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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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anzufangen, zündete sich aber trotzdem eine an, in der Hoffnung, es würde sie beruhigen. Ein paar Bänke standen auf der Lichtung verstreut. Sie wählte eine, die geschützt unter einem Dach aus dicken Stechpalmenzweigen stand, und setzte sich. Die Luft war kalt und feucht. Als sie ausatmete, schwebte der Rauch wie ein Gespenst vor ihr dahin.

    In der Nähe raschelte etwas im Unterholz, ein Vogel vielleicht, der zwischen den trockenen Blättern herumhüpfte. Als sie ihren Blick über die Lichtung schweifen ließ, sah sie auf der anderen Seite des Zauns noch ein Absperrband ein wenig weiter im Wald. Sie wollte aufstehen, um es sich anzuschauen, da brach, hoch über ihr in den Bäumen, plötzlich lautes Kreischen aus, und ein Schwarm Krähen flatterte aufgeschreckt auf.
    Sie spähte durch die Zweige und sah jemanden auf dem Weg auf sich zulaufen. Bei dem schlechten Licht dauerte es einen Augenblick, bis sie erkannte, dass es ein Mann war. Er war fast auf der Lichtung, als er sein Tempo verlangsamte und stehen blieb. Er wirkte groß und trug einen dunklen Anorak, dessen Kapuze über den Kopf gezogen war, sodass sie sein Gesicht nur als ein helles Oval ausmachen konnte. Er hielt etwas Sperriges in der Hand und lief am Zaun auf und ab, als suche er etwas. Die Krähen rührten sich erneut in den Bäumen, er warf einen schnellen Blick nach oben und über den Weg, wie um sich zu vergewissern, dass niemand kam. Seine Bewegungen waren verstohlen, und sie verhielt sich ganz still, abgeschirmt durch die Zweige der Stechpalme, und hoffte, dass er sie nicht gesehen hatte. Mit einem letzten Blick in beide Richtungen kletterte er durch etwas, das aussah wie ein Loch im Zaun, in die Einfriedung dahinter und verschwand hinter einem immergrünen Dickicht.
    Der Park wurde jeden Tag von vielen Menschen besucht, und es gab bestimmt eine ganz einfache Erklärung für sein Verhalten. Vielleicht hatte er eine Art heimliche Verabredung, obwohl sie in dem Teil des Waldes sonst niemanden gesehen hatte. Aber sein Benehmen war trotzdem seltsam, und sie verfluchte sich innerlich, weil sie ihr Handy im Auto gelassen hatte. Sie bückte sich, um die Zigarette am Boden auszudrücken, und wartete. Schon nach wenigen Minuten tauchte der Mann aus
den Büschen wieder auf. Seine Hände waren leer, als er durch das Loch im Zaun zurücksprang. Er blieb einen Augenblick lang auf dem Weg stehen, atmete eine Wolke Dampf aus und warf noch einen langen Blick auf die Lichtung. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über Stirn und Mund, als wäre er mit sich zufrieden, und lief schnell den Weg zurück, den er gekommen war.
    Sobald er außer Sichtweite war, richtete Liz sich neugierig auf. Im Sitzen war ihr kalt geworden, und sie stampfte mit den Füßen auf und streckte Arme und Beine, bis das Blut wieder zirkulierte. Dann ging sie zu dem Loch im Zaun, und nach kurzem Zögern kletterte sie durch die Lücke. Der Boden war uneben und mit Farnen und heruntergefallenen Zweigen übersät. Sie bahnte sich einen Weg durch die Büsche und kam zu einer kleinen, von hohen Stechpalmen umgebenen Lichtung. Etwas Weißes lag mitten im Gras. Sie ging darauf zu und erkannte, dass es ein Strauß Rosen war, noch ins Papier gewickelt. Die Knospen waren fest zusammengerollt und von einem tiefen, düsteren Rot.

Einundzwanzig
     
     
     
     
    Kurz nach vier Uhr am Nachmittag drückte Tartaglia auf die Klingel von Trevor Clarkes moderner Doppelhaushälfte in Wandsworth. Sally-Anne, Clarkes Verlobte, öffnete ihm in engen Jeans, Pumps und einer blauen Trainingsjacke die Tür, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie stellte sich auf Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben, dann ließ sie ihn vorbei. Clarke saß direkt hinter ihr in einem glänzenden, metallicroten Rollstuhl.
    »Schön, dich zu sehen, Kumpel«, sagte Clarke und rollte auf ihn zu. Grinsend packte er Tartaglias Hand und drückte sie fest.
    »Du siehst ziemlich gut aus, Trevor«, erwiderte Tartaglia und musterte ihn von oben bis unten. Als er Clarke das letzte Mal besucht hatte, war er bettlägerig und schrecklich mager und blass gewesen. Er war zwar immer noch dünn, verglichen mit der Zeit vor dem Unfall, doch er hatte ein wenig zugelegt, und sein langes, zerfurchtes Gesicht hatte endlich wieder Farbe bekommen. »Die makrobiotische Diät scheint zu wirken, und wie ich sehe, hast du dich endlich von deinem Siebzigerjahreschnauzer getrennt.«
    Clarke zuckte mit den Schultern. »Sally-Anne hat darauf

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