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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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haben. Warum sollte sie nicht darüber sprechen wollen?«
    »Selbst wenn die Affäre vorbei war, hätte sie es nicht riskiert, sich eingehender damit zu befassen. Sie war sehr verschlossen, in sich zurückgezogen, wenn Sie so wollen, und sehr kontrolliert. Und sie war hochintelligent - ich habe sehr schnell begriffen, dass unsere Sitzungen nach ihren Bedingungen geführt wurden, nicht nach meinen.«
    »Aber sie muss doch geglaubt haben, dass Sie ihr auf die eine oder andere Art helfen können.«
    Williams machte eine Handbewegung, die seine Zustimmung signalisierte.
    »Befassen Sie sich mit sexuellen Problemen?«
    »Recht häufig. Ich bin kein Sexualtherapeut, aber naturgemäß begegne ich sexuellen Problemen bei meiner Arbeit. Für
gewöhnlich sind sie Symptome für andere, tiefer liegende Probleme.«
    »Soweit wir wissen, hatte Miss Tenison eine Vorliebe für SM-Praktiken. Sie wollte gefesselt werden. Ich kann auf die Details ihrer Ermordung nicht eingehen, weil sie nicht an die Öffentlichkeit geraten sollen, aber einiges an der Art, wie der Mörder ihren Körper zur Schau gestellt hat, weist darauf hin. Wir versuchen zu verstehen, wie das alles zusammenpasst. Können Sie uns dabei irgendwie behilflich sein?«
    Williams nickte langsam. »Vor allem bei Rachel vermutete ich, dass sie etwas vor mir verbergen wollte. In einer unserer Sitzungen erhaschte ich einen Blick davon. Sie beschrieb einen Traum, den sie gehabt hatte, und es wurde deutlich, dass sie Fantasien von Vergewaltigung hatte.«
    »Vergewaltigung?«
    »Sie sind überrascht, aber das ist tatsächlich eine häufige weibliche Fantasie. Es geht um Dominanz und Unterwerfung, nicht um Vergewaltigung im eigentlichen Sinn.«
    Tartaglia dachte an das Foto von Rachel Tenison, das er in Steeles Büro gesehen hatte, an das Funkeln in ihren Augen, unschuldig und doch verführerisch. »Wie gerät jemand in so etwas hinein?«
    »Meistens ergreift ein anderer die Initiative, schlägt vor, etwas Neues auszuprobieren, jemand, der vielleicht älter ist oder erfahrener oder in der Beziehung die Machtposition hat. Dann entdecken sie, dass es ihnen gefällt, und so entwickelt es sich weiter. Oft gehen sie eine Stufe höher oder aber in eine ganz andere Richtung.«
    Ob Richard Greville wohl der Initiator gewesen war, kam Tartaglia kurz in den Sinn. Das würde eine Menge über die Dynamik ihrer sonderbaren Beziehung erklären und warum Rachel Tenison ihn schließlich fallenließ. Sie war weitergegangen.

    »Um noch einmal auf das zurückzukommen, was Sie über ihre Vergewaltigungsfantasien gesagt haben«, sagte er. »Warum gibt sie vor, es sei nur ein Traum gewesen? Warum verbirgt sie, was in Wirklichkeit geschieht, vor Ihnen?«
    Williams lächelte. »Oh, das machen Menschen mit sexuellen Perversionen sehr häufig.«
    »Wirklich?«
    »Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Ein Kollege von mir hatte einmal einen Patienten, der fast zwei Jahre lang zweimal die Woche zu ihm kam. Man sollte meinen, dass er den Mann ziemlich gut kannte, nicht wahr? Nun, erst als der Mann tot auf dem Grund des Swimmingpools eines Freundes gefunden wurde - offensichtlich war er durch einen Unfall ertrunken -, entdeckte mein Kollege, dass der Mann autoerotische Asphyxie praktiziert hatte.«
    »Ich dachte, dabei versuchen sie normalerweise sich zu strangulieren oder stülpen sich Plastiktüten über den Kopf.«
    »Ertrinken hat denselben Effekt. Es geht um die Unterbrechung der Luftzufuhr. Wie auch immer, der langen Rede kurzer Sinn: Der arme Mann hatte sich jahrelang glücklich Gewichte an die Füße gehängt und sich halb ertränkt, bis eines Tages alles schiefging und er die Schere, oder was er sonst benutzte, um sich zu befreien, fallen ließ. Was ich sagen will: In all den Jahren hat er seinem Therapeuten gegenüber diese Gewohnheit nicht einmal erwähnt.«
    »Das ist außergewöhnlich.«
    Williams zuckte mit den Achseln. »Menschen mit sexuellen Perversionen neigen dazu, unaufrichtig zu sein. Es handelt sich einfach um einen weiteren Suchttyp, der von seiner eigenen, ganz besonderen Droge abhängig ist. Warum sollte er es jemandem wie mir erzählen, der empfehlen könnte, damit aufzuhören?«

    »Warum kommen diese Patienten dann überhaupt zu Ihnen?«
    »Weil sie deprimiert oder aus anderen Gründen unglücklich sind. Sie betrachten ihre Gewohnheit nicht als Problem; sie denken, sie können sie kontrollieren. Es ist alles sorgfältig abgeschottet, und viele von ihnen führen nach außen hin ein völlig

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