Wer Böses Tut
Gegenstände finden. Angenommen, sie wurde am Freitag getötet, dann war der Park zwei Tage lang offen, ehe wir ihn abgeriegelt haben.«
»Wie weit sind wir mit der Wohnung des Opfers?«, fragte Tartaglia.
»Mit den Fingerabdrücken sind wir gestern Abend fertig geworden und haben alle, die wir gefunden haben, ins Labor geschickt.«
»Und ihre Sachen?«
»Wir werden sie heute durchgehen. Wenn wir damit fertig sind, beginnen wir mit dem Luminol-Spray.«
Tartaglia sah Minderedes an. »Was haben Sie für uns, Nick?«
Minderedes rutschte langsam, den Kaffeebecher in der Hand, vom Schreibtisch und räusperte sich. »Die Kollegen vom örtlichen Revier versuchen, andere Jogger oder Spaziergänger mit ihren Hunden ausfindig zu machen, die vielleicht an dem Morgen im Park waren, aber die paar, die sie bis jetzt aufgetan haben, waren alle erst später dort. Niemand hat irgendetwas Ungewöhnliches gesehen.«
»Wissen die Kollegen, dass sie über jeden Hintergrundinformationen einholen sollen?«
Minderedes nickte.
»Dann war die Leiche zu dem Zeitpunkt entweder schon gut versteckt - wahrscheinlich in dem Dickicht, wo sie gefunden wurde -, oder sie wurde woanders hingebracht, was allerdings unwahrscheinlich erscheint.«
»Vielleicht hat sie ihren Mörder im Park getroffen und ist mit ihm irgendwohin gegangen, wo sie dann ermordet wurde«, sagte Minderedes. »Der Mörder kam später zurück und hat ihre Leiche im Park versteckt.«
Steele schüttelte den Kopf. »Möglich, aber unwahrscheinlich. Warum sollte der Mörder mit ihr irgendwohin gehen, nur um ihre Leiche dann wieder zurückzubringen, wenn er ihr im Park über den Weg gelaufen ist? Wir sind mitten in London, nicht irgendwo in der Pampa. In dem Park wimmelt es tagsüber von Menschen. Das ist viel zu gefährlich.«
»Der Meinung bin ich auch«, stimmte Tartaglia ihr zu. »Und wie wir jetzt wissen, wurde ihre Leiche ganz nah an ihrer üblichen Laufstrecke gefunden. Lassen Sie uns für den Moment bei der offensichtlichsten Erklärung bleiben, es sei denn, etwas Neues kommt ans Licht.«
»Aber sie wurde einige Stunden vor ihrem Tod vergewaltigt«, sagte Karen Feeney von ihrem Schreibtisch in der ersten Reihe. »Wie passt das dazu?«
Tartaglia nickte. »Wir wissen nur, dass sie einige Stunden, bevor sie umgebracht wurde, mit irgendjemandem Sex hatte - ziemlich wüsten Sex, wie es aussieht. Und sie hat tiefe Einschnitte an Handgelenken und Knöcheln, wo sie gefesselt war. Aber das könnte auch in gegenseitigem Einverständnis geschehen sein. Bis jetzt wissen wir noch nichts über ihre Persönlichkeit oder ihren Hintergrund.«
»Was glauben Sie, ist passiert?«, fragte Steele. »Irgendwelche Sexspielchen, die schiefgelaufen sind, vielleicht?«
»Gut möglich, obwohl der Mörder nicht die Person sein muss, mit der sie Sex hatte. Rachel Tenison ging fast jeden Morgen joggen, vielleicht hat sie ja jemand beobachtet, oder vielleicht kannte sie diesen Jemand auch.«
»War sie lesbisch oder bisexuell?«
»Laut Aussage ihres Bruders nicht, aber das müssen wir natürlich überprüfen. Eine Frau kann eine andere Frau leicht mit einem Kampfgriff töten, wenn sie weiß, wie es geht. Wir dürfen nicht ausschließen, dass eine Frau die Täterin ist, auch wenn wir alle wissen, dass die Statistik bei dieser Art von Verbrechen dagegenspricht, vor allem, wenn möglicherweise ein sexuelles Motiv dahintersteckt.«
»Aber warum von hinten?«, fragte Feeney. »Der Mörder würde sie doch von vorne angreifen und mit den Händen erwürgen.«
»Möglicherweise hat das Opfer versucht zu entkommen«, sagte er. »Vielleicht wollte der Mörder sie nur festhalten. In der Hitze des Gefechts geraten die Dinge schnell außer Kontrolle, und er ist zu weit gegangen. Als sie versuchte, sich zu befreien, hat irgendetwas, das der Täter trug - vielleicht eine Uhr oder ein Armband oder etwas ähnlich Scharfes -, das Opfer unter dem Kinn verletzt. All das muss nicht länger als ein paar Minuten gedauert haben. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Leiche bewegt. Die Leichenflecke besagen, dass sie einige Stunden flach auf dem Rücken lag, ehe sie wieder gefesselt wurde. Vielleicht wurde der Mörder gestört und musste später wiederkommen, um den Job zu Ende zu bringen, um sein Schauspiel zu inszenieren. Er zieht sie nackt aus, fesselt sie mit Klebeband und steckt ihr das Gedicht in den Mund, dann arrangiert er die Leiche in einer knienden Position, fast, als sollte sie geopfert werden. Sie
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