Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
Zeitlang ein Apartment geteilt. Was eine ziemliche Herausforderung war, da dieses Mädchen genug Klamotten besaß, um eine Boutique auf der Madison Avenue zu eröffnen. Allein für ihre Schuhe brauchte sie einen ganzen Kleiderschrank. »Dress for success« – dieser Spruch wurde für Bethany geschaffen, glauben Sie mir.
Sie nahm sogar das »Meals on Heels«-Programm wörtlich, bei dem Ehrenamtliche älteren Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, das Essen bis vor die Haustür bringen. Die Vorstellung, wie sie mit Styroporbehältern bewaffnet auf High Heels fünf Stockwerke hinaufstöckelte, war völlig lächerlich, doch Bethany gehörte zu den Menschen, die das Wohl anderer stets über ihr eigenes stellten.
Dass sie mit Michael ausging, kam etwas überraschend, da sie normalerweise nicht an Banker-Typen interessiert war. Nicht dass Michael kein netter Kerl gewesen wäre, nur eben etwas zu spießig für meinen Geschmack. Und für Bethanys ebenso, hatte ich gedacht.
»Ehrlich gesagt«, erklärte Althea triumphierend, »habe ich die beiden einander vorgestellt.« So viel zu Vanessas Versuch eines Ablenkungsmanövers.
»Du hast meine beste Freundin verkuppelt?«, stieß ich entsetzt hervor, sorgsam darauf bedacht, wenigstens ein Minimum an Selbstbeherrschung an den Tag zu legen. Meine Meinung über Altheas Beziehungszündeleien als Missbilligung zu bezeichnen, wäre die blanke Untertreibung. Ehe und Liebe lassen sich nicht von harten Zahlen und Fakten manipulieren. Gleich und gleich zieht sich nun mal nicht an – das ist ein uraltes Prinzip. Und Verbindungen auf der Basis finanzieller Vorteile und gesellschaftlicher Kompatibilität sind in meinen Augen so, als verpasse man der jahrtausendealten Tradition der Romantik eine schallende Ohrfeige.
Nicht dass ich eine stadtbekannte Romantikerin wäre. Ich finde nur nicht, dass Menschen Hilfe dabei brauchen, einen Partner zu finden.
Und unter keinen Umständen wollte ich, dass Althea im Leben meiner Freundinnen herumpfuschte. Ihre manipulativen Machenschaften hatten mich bereits meine Mutter gekostet. Und mit den Folgen hatte ich heute noch zu kämpfen.
»Ich dachte, wir hätten eine Abmachung«, sagte ich und trank mein Glas aus.
»Wir hatten nichts dergleichen. Außerdem sind sie wie füreinander geschaffen. Und Bethany hat sich beschwert, sie würde nie die richtigen Männer kennenlernen.«
»Also hast du eingegriffen?« Ich schluckte und kämpfte mit aller Macht meine Empörung nieder.
»Nicht offiziell. Michael ist kein Klient von mir, meine ich damit. Sondern eher so etwas wie ein Freund. Und ich wusste, dass er eine Frau sucht, die zu ihm passt. Bethany ist perfekt. Also habe ich die beiden einander vorgestellt.«
»Trotzdem ist es Manipulation. Und wenn es in die Hose geht, darf ich die Scherben aufkehren.«
»Wer sagt denn, dass es nicht funktioniert?«, schaltete sich Vanessa ein. »Ich meine, Althea weiß, was sie tut. Und Michael ist ein anständiger Kerl.«
»Da spricht die wahre Heiratsvermittlerin«, erwiderte ich. »Und ich behaupte auch nicht, dass Michael nicht gut genug für Bethany ist. Ich kenne ihn nicht persönlich, sondern nur aus Erzählungen.«
»Seine Herkunft ist tadellos«, versicherte mir Althea.
»Das ist nicht der Punkt. Bethany geht schließlich nicht mit seiner Herkunft aus, sondern mit ihm. Und wäre es nicht besser gewesen, die beiden hätten sich auf normalem Weg kennengelernt?« Ich seufzte. Die Sinnlosigkeit meines Arguments wurde mir bewusst, noch während die Worte über meine Lippen kamen. »Egal. Eine blöde Frage, wenn man überlegt, mit wem ich hier stehe.«
»Natürlich ist sie nicht blöd«, beruhigte mich Vanessa. »Es wäre nett, wenn sich die richtigen Menschen ohne irgendwelches Zutun finden würden. Nur leider tun sie das in der Realität nicht immer. Und deshalb sind wir da, um ihnen dabei zu helfen.«
Ich holte tief Luft und schnappte mir ein weiteres Champagnerglas. Vanessa war ein reizender Mensch, den ich keinesfalls verletzen wollte. Ich war nur nicht davon überzeugt, dass es gut war, Menschen miteinander zu verkuppeln. Schon gar nicht, wenn Althea es mit meinen Freundinnen versuchte.
»Ich wünschte, du würdest dich aus meinem Leben raushalten, Althea.«
»Aber es ist doch nicht dein Leben, Andrea, sondern Bethanys.«
»Sie ist meine Freundin. Und du bist meine Tante. Was bedeutet, ihr Privatleben sollte für dich tabu sein.«
»Mach dich nicht lächerlich. Außerdem habe ich
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