Wer Böses Tut
das getan?«, fragte Tartaglia.
Turner zuckte mit den Achseln. »Dachte, sie wäre noch am Leben, hat er gesagt.«
»Kommen wir noch mal auf den Samstagabend zurück. Am Nachmittag war sie Lebensmittel einkaufen. Laut Kassenzettel kaufte sie eine Flasche Wein und Kerzen …«
»Ja. Sieht so aus, als hatte sie ein Date.«
»Dem Obduktionsbericht zufolge war ihr Magen leer bis auf den Wein.«
Turner nickte. »Steht alles in den Akten. Da gibt es eine Notiz, was man im Abfall gefunden hat. Jede Menge gekochtes
Essen, irgendwelche Nudeln glaube ich - mit Sicherheit genug für zwei, und nichts wurde gegessen. Die leere Weinflasche war auch da. Irgendwer hat alles aufgeräumt. Das Geschirr abgewaschen.«
»Solche Gäste mag ich«, sagte Tartaglia mit einem Blick auf Turner, aber das war verschwendete Liebesmüh. »Also hatte sie eine Verabredung. Und ihr habt nie herausgefunden mit wem.«
»In ihrem Kalender stand nichts für den Abend«, sagte Turner müde. »An den meisten anderen Abenden auch nicht. Arme, traurige Kuh.«
»Habt ihr ihre E-Mails überprüft?«
»Klar. Und ihr Telefon. Nichts dabei rausgekommen.«
»Dann muss es eine mündliche Verabredung gewesen sein. Vielleicht hat sie zufällig jemanden getroffen und für den Abend eingeladen.«
Turner nickte wieder. »Kann sein. Natürlich haben wir recherchiert, was sie in den Tagen davor so getan hat, aber da war nichts.«
»Was hatte sie an?«, fragte Donovan.
»Ihre Kleider haben wir nie gefunden.«
»Im Bericht steht, dass sie geschminkt war«, sagte Tartaglia. »Klingt, als hätte sie sich für irgendjemanden ganz schön angestrengt.«
Turner zuckte abermals mit den Achseln und trank einen Schluck Whisky.
Einen Augenblick schwiegen alle drei, dann sprach Tartaglia wieder: »Es ist sinnlos, damit noch mehr Zeit zu verschwenden. Der Watson-Fall ist tot. Du und Gifford, ihr habt alles getan, was ihr konntet, so wie es aussieht, und die Überprüfung hat auch nichts Neues gebracht. Die einzige Frage ist: Wo ist die Verbindung zu Rachel Tenison?«
»Da kann ich euch nicht helfen«, murmelte Turner.
Eine lange Pause entstand. Tartaglia streckte die Beine vor sich aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte mit leerem Blick in den Raum. Donovan fragte sich, was er dachte. Er sah müde aus, trug immer noch den Anzug, auf seinem Gesicht lag ein dichter Schatten dunkler Stoppeln, und sein welliges schwarzes Haar war ein wenig zerzaust. Er war sichtlich enttäuscht, dass es keine offensichtliche Verbindung zwischen den beiden Fällen gab, aber das Leben war nie leicht.
Nach einer Weile schlug Tartaglia sich auf die Schenkel und stand auf. »Ich glaube, für heute sind wir fertig. Ihr auch?«
Als er sich hinunterbeugte, um die Essensreste aufzusammeln, fing er Donovans Blick auf. Sie erhob sich, um ihm zu helfen, und überließ Turner den Kissen.
Tartaglia sammelte die Teller ein und schickte sich an, in die Küche zu gehen, als er sich noch einmal an Turner wandte. »Hast du irgendeine Ahnung, in welcher Position Catherine Watson war, als sie zuerst gefunden wurde?«
»Meinst du von Broadbent?«
»Ja.«
»Wir haben es rekonstruiert. Irgendwo müssten Fotos davon sein.« Er winkte unbestimmt in Richtung Akten neben der Tür und verstreute eine weitere Aschensäule auf dem Boden. »Wir haben ihn hundertmal deswegen verhört und versucht ihn auszutricksen, aber er blieb bei seiner Geschichte … so ungefähr das Einzige, wobei er geblieben ist. Hat die Details nie auch nur ein bisschen verändert.« Er starrte sein Glas an, überrascht, dass es leer war, und griff nach der Flasche neben sich.
»Gut. Ich schaue sie mir später an. Aber passten die Verletzungen an ihrem Körper zu seinen Beschreibungen?«
»Ja.« Turner atmete laut aus und runzelte die Stirn. »Vielleicht hat er da ja die Wahrheit gesagt.«
Donovan folgte Tartaglia in die Küche und stellte die Kartons und Tüten auf der Arbeitsfläche aus schwarzem Granit ab. Die Küche war sauber und modern, alles aus Edelstahl und Holz, mit hellem Boden und einem runden Glastisch in einer Ecke. Mit anderen Worten, sie war perfekt gestylt, aber Donovan fand sie ziemlich kühl und klinisch; sie mochte es lieber etwas heimeliger und rustikaler, wie die Küche, die sie sich mit ihrer Schwester Claire teilte. Sie schaute aus dem Fenster, doch draußen war es stockdunkel und die Scheibe so beschlagen vom Regen, dass sie von dem kleinen Garten nichts erkennen konnte.
»Was zum Teufel ist
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