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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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für die morgige Übung vorzubereiten.
    Ich stürme aus der Schule. Was glaubt er eigentlich, wer er ist? So mit mir zu reden. So über Rachel und Sarah zu reden. Das sind meine Freundinnen. Und es sind gute Freundinnen. Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich das nicht einfach durchgehen lassen. Ich bleibe stehen. Rachel und Sarah schließen auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie hinter mir zurückgeblieben waren.
    » Verdammt. Ich habe mein Handy vergessen.«
    » Wir gehen mit dir zurück«, sagt Rachel.
    » Nein, ist schon okay. Geht ruhig schon.«
    Rachel wirft mir einen langen Blick zu.
    » Bist du sicher?«, fragt Sarah.
    » Ja, klar. Bis morgen.« Ich lächele Rachel unschuldig an.
    » Okay. Bis morgen«, sagt sie und dann gehen beide weiter.
    Im Klassenzimmer hilft Mark Delaney McFadden dabei, alle Tische in einen Kreis zu ziehen. Als ich hereinkomme, sehen sie auf. McFadden lächelt. Ich gehe zu meinem Tisch, als hätte ich etwas vergessen.
    » Geh schon mal vor«, höre ich ihn zu Mark sagen. » Ich mach das hier schon.«
    Mark schaut von mir zu seinem Freund und zuckt dann mit den Achseln. Er wirft sich die Tasche über die Schulter. » Bis später.«
    Ich spüre McFaddens Blick auf mir. Und drehe mich jäh um. » Hör mal, ich weiß nicht, was das sollte, aber ich hab die tollsten Freunde, okay? Und ich will nicht, dass du rumläufst und über sie herziehst.«
    » Okay.«
    » Also lass mich in Ruhe.«
    » Alles klar.«
    Das war’s? Nein, das war’s nicht, denn jetzt gehe ich wütend auf ihn zu. Dann frage ich mich, warum. Und bleibe stehen. Schüttele den Kopf. » Es hat überhaupt keinen Sinn, mit dir zu reden.«
    » Weißt du, so schrecklich bin ich gar nicht«, sagt er und sieht aus, als würde ihm die Situation Spaß machen.
    » Oh doch.«
    Er verschränkt die Arme, tut so, als wäre es ihm ernst. » Was hast du überhaupt für ein Problem mit mir? Nur fürs Protokoll.«
    » Okay. Ich sag’s dir. Nur fürs Protokoll.« Und bevor ich darüber nachdenken kann, bricht es aus mir heraus: » Du bist zu glücklich.«
    Er lacht. Zieht die Augenbrauen hoch. » Ich bin zu glücklich?«
    » Dir ist es einfach egal. Deine Mutter ist gestorben. Und für dich ist alles nur ein einziger großer Witz.«
    Sein Gesichtsausdruck verändert sich, sein Lächeln verschwindet wie ein Licht, das ausgeht. » Das ist es also«, sagt er langsam.
    » Das ist was?«, sage ich, als wäre er der nervigste Mensch auf der Welt. Was er, neben dem Rockstar, ja auch ist.
    » Nichts.«
    » Oh Gott.« Ich wende mich von ihm ab. Aber er steht zwischen mir und der Tür. Weglaufen geht also nicht. Einen Moment lang herrscht Schweigen, dann ergreift er wieder das Wort. Seine Stimme klingt so sanft, wie ich sie noch nie gehört habe.
    » Es wird besser.«
    Ich fahre herum, wütend, nicht nur auf ihn, sondern auf die ganze Welt. » Ach ja, vielleicht will ich gar nicht, dass es besser wird.« Wenn es besser wird, dann habe ich sie vergessen. Tränen schießen mir in die Augen, was mich noch wütender macht. Ich wende den Blick ab, damit er es nicht sieht.
    Dann bin ich irgendwie in seinen Armen. Jemand hält mich. In diesem Moment ist mir egal, wer. Er fühlt sich stark an. Ich brauche stark.
    » Ist schon okay«, flüstert er immer wieder. Er streicht mir die Haare zurück, so wie meine Mutter es immer getan hat. Und einen ganz winzigen Moment lang ist es tatsächlich okay.
    Dann wird mir schlagartig bewusst, dass ich mitten im Klassenzimmer in David McFaddens Armen liege. Ich löse mich von ihm, wische mir über die Augen.
    » Es geht mir gut. Alles prima. Es ist mir noch nie besser gegangen.« Ich weiche zurück, greife nach meiner Tasche. Gebe meiner Stimme einen harten Klang. » Das hier ist nie passiert, alles klar?« Dann renne ich davon.

4 Die Schwerkraft hat uns wieder
    Ich verpasse die DART und muss fünfundzwanzig Minuten auf den nächsten Zug warten. Ich stecke mir die Kopfhörer in die Ohren, klinke mich aus meinem Leben aus und in das von Eminem ein, dem einzigen Menschen, der das Leben in vier Worten zusammenfassen kann: » Oh, there goes gravity – Oh, die Schwerkraft hat uns wieder.« Aber eigentlich will ich nicht nachdenken über das Leben oder die Schwerkraft. Also starre ich aufs Meer hinaus, auf die sich brechenden Wellen, auf die Wolken, die langsam auseinanderdriften wie die Kontinente. Erst als ich aus der DART aussteige, fällt mir Mike wieder ein. Ich hätte ihm eine SMS schicken sollen, um ihm zu sagen,

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