Wer Böses Tut
Mandant hat nichts falsch gemacht«, wiederholte Mallinson.
»Wenn das so ist, warum lügt er dann immer noch?«
»Komm zurück, Patrick.« Mallinson klopfte auf den Stuhl neben sich. »Ich bin sicher, wir können das einvernehmlich regeln.«
»Alles, was ich will, ist die Wahrheit«, sagte Tartaglia ruhig.
»Himmel noch mal, ich sage die Wahrheit«, schrie Tenison mit hochrotem Gesicht. »Ich habe sie nicht umgebracht.«
»Gut, Mr. Tenison. Bitte setzen Sie sich wieder und lassen Sie uns versuchen, das zu klären.«
Tenison starrte ihn einen Moment lang an, dann zuckte er mit den Achseln. Er kehrte an den Tisch zurück und sank murrend, mit fest verschränkten Armen, wieder auf den Stuhl.
»Gut. Lassen Sie uns noch mal über Ihr Alibi sprechen. Wo waren Sie zwischen sieben und acht Uhr am Morgen des folgenden Tages?«
»Zum x-ten Mal, ich war in meiner Wohnung.«
»Um wie viel Uhr haben Sie die Wohnung verlassen?«
»Gegen acht. Ich bin mit dem Zug von Waterloo Station in meinen Wahlkreis gefahren.«
»Das dauert, warten Sie … höchstens fünfundvierzig Minuten?«
Tenison nickte.
»Aber Ihre Sekretärin sagt, Sie kamen um kurz vor elf und haben alle früheren Termine telefonisch abgesagt. Warum kamen Sie so spät?«
Tenison biss die Zähne zusammen. »Bin ich das? Ich erinnere mich nicht.«
»Sehen Sie, es ist ein Leichtes für uns, die Überwachungskameras zu überprüfen,um herauszufinden, wann Sie am Bahnhof
waren. Wie ich das sehe, hatten Sie sehr viel Zeit, Miss Tenison zu ermorden. Wenn Sie es nicht getan haben, sollten Sie mir eine bessere Erklärung für Ihre Verspätung anbieten.«
»Ich habe verschlafen und konnte kein Taxi bekommen. Gut?«
»Nicht gut genug.«
Mallinson klopfte auf den Tisch. »Kommen Sie, Inspector. Haben Sie irgendeinen Beweis, der meinen Mandanten mit dem Tatort in Verbindung bringt?«
Tartaglia wandte sich an Mallinson. »Ich will die Wahrheit, und entweder ich bekomme sie jetzt und hier von ihm, oder ich lasse es die Presse erledigen. Er hat die Wahl.«
Mallinson wollte etwas erwidern, doch Tenison winkte müde ab. »Schon gut, schon gut. Ich werde Ihnen sagen, wo ich war, obwohl es Sie überhaupt nichts angeht. Ich habe ein Alibi für diese Nacht und den folgenden Morgen. Und bevor ich mehr sage, müssen Sie mir Ihr Wort geben, dass nichts davon in die Presse kommt.«
»Sagen Sie uns einfach, wo Sie waren«, sagte Tartaglia unbeirrt. Er würde mit Tenison keinen Deal machen, nachdem dieser sie so belogen hatte.
Tenison verfiel in Schweigen, und Tartaglia wartete, bis er seinen inneren Konflikt mit sich ausgetragen hatte. Nach einer Weile räusperte er sich. »Ich war in der Nacht bei einer Freundin.«
»Wir brauchen ihren Namen.«
Tenison legte die Hände flach auf den Tisch und beugte sich vor. »Hören Sie, Inspector«, flüsterte er heiser. »Bitte verstehen Sie das, ich bin in einer verzwickten Lage, was meine Karriere angeht, meine ich. Und meine Frau weiß nichts davon. Ich kann es mir nicht leisten, dass alles auffliegt. Können Sie mir versprechen, dass unsere Namen aus den Zeitungen rausgehalten werden?«
»Das hätten Sie sich früher überlegen müssen. Der Name, Mr. Tenison.«
Wieder rang Tenison mit sich, ob er kooperieren sollte oder nicht.
»Der Name.«
Tenison seufzte. »Ich bete zu Gott, dass das alles nicht an die Öffentlichkeit kommt. Ich war bei Liz Volpe. Rachels Freundin. Sie war der Grund, warum Rachel und ich uns gestritten haben.«
Sechsundzwanzig
»Es stimmt«, sagte Liz. »Patrick war in der Nacht bei mir in der Wohnung meines Bruders.«
»Warum haben Sie das nicht früher gesagt?«, fragte Tartaglia.
»Weil Patrick mich darum gebeten hat.« Liz erwiderte seinen Blick mit kindlicher Unschuld, als wäre es so einfach.
Sie waren in einem anderen Vernehmungsraum, ein Stück weiter den Gang hinunter. Blass, die Augen noch vom Schlaf verquollen, war Liz aus dem Bett gerissen und auf das Polizeirevier in Belgravia gebracht worden. Sie hatte sich offenbar das Nächstbeste gegriffen und hastig angezogen - Jeans, ein altes T-Shirt und eine voluminöse schwarze Strickjacke, die sie wie einen Schal um sich wickelte.
»Tun Sie immer, was man Ihnen sagt?«
Liz sah weg und zuckte mit den Schultern. »Natürlich nicht. Aber um ehrlich zu sein, es schien das Einfachste zu sein.«
»Sie haben also für ihn gelogen.« Er hatte Mühe zu verstehen, was sie in Patrick Tenison sah und warum sie zuließ, dass er sie
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