Wer Böses Tut
es ist längst nicht der große Knüller.« Er zählte die Punkte an seinen Fingern ab, während er redete. »Also, wenn ihr meine DNS wollt, müsst ihr mich erst verhaften. Und dafür habt ihr keinen Grund, oder? Und jetzt verschwenden Sie nicht länger meine Zeit und lassen Sie mich in Frieden.«
Er wickelte den Morgenmantel um sich, kam unsicher auf die Füße und setzte sich in Richtung Eingangstür in Bewegung. Tartaglia und Feeney hatten keine Wahl und folgten ihm.
»Ja, Sie haben Recht, Mr. Bourne«, sagte Tartaglia. »Im Augenblick haben wir nicht genug in der Hand, um Sie zu verhaften. Danke für Ihre Zeit. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt, rufen Sie uns bitte an.« Er legte seine Karte auf den Küchentresen.
»Klar, aber da können Sie lange warten.« Als Bourne ihnen die Tür aufhielt, sah er Tartaglia mit trübem Blick in die Augen und produzierte ein breites Zahnpastalächeln. Er grinste immer noch, als er die Tür hinter ihnen zuschlug.
»Heilige Mutter Gottes«, sagte Feeney mit versteinertem Gesicht, als sie hinter Tartaglia den Flur entlangging. »Was für ein arroganter Schnösel. Er denkt wohl, er ist ein Geschenk Gottes, wie?«
»Das tut er mit Sicherheit«, erwiderte Tartaglia mit Blick die Treppe hinunter. »Leider hat er auch Recht. Wir haben rein gar nichts in der Hand, um ihn festzunehmen, und das ist der einzige Weg, um an seine Fingerabdrücke und seine DNS zu kommen. In der Zwischenzeit will ich, dass dieser Jonathan Bourne gründlich überprüft wird. Ich bin mir sicher, er verschweigt irgendwas, und ich will wissen, was das ist.«
Als sie aus dem Gebäude in den Nieselregen traten und sich anschickten, die Portobello Road hinunterzulaufen, begann Tartaglias Handy zu klingeln. Er blieb in einem Hauseingang stehen und klappte es auf. Es war DS Sharon Fuller.
»Ich hatte gerade Patrick Tenison an der Strippe«, sagte sie. »Er möchte, dass Sie ihn anrufen. Er war ziemlich hartnäckig. Will wissen, ob es schon Fortschritte gibt.«
»Gut«, sagte er widerwillig. Dieser Tenison dachte wohl, er sei was Besonderes. Beschwichtigung ohne Weitergabe von Informationen war gefragt. Tenison mochte zwar der nächste Angehörige sein, doch er hatte kein Alibi für die Tatzeit des Mordes an seiner Schwester, auch wenn es bisher noch kein klares Motiv gab, das ihn zu einem potenziellen Verdächtigen machte. »Wenn ich es recht bedenke, bitten Sie Carolyn Steele, ihn anzurufen. Sie ist gut darin, den Leuten Honig um den Mund zu schmieren. Gibt es sonst noch etwas?«
»Ja. Ich habe gerade eine Nachricht von einem Dr. Huw Williams erhalten. Offensichtlich walisisch geschrieben. Er wollte am Telefon nicht recht mit der Sprache rausrücken. Wie auch immer, er sagte, er sei Rachel Tenisons Psycho-Irgendwas. Seine Praxis ist in der Harley Street, und er hat heute Nachmittag um vier Zeit für Sie. Er sagte, er hätte eine Information, die uns nützlich sein könnte.«
Zwölf
»Bitte nehmen Sie Platz. Dr. Williams wird gleich für Sie da sein.«
Die kleine, grauhaarige Empfangsdame schloss die Tür hinter sich und ließ Tartaglia im Wartezimmer allein.
Er zog sein nasses Jackett aus und hängte es an den Garderobenständer neben dem Fenster. Draußen wurde es bereits dunkel, und man konnte kaum mehr erkennen als die Silhouette eines hohen Krans und die Rückseiten der Gebäude dahinter, in denen sich augenscheinlich nur Büros befanden. Das Wartezimmer war teuer, aber fantasielos möbliert, mit einigen bequem aussehenden Sofas und Stühlen und altmodischen Drucken von London an den Wänden. Der Geruch nach frischem Kaffee zog ihn zu einem Tablett auf einem Tisch unter dem Fenster, bestückt mit einer Thermoskanne, Tassen, Milch und Zucker. Er schraubte den Deckel der Kanne auf und schenkte sich eine volle Tasse Kaffee ein. Er hatte mittags nur ein Sandwich gegessen und spürte bereits, wie er hungrig wurde und seine Energie nachließ. Er fügte ein wenig Milch hinzu, dann wandte er sich, mit der Tasse in der Hand, um und betrachtete die Reihe Hochglanzmagazine, die auf dem Tisch in der Mitte auslagen. Gerade wollte er sich mit einer Ausgabe der GQ hinsetzen, als die Tür aufflog und ein kräftiger Mann mit dichten, braunen Locken ins Wartezimmer schritt.
»Inspector? Ich bin Huw Williams.« Er streckte ihm eine kräftige Hand entgegen. Er trug einen gut geschnittenen Anzug zu einem hellgelben Hemd, keine Krawatte, sah aus, als
wäre er Ende vierzig, und entsprach in keinster
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