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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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normales Leben.«
    »Wie kann es sein, dass ihre Familien und Freunde keinen Schimmer davon haben?«, fragte Tartaglia und dachte an Liz.
    »Manchmal ahnen sie es, aber meistens nicht. Wie ich schon sagte, dieser Typus ist unaufrichtig. An der Oberfläche weist nichts auf das hin, was darunter weggeschlossen ist.«
    Tartaglia rieb sich nachdenklich die Lippen. Hatte Liz doch die Wahrheit gesagt? »Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?«
    Williams beugte sich vor, die Hände vor sich gefaltet, die Stirn gerade noch im Licht des Strahlers. »Aus ethischer Sicht ist dies eine verzwickte Situation, aber angesichts dessen, was geschehen ist, gibt es etwas, das direkten Einfluss auf Ihre Ermittlungen haben könnte, und es passt zu dem, was wir gerade besprochen, haben. Deswegen habe ich Sie angerufen. Ich hole nur meine Unterlagen.«
    Er stand auf, verließ den Raum und kehrte nach wenigen Minuten mit einer dicken gelben Akte zurück. Er nahm wieder Platz, setzte eine Lesebrille auf und begann, die dicht beschriebenen, getippten Seiten langsam durchzublättern.
    »Ich mache mir bei jeder Sitzung Notizen und diktiere sie anschließend sofort zusammen mit meinen Beobachtungen. Deswegen sind es mehr oder weniger wörtliche Übertragungen. Ja, hier ist es, am 24. Juli.« Er überflog die Seite und blätterte zur nächsten. »Wir haben während dieser Sitzung hauptsächlich über Rachels Stiefvater gesprochen. Er war sehr autoritär,
ein echter Tyrann, nach allem, was man hört; obwohl sie das nie zugegeben hätte. Für sie war das ziemlich schwierig, deswegen ließ ich sie eine Weile in Ruhe. Es vergingen ungefähr fünf Minuten, dann sagte sie plötzlich aus heiterem Himmel: ›Gestern Abend bin ich in eine Bar gegangen und habe einen Mann angesprochen. Wir endeten in meiner Wohnung und hatten Sex.‹« Williams linste über den Rand seiner Brille zu Tartaglia. »Es war das erste Mal, dass sie irgendetwas über ein sexuelles Ereignis gesagt hat.«
    Tartaglia runzelte die Stirn und versuchte, seine Aufgeregtheit zu verbergen. »Glauben Sie, dass sie die Wahrheit gesagt hat oder nur versuchte, Ihnen eine Reaktion zu entlocken?« Wenn Rachel Tenison tatsächlich die Angewohnheit hatte, Männer in Bars aufzulesen, taten sich unendlich viele Möglichkeiten auf.
    »Beides, würde ich sagen. Sie wusste genauso gut wie ich, dass es etwas völlig Neues in unseren Gesprächen war.«
    »Was passierte dann?«
    »Ich fragte sie, ob es eine angenehme Erfahrung war, und sie antwortete, ja, sie war ›gut‹.« Dann fragte ich sie, ob sie das früher schon einmal gemacht hat, und sie sagte: ›Nein.‹«
    »Aber sie hat gelogen?«
    »Da bin ich mir sicher, aber ich ließ es durchgehen.«
    »Warum sollte sie Sie anlügen? Warum überhaupt die ganze Sache erwähnen, wenn sie in Wirklichkeit gar nicht darüber reden wollte?«
    »Weil sie ein Spiel spielte. Sie wollte meine Neugier wecken.« William schaute wieder in seine Notizen. »›Erzählen Sie mir, was Sie getan haben, bevor Sie in die Bar gingen‹, habe ich sie als Nächstes gefragt. Sie antwortete, sie sei nach Hause gekommen und wollte sich etwas zu trinken einschenken, als ihr klar wurde, dass sie mehr Lust auf einen Cocktail hatte und auf jemanden, der ihn ihr einschenkte. Sie sagte, sie kenne eine Bar in
der Nähe ihrer Wohnung mit einem Barkeeper namens Victor, der super Martinis mixt. Sie sagte, er wüsste genau, wie sie ihn mag. Dann schilderte sie langsam und in allen Einzelheiten, wie sie sich umgezogen hat, bis hin zum Parfum und zur Farbe des Lippenstifts. Ihre Vorbereitungen waren sorgfältig, bewusst und rituell, was ebenfalls nahelegt, dass es sich um eine Gewohnheit handelte.« Williams schaute wieder Tartaglia an und fügte hinzu: »Es war auch klar, dass sie versuchte, mich zu reizen.«
    Williams’ Gesicht war ausdruckslos, als hätte das keine persönliche Bedeutung. Tartaglia sah sie vor sich, schlank und hübsch, mit der herrlichen Wolke aus hellblonden Haaren und dem provokanten Funkeln in den Augen. Wie war das, nur die beiden, von Angesicht zu Angesicht, hier in diesem dunklen Raum? Es war eine sehr intime Situation, die Tür geschlossen, die Jalousien heruntergelassen, abgeschlossen von der Außenwelt. Er stellte sich Rachel hier vor, Stunde um Stunde, wie sie über sich selbst redete, genau da saß, wo er jetzt saß, Williams gegenüber. So nah. Hatte Williams mehr gewollt, als nur zuhören? Waren Psychoanalytiker empfänglich für normale männliche

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