zu lassen.« Sie gab sich Mühe, nicht zu enttäuscht zu klingen.
»Es tut mir leid. Wirklich. Ich wünschte, ich könnte bleiben.« Er zögerte, als wäre da noch etwas.
»Machen Sie sich um mich keine Sorgen«, sagte sie munter. »Ich bin ganz zufrieden mit mir selbst, und es ist viel zu früh zum Schlafengehen.«
Er runzelte die Stirn. »Manchmal fühle ich mich, als wäre ich mit meinem verdammten Job verheiratet. Für etwas anderes ist kein Platz mehr.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Aber heute Abend habe ich mich wohlgefühlt. Vielleicht können wir ein andermal wieder hierherkommen und da weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
»Nina will zu mir zurückkommen«, sagte Turner ruhig und ohne jede Vorwarnung. Er steckte die Zigarette zwischen die Lippen und inhalierte tief.
Donovan schwieg. Sie wusste nicht recht, was sie anderes sagen sollte, als dass sie das für keine gute Idee hielt, was er wahrscheinlich nicht unbedingt hören wollte.
Sie standen vor dem Regen geschützt unter dem Vordach vor der Küchentür. Drinnen wärmte Claire den Pudding in der Mikrowelle auf und trällerte mit Snow Patrol vor sich hin.
»Sie ruft mich seit Tagen an. Lässt mich einfach nicht in Ruhe. Will unsere Beziehung kitten und es noch mal versuchen.«
Donovan hatte ihr Weinglas mit nach draußen genommen und trank einen Schluck. Sie überlegte, ob sie ihm erzählen sollte, was Nina zu Karen Feeney gesagt hatte, nämlich, dass sie
ihm für das Scheitern die Schuld gab. Klüger war es, nichts zu sagen, ermahnte sie sich. Schließlich ging es sie nichts an, und sie kannte Turner kaum. Doch am Ende siegte ihre Neugier. »Und der Mann, mit dem Nina zusammen war? Was ist mit ihm?«
»Weißt du, ich glaube, es gab nie einen Mann«, sagte er und leerte gedankenverloren sein Whiskyglas. »Jedenfalls niemanden von Bedeutung. Ich glaube, sie hat das nur gesagt, um mir Dampf zu machen. Dachte wohl, das rüttelt mich wach, damit ich wieder klar sehe oder so was, als könnte ich meine Gefühle auf- und zudrehen wie einen Wasserhahn.«
»Ich dachte, sie hat dich verlassen?«
»Ja. Und ich dachte, es wäre wegen dem anderen Mann, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich weiß nicht, was für ein Spiel sie spielt.«
Er wirkte so durcheinander, dass sie versucht war, den Arm um ihn zu legen, aber sie fürchtete, er könnte es falsch verstehen. »Was willst du?«, fragte sie und sah zu ihm auf. »Hast du irgendeine Vorstellung?«
Er wandte sich ab und lächelte wehmütig. »Was will ich? Ich bin es nicht gewohnt, dass man mich das fragt.« Er zog wieder an seiner Zigarette und seufzte. »Wir hätten nie heiraten dürfen. Das ging alles viel zu schnell. Sie wurde schwanger … Ich sagte, ich würde sie heiraten. Eine schwachsinnige Idee.«
»Nein«, sagte sie sanft. »Sag so etwas nicht. Du bist viel zu hart mit dir selbst.«
Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. »Dann ging alles schief. Sie hat das Baby verloren, und es ging ihr richtig schlecht. Sie war total außer sich. Ich erkannte sie nicht wieder. Sie sagte, ich könne nicht verstehen, wie sie sich fühlt, und wäre nicht für sie da. Sie gab mir die Schuld an allem. Ich konnte tun, was ich wollte, nichts half. Sie war so verbittert, so zornig; ich
wusste nicht mehr, wie ich mit ihr leben sollte, und manchmal dachte ich, sie ist übergeschnappt. Jetzt wird mir klar, dass ich es nicht wiedergutmachen kann. Dafür ist es zu spät, und das Beste für uns wäre, wenn wir getrennte Wege gehen.«
Sie sah ihn fragend an. »Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Hast du Nina gesagt, wie du dich fühlst?«
Er nickte. »Sie hört mir nicht zu. Sagt, sie weiß, was das Beste für uns ist. Will wieder einziehen.«
Erschrocken sah sie ihn an. »Das kannst du nicht zulassen - nicht, wenn du es nicht willst, meine ich.«
»Was soll ich machen? Wegen meiner Frau die Schlösser auswechseln? Das ist doch nicht richtig. Ich mag sie immer noch. Sogar nach allem …« Er schloss wieder die Augen, als wäre der Gedanke zu schmerzlich.
Donovan vermutete, dass
Weitere Kostenlose Bücher