Wer Böses Tut
Teppichs und auf dem Fußboden, und ein paar Spritzer befanden sich ganz unten an der Wand neben dem Kamin. Mit bloßem Auge waren sie nicht zu erkennen, weswegen der Mörder sie wahrscheinlich übersehen und nicht versucht hat, sie wegzuwischen.«
»Sie wurde hier angegriffen und nicht im Schlafzimmer?«
»Genau. Dort haben die Forensiker nichts gefunden.«
»Warum gab es nur ein paar Blutflecken? So wie Simon es mir erzählt hat, war der Angriff richtig übel.«
»Die Theorie war, dass der Mörder irgendein Tuch oder eine Matte benutzt hat, um das Areal abzudecken, ehe er sie angegriffen hat, was erklären würde, warum man mitten im Zimmer nichts gefunden hat.«
»Dann war er vorbereitet?«
»Sieht so aus. Und er hat alles, was er benutzt hat, mitgenommen.«
»Glaubst du, dass Alan Gifford und Simon gute Arbeit geleistet haben?«, fragte sie, als Tartaglia die DVD weiterlaufen ließ.
»Soweit ich erkennen kann ja. Das war auch die Schlussfolgerung bei der Überprüfung. Man konnte nichts Neues finden.«
Als die Kamera an einem langen, übervollen Bücherregal entlangfuhr, legte Donovan eine Hand auf Tartaglias Arm. »Kannst du hier mal anhalten? Ich will die Bücher sehen. Sie hat doch Englische Literatur des neunzehnten Jahrhunderts
gelehrt, und vielleicht gibt es ja irgendeinen Hinweis auf Swinburne.«
Sie kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was auf den Buchrücken stand, aber die Bücher waren zu weit weg.
»Wir können die Titel digital vergrößern lassen.«
»Simon müsste uns sagen können, was sie gelehrt hat«, sagte sie und gab auf, nachdem er die Stelle mehrmals angesehen hatte.
»Wenn er wieder nüchtern ist, meinst du.«
Sie kommentierte das nicht. Es hatte keinen Sinn, irgendetwas zu Turners Verteidigung zu sagen.
Tartaglia ließ den Film weiterlaufen, und wieder schwenkte die Kamera vom Bücherregal zum Kamin, richtete ihren Fokus auf den Sims und einige wenige Familienfotos, eine Pflanze und die beiden weißen Kerzenleuchter mit den knallroten Kerzen, die heruntergebrannt waren und auf den Kaminsims getropft hatten.
»Was ist da passiert?«
»Erinnerst du dich nicht? Sie hatte nachmittags Kerzen gekauft, zusammen mit Wein und Lebensmitteln. Gemessen an der Menge Wachs, haben sie die ganze Nacht gebrannt.«
»Arme Frau«, sagte sie mit einem tiefen Seufzer bei der Vorstellung, wie die ahnungslose Catherine Watson ihren Abend plante, den Wein, das Essen, die Kerzen, wie sie sich umzog und ihren Mörder hereinließ. Sie schauderte und dachte daran, wie nahe sie selbst einem ganz anderen Mörder gekommen war und wie leicht man getäuscht werden konnte.
Die Kamera schwenkte wieder zum Fenster, ruhte kurz auf einigen Kissen auf dem Boden, dann schwang sie scharf herum und verließ den Raum, als wäre dem Mann dahinter langweilig geworden. Wackeligen Schwenks durch einen dunklen, schmalen Flur folgten Blicke in das winzige Badezimmer, die Küche und das Schlafzimmer im hinteren Teil der Wohnung. Die Kamera
zoomte zuerst auf das Bett, dann auf Catherine Watsons bleichen, nackten Körper.
»Das ist wirklich eigenartig«, sagte Donovan und wandte sich ab. »Wie du gesagt hast, es gibt überhaupt keine Anzeichen für einen Kampf. Sie stand nicht unter Drogen, oder?«
»Nein. Sie war auch nicht betrunken. Sie hat höchstens ein oder zwei Gläser Wein getrunken.«
»Glaubst du, sie war damit einverstanden, gefesselt zu werden?«
Tartaglia stoppte die DVD und legte die Fernbedienung beiseite. »Sie muss einverstanden gewesen sein. Was bedeutet, dass sie dem Mörder vertraute.«
»Es ist trotzdem nicht normal.«
»Vielleicht hat er ihr Angst eingejagt oder ihr mit irgendwas gedroht, falls sie nicht tut, was er will.«
Donovan schüttelte den Kopf und betrachtete abermals das Foto von Rachel Tenison auf dem Kaminsims. »Die einfache Erklärung ist, dass Catherine Watson auf SM stand.«
»Darüber ist nichts bekannt.«
»Dann hatte sie vielleicht gerade erst Geschmack daran gefunden. Sie hat ihrer Schwester erzählt, dass sie verliebt ist. Oder vielleicht hat sie es auch nur in Kauf genommen, weil sie ihm gefallen wollte und keine Ahnung hatte, wie weit er gehen würde.«
Er schaute sie einen Augenblick lang nachdenklich an, dann nickte er. »Vielleicht hast du Recht. So ähnlich hat es Dr. Williams auch beschrieben. Ich bin mir sicher, Richard Greville hat uns angelogen, als er sagte, er wisse nichts über Rachel Tenisons Vorliebe für SM. Mein Gefühl sagt mir, dass er
Weitere Kostenlose Bücher