Wer Böses Tut
haben inzwischen alle die Fotos gesehen.«
»Sie sieht aus, als würde sie beten«, sagte Feeney.
»Eher, als würde sie um Gnade flehen«, ergänzte Minderedes.
Tartaglia nickte. »Es ist eine beabsichtigte Nachricht, was auch immer sie bedeutet.«
»Wir hatten wirklich Glück, dass wir sie so schnell gefunden
haben«, sagte Donovan und dachte an die zugewachsene Einfriedung im Wald. »Sie hätte Wochen dort liegen können, wenn nicht Monate. Die Kinder, die sie entdeckt haben, konnten da nur rein, weil der Zaun teilweise eingebrochen war und noch nicht repariert wurde.«
»Stimmt«, pflichtete Tartaglia ihr bei. »Wir müssen davon ausgehen, dass sie nicht so schnell gefunden werden sollte. Wir haben es mit einem Mörder zu tun, der organisiert ist und klar denken kann, der nicht in Panik geraten ist. Mehr können wir im Moment noch nicht sagen. Jetzt müssen wir uns erst einmal auf das Profil des Opfers konzentrieren und herausfinden, wen Rachel Tenison am Donnerstagabend getroffen hat, nachdem sie von der Arbeit kam. Konnten Sie schon eine Kopie ihres Kalenders bekommen, Nick?«
Minderedes schüttelte den Kopf. »Ihr Geschäftspartner - Richard Greville - war im Ausland. Ich habe ihn gestern Abend spät noch erreicht. Er wird heute Morgen wieder in der Galerie sein.«
»Ich möchte, dass Sie und Sam ihm einen Besuch abstatten. Wir brauchen eine Liste ihrer geschäftlichen Telefonate und Zugang zu ihren Akten, plus Details zu ihrem Handy, wenn er die hat. Das übliche Spiel. Wer kümmert sich um ihren Festnetzanschluss?«
»Ich«, meldete sich Wightman. »Wir sollten im Laufe des Tages einen Ausdruck bekommen.«
Tartaglia schaute in Donovans Richtung. »Sam, kannst du die Sache mit dem Gedicht weiter verfolgen? Der Killer muss es aus irgendeinem Grund dort platziert haben, es sei denn, er will uns in die Irre führen. Die anderen konzentrieren sich auf den Park, Namen und Adressen und Überprüfung von jedem, der regelmäßig dort spazieren geht, und von jedem, der dort gesehen wurde, seit wir den Park geschlossen haben. Angesichts der
Gegebenheiten können wir einen Zufallstäter nicht ausschließen. Karen und ich haben um neun eine Verabredung mit Rachel Tenisons Freundin Liz Volpe.«
»Was ist mit der Presse, Sir?«, fragte DS Sharon Fuller, die Büroleiterin, die direkt hinter Donovan saß. »Werden Sie die Identität des Opfers heute bekanntgeben?«
»Ja. Sobald ihr Stiefbruder sie offiziell identifiziert hat. Gegen Mittag sollte es allgemein bekannt sein.«
»Am späten Vormittag, kurz vor den Mittagsnachrichten, wird es eine Pressekonferenz geben«, sagte Steele. »Superintendent Cornish wird sich darum kümmern. Leiten Sie alle Anrufe an die Pressestelle weiter oder stellen Sie sie zu mir durch.«
»Das wird einen ziemlichen Medienwirbel geben«, fügte Tartaglia hinzu. »Rachel Tenison war eine bekannte Kunsthändlerin im West End, und ihr Stiefbruder sitzt im Schattenkabinett. Sie können sich die Schlagzeilen vorstellen. Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, dass die Details über den Tatort nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Alles, und ich meine alles, muss geheim bleiben. Ist das klar?«
Fünf
Um kurz nach neun waren Tartaglia und DC Karen Feeney bei der Adresse in Notting Hill, die Liz Volpe ihnen gegeben hatte. Das weiß getünchte viktorianische Haus war beeindruckend, mit kunstvoll verziertem Gesims, geschwungenen Balkonen und einem klassischen Säulendach über der Eingangstür. Es lag als letztes in einer Reihe ähnlicher Häuser an einer spitz zulaufenden Straßenecke, und auf der Rückseite erstreckte sich ein weitläufiger privater, parkähnlicher Garten sanft ansteigend in Richtung Notting Hill Gate.
Tartaglia drückte auf den Klingelknopf mit Liz Volpes Namen, und innerhalb von Sekunden knisterte ihre Stimme über die Gegensprechanlage. Er nannte seinen und Feeneys Namen.
»Ganz oben«, sagte Liz. Ihre Stimme klang schläfrig, als wäre sie gerade erst aufgewacht.
Er hörte das Klicken des Hörers, gefolgt vom Summen des Türöffners, und schob schnell die schwere, dunkelgrüne Tür auf.
Mit der keuchenden Feeney im Schlepptau stieg er die breiten, geschwungenen Stiegen hinauf bis zum Treppenabsatz im obersten Stockwerk, wo er auf seine Mitarbeiterin wartete. Es gab nur eine Tür, die einen Spalt offen stand. Von Liz Volpe war nichts zu sehen, also gingen sie hinein und betraten eine großzügige Diele mit einem Tisch und einigen
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