Wer Böses Tut
möglicherweise dazu beigetragen hat, dass sie diese Vorliebe entdeckte. Leider führt uns das nirgendwohin, und was Catherine Watson betrifft, werden wir die Wahrheit vielleicht niemals erfahren. Manchmal
wünschte ich, ich hätte nie von der armen Frau gehört.« Er kam seufzend auf die Füße und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Willst du was trinken?«
Sie stand auf. »Nein, ich muss nach Hause.«
»Aus psychologischer Sicht scheinen die Fälle völlig verschieden zu sein«, sagte er, als hätte er ihr nicht zugehört. »Vielleicht sollten wir uns nur auf Rachel konzentrieren und Simon, oder wem auch immer, den anderen Mord überlassen. Was macht es schon, wenn irgendein Journalist eine Story über eine Verbindung zwischen den beiden Fällen schreibt?«
Donovan zog ihren Mantel an und hängte sich die Tasche über die Schulter. »Wenn wir schon nicht durchblicken, wie zum Teufel soll er es dann tun?«
Er ging zum Fernseher, holte die DVD heraus und verstaute sie wieder in der Kiste an der Tür. »Ich habe heute mit Trevor gesprochen«, sagte er, drehte sich zu ihr um und rieb sich das Kinn. »Bei ihm kann man sich immer ausweinen, und er ist schlauer als die meisten anderen. Ich hatte gehofft, dass er einen seiner Geistesblitze hat.«
»Und was hat er gesagt?«, fragte sie vorsichtig. Was Trevor Clarkes Tugenden anging, stimmte sie ihm zwar zu, aber bei sich dachte sie, dass Tartaglia sich irgendwann von seinem früheren Mentor lösen musste. Außerdem wäre es gar nicht gut für Tartaglia, wenn Carolyn Steele herausfand, dass Clarke sich von seinem Krankenlager aus immer noch einmischte.
»Er hat sich alles fasziniert angehört. Er glaubt auch, dass die Verbindung nicht ganz klar ist und dass Steele Recht damit hat, dass wir die beiden Fälle vorerst trennen. Aber er hatte eine verdammt gute Idee. Er hatte noch etwas gut bei Angela Harper und hat mir für morgen einen Termin mit ihr verschafft.«
»Angela Harper?«
»Sie hat das psychologische Profil im Fall Watson erstellt.«
»Du machst Witze. Eine Kriminalpsychologin? Als Nächstes konvertierst du zum Islam.«
Auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, und er schüttelte den Kopf. »Im Augenblick bleibe ich Katholik. Aber wie alle Katholiken habe ich keine Vorurteile.«
»Katholiken? Das soll wohl ein Scherz sein. Das sind die bigottesten -«
Er tat ihren Einwand mit einer Handbewegung ab. »Egal, Harper ist anders. Sie weiß, wovon sie redet, und sie ist eine der wenigen Psychologinnen, mit denen Trevor sich überhaupt abgegeben hat.«
»Nun, das will was heißen. Wirst du Steele davon berichten?«
»Nein, das bleibt streng unter uns. Selbst wenn sie es genehmigen würde - und dafür gibt es bis jetzt eigentlich keinen Grund -, würde es auf dem Dienstweg eine Ewigkeit dauern, bis es durch ist. Wir müssten Wochen warten, wenn nicht Monate.«
Sie lächelte. Er konnte sich alles schönreden, wenn er wollte. »Mir gegenüber musst du es nicht rechtfertigen, das weißt du. Steele ist diejenige,wegen der du dir Sorgen machen solltest, wenn sie erfährt, dass du es hinter ihrem Rücken gemacht hast.«
Er breitete die Hände aus. »Sieh mal, Harper wohnt bei Trevor um die Ecke, und sie ist bereit, sofort mit mir zu reden. Wir treffen uns bei ihm. Und es ist Wochenende. Ihre Freizeit und meine.« Er redete schnell, um herunterzuspielen, was er vorhatte.
Sie schüttelte den Kopf. Unmöglich, Mark zu überzeugen, besonders, wenn er Trevor hinter sich hatte. »Was ist mit Simon? Du wirst es ihm doch sagen?«
Tartaglia schaute sie verständnislos an. »Er ist nicht hier, oder? Und wie du gesagt hast, ich kann nicht riskieren, dass Steele davon Wind kriegt. Es ist völlig unnötig, sie zu verärgern, und ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, dass Simon immer nur das Beste für mich will.«
Neunzehn
Um diese nachtschlafende Zeit waren die Straßen frei, und Donovan brauchte nur gute fünf Minuten für die kurze Entfernung von Tartaglias Wohnung in Shepherd’s Bush nach Hammersmith, wo sie mit ihrer Schwester Claire wohnte. Sie hatten ein Mittelhaus in einer Reihe spätviktorianischer, niedriger Reihenhäuschen in einer schmalen Straße, die gleich neben der Hammersmith Bridge zur Themse führte. Eingeklemmt zwischen dem Fluss und der viel befahrenen A4, die eine breite Schneise von Osten nach Westen durch Hammersmith schlug, lebte man in einer eigenen kleinen Stadt mit einem sauberen Park am Flussufer und
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