Wer Böses Tut
Interessantes zutage gefördert.«
Sie bemerkte, dass er das Wörtchen »wir« benutzte, und war versucht zu fragen, ob ihm Liz Volpe gefiel - einfach nur, um zu sehen, was er sagen würde -, obwohl sie glaubte, die Antwort ziemlich sicher zu kennen. Er war selten immun gegen eine gut aussehende Frau, ob er allerdings etwas mit ihr anfangen würde, war eine andere Geschichte. Liz Volpe war keine wichtige Zeugin in ihrem Fall, aber sie war sich sicher, dass er das Risiko nicht eingehen würde.
»Es fehlt ein Foto von Rachel Tenison in der Wohnung«, fuhr er fort. »Wie bei Catherine Watson. Und da ist noch etwas. Hier, sieh dir das an.« Er reichte ihr ein fotokopiertes Blatt Papier, das auf dem Couchtisch lag. Es zeigte die Vorder- und Rückseite von etwas, das aussah wie eine Postkarte. »Die wurde erst vor sechs Wochen an Rachel geschickt.«
Donovan hatte Mühe, die Schrift zu lesen, und brauchte eine Weile, bis sie sie entziffert hatte. »Ziemlich obsessiv und passt irgendwie zu dem Gedicht. Allerdings hat derjenige, der das geschrieben hat, Recht. Das Bild sieht ihr wirklich ähnlich«, sagte sie mit Blick auf das Foto auf dem Kaminsims. Sie überlegte, warum Tartaglia es wohl dort hingestellt hatte. Mit dem breiten Gesicht, den blonden Haaren und den großen blauen Augen sah Rachel Tenison aus wie ein Engel oder die Renaissance-madonna auf der Postkarte. Es zeigte wieder einmal, wie irreführend das Äußere sein konnte.
»Wo hast du die Karte gefunden?«
»Sie war in einem der Bücher auf ihrem Nachttisch. Die Spurensicherung muss sie irgendwie übersehen haben. Das Original ist bereits im Labor, mal sehen, was sie daraus machen können.«
»Die Schrift ist sehr ausgeprägt. Wurde etwas in der Art in Catherine Watsons Wohnung gefunden?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mir den Bericht noch mal angeschaut, bevor du gekommen bist. Ihre gesamte Korrespondenz
wurde bei den damaligen Ermittlungen sehr gründlich durchgesehen. Dabei ist nichts Außergewöhnliches herausgekommen, und ganz bestimmt nicht so etwas.«
Er drückte die Zigarette aus, schlug das Fenster zu und schloss die Fensterläden, damit man von der Straße aus nicht hereinsehen konnte. »Ich habe gerade mit Dave gesprochen«, sagte er und setzte sich in den Sessel ihr gegenüber. »Eine dieser Prepaid-Nummern hat sie am Freitagabend aus einem Umkreis von fünfhundert Metern zu Hause angerufen. Und genau diese Nummer hat sie in den letzten drei Monaten am häufigsten zu Hause angerufen, manchmal sehr spät nachts. Das Handy wurde erst vor vier Monaten gekauft.«
»Kann man den Käufer feststellen?«
»Nein. Und von diesem Handy wurde auch nur bei Rachel Tenison zu Hause und im Büro angerufen, als wäre es nur zu diesem Zweck gekauft worden.«
»Da war jemand sehr vorsichtig.«
Er nickte. »Hast du die Frau gefunden, die bis vor drei Monaten in der Galerie gearbeitet hat? Richard Greville weiß vielleicht nicht, was für ein Tag heute ist, aber sie könnte wissen, ob Rachel von irgendjemandem belästigt wurde.«
»Sie ist umgezogen. Wir haben versucht, sie über ihre Sozialversicherungsnummer zu finden, aber anscheinend arbeitet sie im Moment nicht. Nachdem sie in der Galerie aufgehört hat, war sie eine Weile für eine Zeitarbeitsfirma tätig, aber die Agentur sagte, sie plante, ein paar Monate auf Reisen zu gehen. Vielleicht ist sie noch nicht zurück. Nick versucht, ihre Eltern ausfindig zu machen. Greville glaubte sich zu erinnern, dass sie in Surrey leben.«
»Wirklich interessant, was du über das Gedicht herausgefunden hast«, sagte er nach einer Weile. »Wo ist Simon? Wir müssen sofort mit ihm reden.«
»Er hat mich immer noch nicht zurückgerufen.«
Er schlug mit dem Arm auf den Sessel. »Verdammt. Er kann doch nicht einfach verschwinden, wie es ihm passt, und das sollte er wissen. Wir brauchen seine Hilfe. Entweder ist er dabei oder nicht. Dazwischen gibt es nichts.«
Sie runzelte die Stirn. »Er geht im Moment durch die Hölle.«
»Und ich habe Mitleid mit ihm, aber was sollen wir tun? Warten, bis er sich zusammenreißt? Zwei Frauen sind ermordet worden. Das geht einfach nicht.«
Sie musste ihm Recht geben, sagte aber nichts. Turner funktionierte nach seinen eigenen Regeln, und es hatte wenig Sinn, ihn zu verteidigen, wenn sie weder wusste, wo er war, noch, was er machte. Zweifellos ertränkte er seinen Kummer irgendwo auf einem einsamen Barhocker.
»Weißt du, er hätte Nina nie heiraten dürfen.«
»Was soll das
Weitere Kostenlose Bücher