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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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er an das Baby dachte, das sie verloren hatten. Sie hätte geglaubt, dass so etwas zwei Menschen näher zusammenbringen würde, stattdessen schien es einen Keil zwischen die beiden getrieben zu haben.
    »Und wenn sie zurückkommt? Lässt du sie einfach wieder einziehen?«
    »Wenn sie zurückkommt, werde ich gehen müssen, obwohl ich keine Ahnung habe wohin.«
    Er starrte bedrückt in die Dunkelheit, und einen Augenblick lang hörte sie nur das Trommeln des Regens auf dem Vordach über der Küchentür.
    »Also wenn es dir irgendwie hilft, vorübergehend meine ich: Wir haben ein Gästezimmer, das heißt, ein Gästebett im Arbeitszimmer.«
    Er wandte ihr stirnrunzelnd das Gesicht zu. »Oh, das wollte ich damit nicht sagen … ich habe nicht im Traum …«
    »Ehrlich, Simon. Das ist in Ordnung. Dafür ist es da. Wir
haben oft Heimatlose zu Besuch, die zwischen zwei Stationen bei uns nächtigen. Zuletzt waren das Freunde von Claire, also bin ich jetzt mal an der Reihe. Es gibt zwar nur ein Einzelbett, und es ist wahrscheinlich ein bisschen zu kurz für dich, aber es ist ganz bequem. Nimm es einfach als Rückversicherung, falls du es brauchst.«
    Er lächelte. »Danke. Das ist gut zu wissen, obwohl ich hoffe, dass es nicht dazu kommt.« Er bückte sich und drückte die Zigarette auf dem Rand eines leeren Blumentopfs aus, dann schaute er sich zu ihr um. »Du bist ein anständiger Mensch, Sam, und ich mag dich sehr. Mochte dich schon immer, wenn du es genau wissen willst. Wenn alles anders gelaufen wäre … Na ja, es kommt eben immer auf das Timing an, nicht wahr? In meinem jetzigen Zustand sollte ich wahrscheinlich nicht so reden. Vielleicht, wenn ich die Geschichte in Ordnung gebracht habe …« Er verzog das Gesicht. »Himmel, ich bin vielleicht umständlich. Was ich sagen will, ist: Willst du mit mir mal essen gehen?« Er runzelte die Stirn und sah ihr forschend ins Gesicht.
    Sie wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Natürlich war sie geschmeichelt. Wenn sie sich erlaubte, eine Sekunde darüber nachzudenken, fand sie Turner schon attraktiv. Aber er hatte zu viel getrunken, und der Satz »Achtung! Frisch verlassen!« klappte wie eine Bildunterschrift unter einem Cartoon vor ihrem inneren Auge auf, während ihr exzellente Ratschläge im Sinne von Solche Männer soll man meiden wie die Pest durch den Kopf schossen. Und nach dem Bräutigam-Fall, der erst so kurz zurücklag, hatte sie sowieso jede Perspektive in Bezug auf Männer verloren.
    Er schaute auf das leere Glas in seiner Hand. »Entschuldige, ich habe zu viel getrunken. Da bin ich wirklich zu weit gegangen. Tun wir so, als hätte ich das nie gesagt.«

    Sie lächelte, amüsiert über seine Verlegenheit und gerührt, weil er ihre Antwort nicht für selbstverständlich hielt. Wieder eine von vielen netten Eigenschaften, die sie an ihm entdeckte.
    »Nein, Simon. Du bist nicht zu weit gegangen. Ich habe einfach nicht erwartet, dass du so etwas sagen würdest, das ist alles.«
    Er sah sie traurig an. »Dämlicher alter Simon, immer tritt er ins Fettnäpfchen. Schieb es auf den Whisky und darauf, dass es ein Scheißtag war.«
    »Nein, ich freue mich, dass du es gesagt hast. Ehrlich.« Sie widerstand dem Impuls, ihm durch die Haare zu fahren, und betrachtete ihn stattdessen. Was sie sah, gefiel ihr, seine angenehmen, gutmütigen Gesichtszüge, die außergewöhnlich hellen, vor Müdigkeit verhangenen Augen. Sie war dankbar, dass sie nur wenig getrunken hatte und für beide vernünftig sein konnte.
    »Wenn das hier alles vorbei ist und du dein Leben wieder im Griff hast, ja, dann gehe ich gerne mit dir essen.«
    Auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie ihn richtig lächeln sah. Vorsichtig stellte er sein Glas auf dem Boden ab, nahm ihre Hände in seine und küsste erst die eine, dann die andere. »Gut. Dann habe ich etwas, worauf ich mich freuen kann.«
    »Aber erst dann, klar?«, sagte sie und entzog ihm sanft ihre Hände.
    »Klar«, sagte er immer noch lächelnd. »Du bist zwar nur nett zu mir, aber ich nehme dich beim Wort. Es gibt kein Entkommen.«
    Ehe sie Gelegenheit hatte zu antworten, klopfte Claire ans Fenster hinter ihnen und schob die Küchentür auf. »Tut mir leid, wenn ich störe, Sam. Aber dein Handy hat geklingelt, und ich bin drangegangen. Es ist Mark. Er sagt, es ist dringend.«

Fünfundzwanzig
     
     
     
     
    »Ich habe mich wirklich wie ein dummer Junge benommen,

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