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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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Problem«, beruhigte Althea sie. »Andrea kann bei mir bleiben.«
    Ich kämpfte gegen eine weitere Woge der Übelkeit an, als die Schwester mir einen winzigen Pappbecher reichte.
    »Gegen die Schmerzen.«
    Ich schluckte die Tabletten und wünschte, sie würden mich geradewegs in ein weit, weit entferntes Königreich befördern. Fehlanzeige.
    »Mach dir keine Sorgen, Liebes«, sagte Althea, während die Schwester eine Notiz auf meiner Krankenakte machte und verschwand. »Ich kümmere mich um alles, versprochen.«
    Genau das, wovor ich mich am meisten fürchtete. Altheas Versprechungen neigten dazu, eine ganz besondere Eigendynamik zu entwickeln.
    »Aber ich muss nach Hause«, widersprach ich. »Was ist mit Bentley?«
    »Bentley ist ein Hund.« Ein West Highland Terrier, um genau zu sein.
    »Umso mehr ein Grund, nach Hause zu fahren.« Das Letzte, was ich jetzt brauchte, war eine Demonstration von Altheas mütterlichen Fähigkeiten. »Er kann nicht allein bleiben.«
    »Gut«, sagte sie. »Dann rufe ich eben Dillon an.«
    »Nein«, blaffte ich. »Er ist mein Hund. Zumindest sollte er es sein. Ich meine, das Recht steht auf der Seite des Besitzers.« Okay, rein rechtlich gehörte Bentley Dillon, aber die meiste Zeit war er bei mir gewesen. Was nie ein Problem dargestellt hatte – bis jetzt. »Jedenfalls braucht mich Bentley.« Oder ich ihn. »Deshalb kannst du ihn nicht Dillon überlassen.«
    Althea dachte einen Moment lang nach. Sie konnte Hunde nicht besonders leiden. Aber zum Glück galt das nicht für Bentley.
    »Also gut.« Resigniert hob sie die Hände. »Ich lasse Wilson rüberfahren und ihn abholen.« Wilson Hartley war Altheas Chauffeur. Althea beschäftigte einen ganzen Stab an Personal. Die meisten Angestellten hatte sie von meiner Großmutter Harriet geerbt, als diese beschlossen hatte, ihren Lebensabend vorwiegend im Ausland zu verbringen. Jedenfalls kannte ich Wilson schon mein ganzes Leben, sprich, ich konnte ihm Bentley getrost anvertrauen.
    »Danke.« Ich seufzte. Es war ein kleiner Erfolg.
    »Das Wichtigste ist jetzt, dass du wieder auf die Beine kommst.«
    Die Vorstellung, dass Althea jemanden wieder auf die Beine brachte, war geradezu lachhaft. Herzenswärme und Mütterlichkeit konnte man ihr nicht unbedingt zuschreiben. Für solche Dinge hat sie Menschen, die sie bezahlt. Aber offen gestanden war die Vorstellung, allein zu sein, auch nicht sonderlich verlockend. An einem einzigen Abend war ich verlassen, gerettet, wieder verlassen (wenn man das Verschwinden meines unbekannten Retters hinzuzählte) und mit einem schmerzenden Körper und gebrochenem Herzen einfach zurückgelassen worden.
    Was die Gegenwart einer übermäßig dominanten Tante geradezu himmlisch erscheinen ließ. Okay, das mag übertrieben sein, aber es war zumindest das kleinere Übel. Ich schloss die Augen und versuchte alles auszublenden: das Krankenhaus, Althea, die Schmerzen. Ich brauchte Dillon nicht. Ich brauchte überhaupt keinen, verdammt noch mal.
    Und was noch viel wichtiger war: Morgen war ein neuer Tag.
    Ein überaus tröstlicher Gedanke, wäre Scarlett O’Hara nicht so eine dusselige Ziege.

Kapitel 3
    Es gibt diesen Augenblick beim Aufwachen, kurz bevor das Gehirn in die Gänge kommt, wenn alles möglich scheint und sich alles wunderbar anfühlt. Die Sonne lacht, die Vögel zwitschern. Okay, in Manhattan sind es hupende Taxis. Aber Sie verstehen, was ich meine – das Leben ist einfach herrlich.
    Etwa zwei Sekunden lang – und dann bricht die Realität über einen herein. An manchen Tagen schlimmer als an anderen (die Realität, meine ich). Und die des heutigen Tages schlug alles. Um Längen. Ich musste nur die Augen schließen, und schon suchte sie mich mit all ihrer Pracht und Herrlichkeit heim. Ich, Dillon-los, auf einem Stapel Kohlköpfe in einem muffigen, stockdunklen Keller. Kann es noch metaphorischer sein?
    Oder widerlicher?
    Ich rollte mich auf die Seite und suchte unterm Kopfkissen Schutz. Vielleicht ging ja alles weg, wenn ich nur lange genug dort blieb.
    »Andrea.«
    Vielleicht auch nicht.
    Ich wappnete mich innerlich, ehe ich mich wieder umdrehte und meiner Tante ins Gesicht sah. »Du bist ja früh auf den Beinen.«
    »So früh ist es gar nicht«, erwiderte sie achselzuckend und zog die Vorhänge zurück. »Außerdem hatte ich gleich heute Morgen einen Termin. Und leider steht der nächste bereits in einer halben Stunde an. Ich bin nur kurz hergekommen, um nach dir zu sehen.«
    »Heiratsvermittlung ist

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