Wer Böses Tut
noch von ihm gehört, und es war ihm beinahe gelungen, ihn aus seinen Gedanken zu verbannen. Rein gar nichts würde Steele davon überzeugen, dass Turner unberechenbar war und dass er seine Einmischung nicht brauchte. Es fehlte ihnen auf der höheren Ebene an Leuten, und Steele hatte nicht lange gebraucht, um mit ihrem Chef, Detective Superintendent Cornish, den Deal auszuhandeln, dass DCI Wakeley vorübergehend auf Turner verzichten würde. Die Aussicht darauf, zwei Mordfälle von hoher Bedeutung für den Preis von einem aufzuklären, bedeutete, dass Cornish bereit war, beinahe alles gutzuheißen.
»Wie soll das funktionieren?«, fragte Tartaglia gepresst.
»Sie und Ihr Team werden sich weiterhin auf den Mord im Holland Park konzentrieren«, sagte Steele scharf. »Das hat immer noch Priorität. Lösen Sie den Fall, und vielleicht können wir den anderen mit eintüten.«
»Was ist mit der Presse? Werden Sie mit Jason Mortimer sprechen?«
»Im Moment noch nicht. Was die Presse angeht, ist der Fall Catherine Watson nach wie vor offiziell abgeschlossen. Das gilt auch für Mortimer. Allerdings wird DI Turner den Fall im Lichte dessen, was im Holland Park passiert ist, inoffiziell neu aufrollen. Angesichts der Ähnlichkeiten muss es irgendwo eine Verbindung geben. Und er wird dem Verbleib von Malcolm Broadbent und Michael Jennings nachgehen.«
Sie erhob sich und zog ihr Jackett glatt. Danke, meine Herren, das war’s. Jeder Widerspruch war zwecklos, und Tartaglia verließ den Raum. Turner folgte ihm dicht auf den Fersen.
»Hey, Mark«, rief Turner ihm im Korridor hinterher. »Hör mal, es tut mir leid. Das war nicht meine Idee, weißt du.«
»Schön.«
Turner bedachte ihn mit einem unheilschwangeren Blick, die Hände immer noch tief in den Taschen, als seien sie dort festgeklebt. »Ehrlich, Mark. Bitte glaub mir. Das kann ich im Moment am allerwenigsten brauchen.«
Er nickte Turner höflich zu. Widerwillig musste er zugeben, dass das einleuchtend war, Hauptsache, Turner riss sich zusammen. »Komm mir einfach nicht in die Quere. Ich hab schon genug zu tun, ohne mir um dich Sorgen machen zu müssen.«
»Jawohl, Sir«, sagte Turner mit einem angedeuteten Grinsen und folgte Tartaglia in das Großraumbüro, wo alle verfügbaren Mitarbeiter bereits zu einer improvisierten Besprechung versammelt waren.
Das Bild des betrunkenen und auf seinem Fußboden schlafenden Kollegen noch frisch vor Augen, nahm Tartaglia seinen Platz ganz vorne ein und erklärte Turners Anwesenheit, während dieser sich neben ihn setzte. Inzwischen kannten alle den Fall Catherine Watson und wussten von Turners Beteiligung,
und die Neuigkeit, dass er dem Team zugeteilt war, war keine große Überraschung mehr.
»Wir dürfen nicht vergessen«, sagte Tartaglia zusammenfassend, »dass sich aus unserer Sicht nichts geändert hat. Ich möchte, dass jeder Name, der mit dem Watson-Fall zu tun hatte, mit denen im Fall Rachel Tenison abgeglichen wird, aber wir werden nach wie vor all unsere Kraft in das Auffinden des Mörders von Rachel Tenison stecken. Wenn wir dabei den Mörder von Catherine Watson finden, umso besser. Aber das ist nicht unser Schwerpunkt. Um diese Seite des Falls wird sich ausschließlich DI Turner kümmern.«
»Glauben Sie, dass zwischen den beiden Fällen ein Zusammenhang besteht, Sir?«, fragte Minderedes von hinten.
»Möglich ist es«, antwortete Tartaglia. »Obwohl es genauso möglich ist, dass wir es mit einem Trittbrettfahrer zu tun haben. Mit der Hilfe von DI Turner werden wir hoffentlich bald Klarheit darüber haben, so oder so.«
»Ich dachte, die Art, wie die beiden gefesselt waren, ist identisch«, setzte Minderedes nach.
»Richtig, aber wie viele Menschen haben die Fotos von der Rekonstruktion gesehen? Schwer zu sagen. Laut DI Turner war DCI Gifford ziemlich offen der Presse gegenüber und hat einige Journalisten ausgiebig mit Details über den Tatort versorgt. Obwohl alles streng vertraulich war, gab es viele undichte Stellen. Ein ziemlich großer Personenkreis konnte wissen, wie Broadbent die Leiche gefunden hat. Auch das ist eine Spur, der DI Turner nachgehen wird.«
Er warf einen Blick auf Turner, der mit halb geschlossenen Augen leicht schwankte. Sein Anzug war verknittert, als hätte er ihn heute Morgen nicht gewechselt, und außerdem hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich zu rasieren. Als er in Steeles Büro neben ihm stand, hatte Tartaglia den säuerlichen Geruch nach
Schweiß und Zigarettenrauch
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