Wer Böses Tut
denn heißen?«
»Er hat es nicht durchdacht, wie alles, was er macht.«
»Sie war schwanger, Herrgott noch mal.«
»Das macht es auch nicht besser.«
»Aber er hat sie geliebt.«
»Vielleicht«, sagte Tartaglia zweifelnd. »Aber Nina ist die Sorte Frau, die Sicherheit braucht, einen bodenständigen Mann, nicht jemanden, der …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Woher kennst du Nina so gut?«, fragte sie, plötzlich neugierig geworden, fügte dann aber hastig hinzu: »Erzähl’s mir nicht -«
»Nein. Nichts dergleichen«, antwortete er mit fester Stimme und suchte ihren Blick. »Ich bin einmal mit ihr ausgegangen, mehr nicht.«
»Das wusste ich nicht.«
»Warum auch? Es war eigentlich nichts Besonderes. Wir waren beide an einem Abend nach der Arbeit ein bisschen einsam. Wir waren die letzten Gäste in einer Bar und kamen ins Gespräch. Du weißt, wie das ist. Keiner von uns wollte gleich nach Hause gehen, also waren wir bei dem Thailänder hinter dem Bull’s Head .«
»Und?«
»Nichts und. Sie war sehr nett, wenn auch ein bisschen anstrengend und kompliziert. Sie hat mir leidgetan. Es war klar, dass sie nicht glücklich ist, und sie hat natürlich über Simon geredet. Ich glaube, da hatten sie sich gerade getrennt. Vielleicht hatte sie ja geglaubt, wenn sie heiraten, wird alles gut, aber das ist selten so.«
»Wo war Simon?«
»Ich weiß nicht. Wie auch immer, wir haben sehr nett zusammen gegessen, ich habe sie nach Hause gebracht, und das war’s.«
Donovan wandte amüsiert den Blick ab; er war sich überhaupt nicht bewusst, dass eine Frau die Dinge anders interpretieren könnte. Sie fragte sich, ob Nina den Abend genauso nüchtern sah wie er. Sein fehlendes Interesse konnte sie allerdings gut verstehen. Nina war überhaupt nicht sein Typ, wie sie inzwischen zu wissen glaubte. Wie sie es sah, schienen ihm Frauen zu gefallen, die irgendwie unerreichbar waren, und die Herausforderung oder die Unsicherheit ließen ihn geradezu aufblühen. Auf diesem Gebiet versagte sein gesunder Menschenverstand.
»Versuch doch bitte noch mal, Simon zu erreichen, Sam«, sagte er seufzend.
Donovan kramte ihr Handy aus ihrer Tasche auf dem Boden und wählte Simons Nummer. Sein Telefon klingelte, aber Turner meldete sich auch diesmal nicht, und die Mailbox schaltete sich ein. Sie hinterließ eine weitere Nachricht und legte auf.
»Es ist Freitagabend, weißt du. Vielleicht hat er eine Verabredung.«
»In seinem Zustand? Das bezweifle ich.« Er runzelte die Stirn und schüttelte frustriert den Kopf. »So nützt er uns wenig. Ich will ihm wirklich nicht zu nahetreten, aber er hätte nie zu unserem Fall hinzugezogen werden dürfen, wenn er nicht fit ist.«
Sie nickte bedächtig. »Warum hast du nicht gleich etwas zu Steele gesagt?«
Er breitete die Hände aus. »Was hätte ich denn sagen sollen? Ich wollte es dem armen Kerl nicht noch schwerer machen. Wenn er allerdings unsere Ermittlungen versaut, mache ich ihn einen Kopf kürzer.«
Er lehnte sich zurück und gähnte, als laste das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern. Einen Moment lang schwiegen beide, dann stand er auf, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, und ging zu den Kisten mit Akten neben der Eingangstür. Er suchte in einer Kiste, bis er eine DVD gefunden hatte.
»Was ist das?«
»Der Film vom Tatort des Watson-Mordes. Ich habe ihn schon gesehen, aber ich will ihn noch mal angucken, nur für den Fall, dass wir etwas übersehen haben. Hast du etwas dagegen? Du musst nicht bleiben, wenn du nicht willst. Es ist ziemlich niederschmetternd.«
»Nein, ich glaube, ich sollte ihn mir auch ansehen.«
Er schaltete den Fernseher an und legte die DVD ein, dann ließ er sich auf das Sofa neben Donovan fallen. Mit der Fernbedienung spulte er vor und übersprang die Außenaufnahmen von der belebten Straße, die Ansichten des Hauses, bis die Kamera im Haus und schließlich im Wohnzimmer war. Dann ließ er den Film abspielen.
»Das Wohnzimmer liegt nach vorne raus«, erklärte er, als die Kamera langsam durch den Raum schwenkte, die Möbel streifte
und bei jedem Detail kurz verweilte. Tartaglia hielt die Szene mit der Fernbedienung an. »Das ist die Stelle, wo Broadbent Catherine Watsons Leiche angeblich gefunden hat. Du sieht, es gibt keinerlei Anzeichen für einen Kampf.«
»Was ist also passiert?«
»Unter dem UV-Licht zeigten sich einige winzige Blutflecken, die, wie sich später herausstellte, von Watson stammten. Sie waren am Rand des
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