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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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an meinen Armen entlang.
    »Es geht mir gut«, wiegelte ich ab und entzog mich ihm. »Ehrlich.« In Anbetracht der Situation genoss ich seine Fürsorge viel zu sehr.
    »Wieso überlassen Sie es nicht mir, das zu beurteilen?« Wieder lächelte er, worauf ich nickte, dankbar, dass jemand anders für den Augenblick das Ruder in die Hand nahm. Mein Schädel begann zu dröhnen, und offen gestanden war mir ein klein wenig schwummerig.
    »Was ist denn passiert?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Ich ging die Straße entlang, und, zack, auf einmal lag ich hier unten.«
    »Alkohol?«
    Ich suchte seine Miene nach einem Hinweis auf Kritik ab, doch sie verriet nichts. »Ein bisschen Champagner«, erwiderte ich wahrheitsgetreu. Na gut, nicht ganz wahrheitsgetreu. »Aber ich hatte es nötig. Ich habe mich gerade von meinem Freund getrennt.«
    »Verstehe«, erwiderte er.
    »Nein, nicht so«, sagte ich eilig, auch wenn ich nicht recht wusste, weshalb es mir so wichtig war. »Er hat gebeichtet, dass er mich betrogen hat. Bei einer Party. Vor der halben Upper East Side.« O Mann, das klang ja sogar noch schlimmer.
    »Tja, das erklärt natürlich alles.« Sein Lachen klang warmherzig und freundlich, und es ließ mich erschauern. Aber vielleicht lag es auch am klammen Keller. Ja, das musste der Grund sein. Schließlich war der Kerl ein Fremder. Ich hatte einen Schock oder so etwas.
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich etwas gebrochen haben«, erklärte er und setzte sich auf die Fersen zurück. »Wollen wir Sie hier rausbringen, was meinen Sie?«
    Ich nickte, worauf er den Arm um mich legte und mich hochzog. Einen Moment lang drehte sich alles, doch dann gelang es mir, auf eigenen Füßen zu stehen. »Danke«, sagte ich und hielt krampfhaft mein Kleid zusammen. Leider gab es nicht allzu viel, was sich zusammenhalten ließ, und der reichlich provokante Riss machte es mir nicht leicht, meine Blöße halbwegs zu bedecken.
    »Moment«, sagte er und zog sein Jackett aus. »Nehmen Sie das hier.«
    Großer Gott, es gab sie also noch, ehrliche Ritterlichkeit, und zwar in einem Gemüsekeller mitten in Manhattan. Wer hätte das gedacht?
    »Aber dann wird es ja ganz blutig.«
    »Dann lasse ich es eben reinigen«, erwiderte er achselzuckend. Ich schlüpfte in das Jackett, das er mir hinhielt, und schmiegte mich in die wohlige Wärme. »Soll ich hinter Ihnen die Treppe raufgehen?«
    Bei der »Treppe« handelte es sich in Wahrheit eher um eine Leiter, und die Vorstellung, wie er mir (Jackett hin oder her) nach oben folgte, hatte etwas beinahe Pornografisches. Zögernd stand ich da, das Gewicht auf meinem unverletzten Bein, und sah nach oben.
    »Alles in Ordnung«, erklärte er beruhigend wie zu einem verängstigten Kind. »Ich halte etwas Abstand, versprochen.«
    Ich lief tiefrot an und musterte ihn, um zu sehen, ob er mich auslachte. Tat er nicht. Stattdessen wartete er geduldig.
    »Tut mir leid. Ich fürchte, ich kann im Moment nicht klar denken.«
    Mit einer Hand meinen Rocksaum umklammernd, gelang es mir, nach oben zu klettern, wo mich zu meiner grenzenlosen Erleichterung kein bekanntes Gesicht erwartete. Ich erntete zwar einige neugierige Blicke, doch wie gesagt, wir waren hier in Manhattan, und mein Kellersturz war kaum spektakulär genug, um Massen von Schaulustigen anzulocken. Obwohl die Tatsache, dass ich eine kleine Berühmtheit war, einem Paparazzo durchaus gelegen gekommen wäre.
    Zum Glück war jedoch nirgendwo einer zu sehen.
    Mein Retter trat ins Licht, und zu meinem Erstaunen bemerkte ich, dass es sich bei seinem Anzug um einen Smoking handelte. Und zwar einen, der reichlich teuer aussah.
    »O Gott«, rief ich in einem Anfall von Gewissensbissen. »Der ist ja von Armani.«
    »Keine Sorge. Sie können ihn im Moment wesentlich besser gebrauchen als ich.« Beim Anblick meines zerfetzten Kleides schlich sich erneut ein leises Lachen in seine Stimme. »Und sind Sie sicher, dass ich keine Hilfe holen soll?«
    »Ja.« Ich nickte. »Ehrlich, ich schaffe es schon. Es ist nicht sehr weit.« In Wahrheit war ich keineswegs sicher, dass ich den Heimweg schaffen würde. Aber wenn ich ins Krankenhaus ging, würde man Althea anrufen, und nach allem was passiert war, fühlte ich mich einer Begegnung mit ihr nicht gewachsen.
    »Oder soll ich jemanden anrufen?«, schlug er vor, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    Ich schüttelte den Kopf, ohne auf die Schmerzen zu achten. »Am liebsten würde ich so wenig Aufsehen wie möglich erregen.«
    »Aber Sie sind

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