Wer Böses Tut
sagte Tartaglia. »Haben Sie die Putzfrau gefunden?«
Wightman nickte. »Sie ist eine Filipina und wohnt in einer Sozialwohnung in Notting Hill. Sie war die ganze Nacht aus, beim Mah-Jong-Spielen, und ich konnte gerade erst mit ihr sprechen. Sie sagt, sie macht montags und freitags bei Rachel Tenison sauber und arbeitet seit über zwei Jahren für sie. Letzten Freitag kam sie wie immer so gegen zehn. Als sie in die Wohnung kam, stand Miss Tenisons Handtasche im Flur, was ihr seltsam vorkam, die Alarmanlage war ausgeschaltet und die Wohnung unverschlossen, was ebenfalls nicht normal war. Sie dachte, Miss Tenison wäre zu Hause, bis sie merkte, dass niemand da war.«
»Vielleicht hat Rachel Tenison nicht an die Alarmanlage gedacht,
als sie joggen ging. Das würde bedeuten, sie ist nach dem Joggen gar nicht mehr in die Wohnung zurückgekehrt.«
»Die Putzfrau konnte es nicht sagen, Sir. Miss Tenison war nie zu Hause, wenn sie kam. Normalerweise haben sie alles am Telefon besprochen oder sich gegenseitig Nachrichten hinterlassen.«
»War noch etwas anders als sonst?«, fragte Steele.
»Sie glaubt nicht, Ma’am.«
»Wie hat sie die Wohnung vorgefunden?«, fragte Tartaglia.
»Chaotisch, aufgeräumt, unordentlich?«
»Sie sagte, es war ziemlich ordentlich - oder ich glaube, dass sie das sagte.« Wightman konsultierte seine Notizen, dann fügte er hinzu: »Jedenfalls nichts Ungewöhnliches.«
»War das Bett benutzt?«
»Ja.«
»Aber nichts Ungewöhnliches?«
»Nein, Sir. Sie sagte, sie hat ein paar Gläser abgeräumt und zwei leere Weinflaschen.«
»Wo waren die?«
Wightman schaute wieder in seine Notizen. »Im Wohnzimmer, Sir. Sie sagte, es sah aus, als hätte Rachel Tenison Gäste gehabt. Sie hat vier oder fünf Gläser in die Spülmaschine geräumt, aber sie hat sie nicht angestellt, weil sie noch fast leer war. Sie sagte, Miss Tenison wollte immer, dass die Maschine voll ist, ehe sie eingeschaltet wird. Strom sparen oder so.«
»Die Gläser sind schon im Labor«, sagte Tartaglia für alle. »Wenigstens wissen wir jetzt, wann sie benutzt wurden.«
»Vielleicht waren ja auch schon vor Donnerstagabend Gläser in der Maschine«, sagte Steele.
Tartaglia schüttelte den Kopf. »Rachel Tenison scheint mir nicht der Mensch gewesen zu sein, der schmutzige Gläser tagelang herumstehen lässt.«
Wightman nickte. »Die Putzfrau sagte, sie wollte es immer hübsch ordentlich haben, es gab nie viel aufzuräumen oder zu putzen, nicht wie bei einigen ihrer anderen Stellen. Sie sagte, es war eine Freude, für sie zu arbeiten.«
Tartaglia rieb sich nachdenklich das Kinn. »Nehmen wir einmal an, die Gläser waren vom Donnerstagabend. Rachel Tenison ging früh am Freitagmorgen laufen. Wahrscheinlich hatte sie vor, die Gläser wegzuräumen, wenn sie wiederkommt. Was ist mit ihren Sportsachen? Haben Sie die Putzfrau gefragt, ob sie sie in der Wohnung gefunden hat?«
»Da war ein Korb mit schmutziger Wäsche, die sie gewaschen hat, aber sie war trocken. Am Freitagmorgen hat es heftig geschneit. Wenn Rachel Tenison laufen war, wären ihre Kleider um zehn noch tropfnass gewesen.«
»Ja. Dann sieht es immer mehr danach aus, als wäre Rachel Tenison nie zurück in ihre Wohnung gekommen. Gott sei Dank war der Geschirrspüler fast leer, und wir haben die Gläser. Im Augenblick sind sie das Einzige, was wir haben.« Er schaute zu Nina Turner, die gerade hereingekommen war. »Gibt es etwas Neues über den Park?«
»Noch haben wir weder ihre Kleidungsstücke noch ihre persönlichen Gegenstände gefunden, Sir, aber heute wird hoffentlich etwas auftauchen.«
Sie wirkte noch dünner und eckiger als sonst, in einem schlichten, grauen Hosenanzug und einer blauen Bluse, die ihre olivfarbene Haut betonte. Ihr langes, schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie war selbst zu dieser frühen Stunde perfekt geschminkt; Donovan wusste nicht recht, ob sie das bewundern oder verachten sollte.
»Wie lange wird der Park geschlossen bleiben müssen?«, fragte Steele.
»Noch ein oder zwei Tage«, antwortete Nina mit einem Blick
in Tartaglias Richtung. »Bei den Schneemassen kommen wir nur langsam voran. Wenigstens wissen wir jetzt, wo sie den Park betreten hat und welchen Weg sie vermutlich gelaufen ist. Wir hatten gestern die Hundestaffel im Einsatz, und sie wird heute noch einmal durchgehen. Wir suchen weiter, aber ehrlich gesagt, habe ich nicht viel Hoffnung, dass wir mehr als ihre Kleider oder persönlichen
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