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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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Klappstühlen an der Wand; anscheinend wurde sie als Esszimmer genutzt. Durch ein Dachfenster über ihnen fiel schwaches, graues Licht auf ein unbeholfen gemaltes Wandbild mit einem mediterranen Motiv.

    Kurz darauf erschien Liz im Flur hinter ihnen. Sie trug ausgewaschene Jeans und Turnschuhe, zog sich gerade eine riesige anthrazitfarbene Wolljacke über ein enges, schwarzes T-Shirt und wirkte so verwirrt und desorientiert wie jemand, der gerade erst aufgestanden ist.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ«, sagte sie mit tiefer, heiserer Stimme, während sie ihr dickes, dunkelblondes Haar aus dem Kragen der Jacke befreite. Ihr Gesicht war blass, die Augen rot und geschwollen.
    »Das ist Detective Constable Feeney«, stellte Tartaglia Karen vor.
    Liz reichte beiden die Hand und lächelte angespannt. Ihre Finger waren kalt, und sie zog ihre Hand schnell zurück. »Setzen wir uns.«
    Auf dem Weg durch den Flur ins Wohnzimmer bewegte sie sich langsam, beinahe torkelnd, als wäre sie immer noch im Halbschlaf oder wie in Trance. Sie war ein ganzes Stück größer, als er am vergangenen Abend wahrgenommen hatte, beinahe so groß wie er, schlank und athletisch.
    Der Raum, den sie betraten, war geräumig, lag über Eck, mit einer hohen Decke und Giebelfenstern zu beiden Seiten. Liz schaltete das Licht ein, bedeutete ihnen, auf einem gemütlich aussehenden Sofa am Kamin Platz zu nehmen, und setzte sich selbst ihnen gegenüber auf einen alten, braunen Ledersessel, die Beine artig nebeneinandergestellt, die Hände förmlich auf dem Schoß gefaltet. Der Couchtisch aus Holz stand wie eine Barriere zwischen ihnen.
    Während er sich setzte, sah Tartaglia sich um, registrierte die verblassten grünen Wände, die überquellenden, wackeligen Bücherregale und den abgenutzten Holzboden, der mit einer bunten Mischung staubiger Kelims ausgelegt war. Eine Wohnung dieser Größe und in dieser Gegend musste ein Vermögen
wert sein, aber die Einrichtung sah aus, als stamme sie aus einem Billigladen. Und sie hatte nichts Feminines, es gab keinen Schmuck, keine Bilder, außer einem großen, ausgebleichten alten Druck von einem Rennpferd in einem schweren schwarzen Rahmen über dem Kamin.
    »Wohnen Sie schon lange hier, Miss Volpe?«, fragte er, während Feeney sich neben ihn setzte und anfing, in ihrer überdimensionierten Handtasche nach Notizbuch und Stift zu kramen.
    Liz schüttelte den Kopf. »Die Wohnung gehört meinem Bruder. Ich wohne nur vorübergehend hier, solange er nicht da ist. Bis ich weiß, wie es weitergeht. Ich habe im Ausland gelebt, wissen Sie.«
    Als er ihren Blick erwiderte, merkte er, dass er sie am Abend zuvor gar nicht genau angeschaut hatte. So zusammengekauert, in dem langen, schwarzen Mantel auf der Treppe und dem Sofa des Portiers, mit den langen, blonden Haaren vor dem Gesicht, war da nicht viel zu sehen gewesen, und es war, als sähe er sie jetzt zum ersten Mal. Sie hatte große, blaue Augen. Ihr Gesicht war attraktiv, wenn auch nicht unbedingt schön, mit einer breiten Nase und vollen Lippen, doch mit ihrer Größe und den Haaren bot sie ein eindrucksvolles Bild.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie so bald schon wieder belästigen muss, aber ich muss Ihnen einige Fragen stellen. Es ist sehr wichtig, dass wir so viel wie möglich über Rachel Tenisons Hintergrund herausfinden.«
    »Ich verstehe«, sagte sie leise, den Blick auf ihre Hände gerichtet. »Was wollen Sie wissen?«
    Er bemerkte, dass ihre langen Finger schmucklos waren, die Nägel zweckmäßig kurz geschnitten.
    »Waren Sie schon lange miteinander befreundet?«
    Sie begegnete seinem Blick. »Über zwanzig Jahre. Wir sind zusammen zur Schule gegangen.«

    »Dann kennen Sie auch ihre Familie gut?«
    »Ich kenne ihren Bruder Patrick, aber Rachels Eltern habe ich nie getroffen. Sie starben, bevor sie auf meine Schule kam.«
    »Sie müssen sich sehr nahegestanden haben.«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Er registrierte das Zögern in ihrer Stimme. »Sie scheinen sich nicht sicher zu sein.«
    Sie seufzte. »Wir kannten uns eine lange Zeit. Wir haben viel zusammen erlebt, wenn es das ist, was Sie mit ›nah‹ meinen. Wir mochten uns sehr, aber wir waren nicht unzertrennlich wie manche anderen Mädchen. So bin ich nicht, und so war Rachel auch nicht.« Ihre Antwort kam ein wenig zu schnell, als hätte sie sie vorher eingeübt.
    »Wie war sie?«, fragte er und ließ sie nicht aus den Augen.
    Sie runzelte die Stirn, als verstünde sie den Sinn der Frage

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