Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
Vom Netzwerk:
Universität gingen. Das Café war schon lange pleite und durch ein schillerndes, gehobeneres Lokal ersetzt worden, passend zu der Gegend, die in den letzten zwanzig Jahren große Veränderungen durchgemacht hatte. Wenigstens der Park war mehr oder weniger gleich geblieben.
    Sie war nicht ein einziges Mal gelaufen, seit sie nach London zurückgekommen war. Das Wetter war so mies gewesen, mit all dem Schnee und Regen, dass sie einfach keine Lust gehabt hatte. Doch als sie jetzt aus dem Fenster schaute und eine Frau beobachtete, die langsam um die kleine Grünfläche unten joggte, beschloss sie, dass es Zeit war. Sie würde in den Holland Park gehen. Sie würde auf der Hut sein nach allem, was passiert war, aber sie wollte den Ort sehen, wo Rachel gestorben war. Irgendwie hoffte sie, dass es ihr helfen würde, ihren Frieden zu finden. Und vielleicht würde es ihr ja Rachel wieder näherbringen.
    Sie ging ins Schlafzimmer und zog sich eine Trainingshose, T-Shirt und Fleecejacke an. Sie schlüpfte in ihre Laufschuhe, band sich die Haare zurück und griff nach ihrem iPod. Es war
schon spät, und der Park würde bald schließen. Sie nahm den Autoschlüssel ihres Bruders, fuhr das kurze Stück den Berg hinauf mit dem Auto und ließ den Wagen in der Nähe des Eingangs stehen. Das Schild am Eingang besagte, dass der Park um 16.30 Uhr geschlossen wurde. Sie hatte immer noch zwanzig Minuten, das reichte.
    Bis auf ein paar Hundebesitzer, die zusammen auf dem breiten Hauptweg spazieren gingen und sich unterhielten, während ihre Lieblinge auf dem Rasen herumtobten, war der Park überraschend leer für einen Samstag. Die abschüssigen, matschigen Wiesen und Spielfelder wirkten friedlich, leichter Nebel verbarg die Löcher und Senken und hing diesig unter dem Dach aus Bäumen. Liz blieb bei dem hohen, glänzenden schmiedeeisernen Zaun stehen, schaute sich um und versuchte, sich auszumalen, wie das alles an dem Morgen ausgesehen hatte, als Rachel starb. Alles war weiß gewesen, unter einer hohen Schneedecke verborgen. In dem schwindenden Nachmittagslicht fiel es ihr schwer, sich das vorzustellen.
    Zum Aufwärmen verfiel sie für ein paar Minuten in schnelles Gehen, dann begann sie langsam den Weg unterhalb der Südterrasse entlangzujoggen, während With or Without You von U2 aus ihren Kopfhörern dröhnte. Der Song erinnerte sie an Studienzeiten, an stundenlanges Musikhören mit Rachel in ihrem Zimmer, wo sie bis spät in die Nacht hinein redeten und unzählige Tassen Tee und Kaffee tranken.
    Stolz erhob sich die Ruine von Holland House vor dem dunkel werdenden Himmel. Als sie sich umdrehte, um einen Blick auf die blinden Fenster zu werfen, und überlegte, ob Rachel diesen Weg entlanggelaufen war, überfiel sie Trauer. Schuld war ein schreckliches, heimtückisches Tier. Es fraß einen auf. Würde sie jemals darüber hinwegkommen? Sie kämpfte die Tränen zurück und rannte schneller, vorbei an der Orangerie, den Hügel hinauf
durch die französischen Gärten und auf das Waldgebiet zu. Sie spürte ihre Schritte auf Stein, dann auf Schmutz und Kies, aber sie hörte sie nicht über der Musik.
    Als sie in den Wald kam, wurde es dunkler, und es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an die Dämmerung gewöhnt hatten. Dichte, immergrüne Büsche säumten den Pfad auf beiden Seiten, wie Finger ragten die nackten Äste der Bäume vor dem dunklen Himmel über ihr auf.
    Sie rannte den Berg hinunter und folgte dem Weg, der scharf nach links abbog. Kurz darauf öffnete er sich zu einer großen Lichtung, wo sich mehrere Wege trafen. Blauweißes Absperrband der Polizei flatterte lose im Wind, mit einem Ende noch an einem Baum festgebunden. Sie blieb stehen, stoppte die Musik und zog die Ohrstöpsel heraus. Sie wollte die echten Geräusche dieses Ortes hören. Tartaglia hatte nur vage beschrieben, wo Rachels Leiche genau gefunden worden war, aber es musste irgendwo hier in der Nähe gewesen sein. Zu beiden Seiten des Weges verlief ein hoher Lattenzaun, der das Waldgebiet dahinter abgrenzte. Sie nahm an, dass er dazu diente, die Spaziergänger am Zertrampeln der Flora und Fauna zu hindern; allerdings war es dahinter so dunkel und zugewachsen, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass irgendein Spaziergänger einen Fuß da hineinsetzen wollte.
    Sie suchte in der Tasche ihrer Fleecejacke nach dem Feuerzeug und der Schachtel Zigaretten, die Tartaglia neulich am Abend bei ihr vergessen hatte. Sie hatte nicht die Absicht, wieder mit dem Rauchen

Weitere Kostenlose Bücher