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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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ermordet hat, ist da doch kein Platz für sentimentale Gefühle.«
    »Man sollte meinen, jemand, der zu einem Mord fähig ist, denkt logisch. Aber meiner Erfahrung nach ist das oft nicht der Fall. Und dieser Mann schien genau zu wissen, wo die Leiche gefunden wurde. Der exakte Fundort wurde in der Presse nie erwähnt.«
    »Aber kann sich nicht jeder, der im Park joggt, denken, wo es passiert ist? Der Holland Park ist nicht gerade riesig.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie sollten sich vom Park fernhalten.«
    »Ich kann auf mich aufpassen. Ich bin kein Kind mehr, wissen Sie.«
    »Das war Rachel auch nicht.«
    Die Worte stimmten sie nachdenklich. Nach allem, was er bis jetzt gesagt hatte, hatte sie angenommen, dass das, was Rachel zugestoßen war, ein Einzelfall war. Jetzt fragte sie sich, ob er ihr die ganze Wahrheit gesagt hatte. »Glauben Sie, dass es wieder passieren könnte? Glauben Sie, dass da ein Irrer frei herumläuft?« Irgendwie war der Gedanke tröstlicher als der, dass jemand, den sie kannte, für die Tat verantwortlich war.
    »Im Augenblick haben wir noch keine Ahnung, warum sie ermordet wurde. Wir wissen nicht, wie hoch das Risiko ist.«

    »Aber glauben Sie ernsthaft, dass es wieder passieren könnte?«
    »Das sage ich nicht. Aber wenn ich eine Frau wäre, würde ich nicht alleine laufen gehen, vor allem dann nicht, wenn kaum Menschen in der Nähe sind.«
    Er sagte es auf eine Art, die ihr das Gefühl gab, ein Dummerchen zu sein. »Jetzt klingen Sie wie mein Bruder. Ich könnte morgen von einem Bus überfahren werden, aber das hält mich nicht davon ab, über die Straße zu gehen.«
    Er presste die Lippen aufeinander, als wäre er anderer Meinung.
    »Was ist es, das Sie mir nicht erzählen?«
    »Ich mache mir nur Sorgen um Sie, mehr nicht.«
    »Unsinn.« Sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme. Wie konnte er erwarten, dass sie ihm half, wenn er so wenig verriet? »Warum wollen Sie es mir nicht sagen?«
    »Es ist nicht angebracht. Sie sind zu sehr in den Fall involviert.«
    Am liebsten hätte sie gesagt, dass ja gerade das der Punkt war, aber ein Blick auf ihn genügte, und sie wusste, dass es nicht gut wäre.
    Er musterte sie einen Augenblick auf eine Art, die ihr unbehaglich war, dann sagte er: »Warum haben Sie zwei gestritten? Sie und Rachel, meine ich.« Sie setzte gerade zu einer Antwort an, da hob er die Hand. »Eins noch, bevor Sie antworten: Ich will nicht den ganzen Quatsch hören, den Sie mir neulich Abend erzählt haben. Ich will den wahren Grund.«
    Er gab einfach nicht auf. Müde und erschöpft von seiner Hartnäckigkeit, suchte sie Zuflucht in ihrem Wein, und sie sah alles wieder vor sich, das Bild von Rachel und ihm zusammen in Rachels großem, dunklem Bett. Vielleicht war es an der Zeit, das Versteckspiel zu beenden und Tartaglia zu erzählen, wie Rachel
wirklich war. Es würde guttun, seine Illusionen zu zerstören.
    Sie erwiderte seinen Blick. »Was ich Ihnen gesagt habe, stimmte. Über das, was sie gesagt hat, und die SMS beim Essen. Ich habe nur eine wichtige Sache weggelassen. Rachel hat mir jemanden weggenommen. Jemanden, den ich glaubte sehr zu lieben. Sie hat es absichtlich und bewusst getan, um uns auseinanderzubringen. Und mehr als alles andere hat sie es getan, weil sie es konnte.«
    »Weggenommen? Aber ich dachte, Sie beide wären gute Freundinnen, ich dachte, Sie haben sie geliebt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »In den letzten zwei Monaten habe ich sie gehasst. Ich habe sie zwar nicht umgebracht, aber ich habe mir sehr, sehr oft gewünscht, sie wäre tot.«
    Er war verwirrt und setzte zum Sprechen an.
    »Es tut mir leid, wenn ich Ihre Illusionen zerstöre«, unterbrach sie ihn, ehe er etwas sagen konnte. »Und Sie werden mich nicht dazu bringen, ins Detail zu gehen. Wie ich bereits sagte, ich habe sie nicht umgebracht, und was zwischen uns geschehen ist, hat nicht das Geringste mit dem Mord zu tun. Aber so viel kann ich Ihnen sagen: Ich werde ihr nie verzeihen, was sie mir angetan hat. Wenn ich Schuldgefühle habe, dann nur, weil ich kein Mitleid mit ihr habe.«
    Einen Augenblick lang schwieg er, dann streckte er die Hand aus, berührte sanft die ihre, und sein Blick war so voller Verständnis, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Das tut mir leid«, sagte er. »Danke, dass Sie es mir erzählt haben.«
    Sein Handy begann zu klingeln, und er holte es seufzend aus der Tasche, als gefiele ihm die Unterbrechung gar nicht. Er hörte einen Moment lang dem Anrufer

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