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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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Wenn er morgen früh völlig steif ist, hat er selber Schuld.«
    Er begleitete Donovan zu ihrem Wagen, dann ging er wieder hinein und räumte, so gut es ging, um Turner herum auf. Erleichtert, dass er einen Holzboden hatte und Turner mit seiner
Asche den Teppich irgendwie verfehlt hatte, sammelte er die Gläser und den Aschenbecher ein und trug alles, zusammen mit der leeren Whiskyflasche, in die Küche. Er holte zwei Decken aus dem Schrank im Flur und drapierte sie über Turners komatösen Körper. Henry rollte sich zu einem festen Knäuel an Turners Brust zusammen, als gehörte er dorthin. Amüsiert über Henrys opportunistischen Wankelmut, betrachtete er Turner einen Moment lang. Liebe machte die vernünftigsten Menschen zu Narren, ihn selbst nicht ausgenommen, und vielleicht war er ein wenig unsensibel gewesen - Donovan dachte das mit Sicherheit.
    Er konnte Turners Verzweiflung nachempfinden, und er hatte Mitgefühl mit ihm. Aber der Mann war so ein verdammter Idiot. War es fair gewesen, Nina zu heiraten? Hatte er sie wirklich geliebt? Oder war es wieder einmal nur eine von Turners Launen gewesen, eine seiner unbedachten, übers Knie gebrochenen Antworten auf etwas, das das Leben ihm zuwarf? Und was Nina betraf, erinnerte sich Tartaglia an einen Abend mit ihr, lange bevor sie Turner heiratete, an dem sie ihm von den Problemen erzählt hatte, die sie und Turner hatten. Durch den Wein und die späte Stunde gelöst, hatte sie ihre Vorsicht vergessen, und er hatte die Unsicherheit und Bedürftigkeit dahinter gespürt. Turner war kaum der Mann, der sie glücklich machen würde, was Tartaglia ihr allerdings nicht gesagt hatte, aus Angst, sie zu verletzen. Er hoffte, dass es den beiden gelang, das miteinander zu klären, aber er gab dem nur eine geringe Chance.
    Als er über die beiden nachdachte, mit all ihren vergeudeten Gefühlen und der zum Scheitern verurteilten Beziehung, spürte er unvermittelt eine stechende Sehnsucht, scharf wie eine Messerklinge. Er sah zum Kaminsims hinüber, wo er vorübergehend das Schwarzweißfoto von Rachel hingestellt hatte, das er aus Steeles Büro mitgenommen hatte. Sie schaute auf ihn
herab, und er schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie gewesen war, verführerisch, lebhaft und voller Lachen. Er hörte ihre Stimme, wie sie Williams erzählte, was in jener Nacht geschehen war. Er sah sie in ihrem dunklen Schlafzimmer mit den Spiegeln, wie sie sich auszog und zum Ausgehen fertig machte, ihr seidenes Haar bürstete, Make-up und Parfum auflegte und hinunter in die Bar ging. Er sah sie auf dem Hocker sitzen und einen Martini bestellen. Als sie an ihrem Drink nippte, schaute sie in den großen Spiegel, begegnete seinem Blick und lächelte.
    Er öffnete die Augen und schüttelte den Kopf über seine Albernheit. Er würde sie nie kennenlernen. Sie war für ihn verloren. Was er brauchte, war eine echte Frau aus Fleisch und Blut, warm, greifbar und ansprechbar, keinen Geist.
    Als er das Licht ausmachen und ins Bett gehen wollte, fiel ihm wieder ein, worüber er und Turner geredet hatten. Er nahm sich Turners letzte Zigarette aus der Schachtel auf dem Boden und setzte sich mit der Kiste, die die Akten vom Tatort enthielt, wieder aufs Sofa. Er blätterte die Abschnitte durch, bis er zu einem dünnen Hefter mit der Überschrift Tatortrekonstruktion kam. Als er ihn aufschlug und einen Stapel Fotos in A4-Größe herausnahm, raubte ihm die Symbolik der Pose auf dem ersten Bild, die ihm nur allzu vertraut war, den Atem.
    Das Modell, das Catherine Watson darstellte, kniete nackt, mit vorgebeugtem Kopf, die Haare vor dem Gesicht, auf dem Boden. Eine beigefarbene Strumpfhose knebelte ihren Mund und war fest um ihren Kopf gebunden. Ihre Beine waren an den Knien und Knöcheln mit Klebeband umwickelt, die Hände vor ihrem Körper zusammengebunden und wie zum Gebet gefaltet.

Fünfzehn
     
     
     
     
    »DI Turner wurde zu den Ermittlungen hinzugezogen«, sagte Steele, hinter der breiten, ordentlich aufgeräumten Barriere ihres Schreibtischs sitzend. »Sie müssen ihn natürlich auf den Stand der Dinge bringen. Er kann Garys Schreibtisch benutzen, bis dieser wiederkommt.«
    Einen Augenblick lang sagte Tartaglia gar nichts und weigerte sich, Turner anzusehen, der mit den Händen in den Hosentaschen neben ihm stand und aus dem Fenster schaute.
    Es war später Nachmittag, und drei Tage waren vergangen, seit Turner die Nacht in seiner Wohnung verbracht hatte. Seitdem hatte Tartaglia ihn weder gesehen

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