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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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liebsten.
    » Mein Gott, du siehst deiner Mutter jeden Tag ähnlicher«, sagt Bob.
    Das verschlägt wieder allen die Sprache. Aber mir macht es nichts aus. Bob wäre nicht Bob, wenn er nicht in jedes Fettnäpfchen treten würde.
    » Barbara«, sagt mein Dad, » bringen Sie ein Gedeck für Alex, s’il vous plaît .«
    Ich setze mich möglichst weit von dem Französisch-Sprecher weg, neben Bob, um ihm zu zeigen, dass ich es ihm nicht übel nehme.
    » Also, um was geht’s denn?«, frage ich.
    » Was?«, fragt Tony unschuldig.
    » Irgendwas von wegen Kontaktverbot …«
    » Kaum der Rede wert«, sagt der Rockstar.
    » Nur ein weiblicher Fan von deinem Dad, der überenthusiastisch ist«, sagt Bob.
    Der Rockstar wirft ihm einen bösen Blick zu, als wollte er ihm sagen, dass er die Klappe halten soll.
    Das ist so eine Sache, die ich nicht kapiere. Fans. Okay, ich kann verstehen, warum Kurt Cobain Fans hatte. Oder warum Brandon Flowers Fans hat. Aber mein Vater ist fünfundvierzig Jahre alt. Und er färbt sich die Haare.
    » Wie ist sie denn so?«
    » Nur eine bemitleidenswerte Frau, die glaubt, dass ich etwas bin, was ich nicht bin.« Der Rockstar klingt müde.
    » Also, wie war’s in der Schule?«, fragt Streak.
    » Schule eben.« Wie immer. » Wie läuft die Arbeit? Fangt ihr mit was Neuem an?«
    » Jetzt mal langsam«, sagt Tony. » Wir sind gerade erst fertig mit den Aufnahmen. Du bist genauso schlimm wie Ed.«
    » Sorry.«
    Ich liebe es, wenn sie hier sind. Besonders wenn sie unten im Keller arbeiten. Nach oben dringende Töne – Gelächter, experimentelle Gitarrenriffs, Melodien, die jedes Mal ein bisschen anders gespielt werden, Fluchen, Schimpfen – und schließlich das fertige Produkt. Vielleicht mag ich ihre Musik nicht besonders – okay, ich mag sie überhaupt nicht –, aber ich weiß die Arbeit zu schätzen, die dahintersteckt. Außerdem fühle ich mich mehr zu Hause, wenn sie hier sind.
    ***
    Nach dem Abendessen bin ich gerade mit meinen sämtlichen Tüten auf halbem Weg die Treppe hoch, als die Eingangstür aufgeht und die Stylistin in einem Wirbelwind aus Herbstblättern hereinstürzt. Sie schmeißt die Tür mit dem Hintern zu und lehnt sich schnaufend dagegen. In den Händen hat sie lauter Tüten. An den Armen hängen lauter Tüten. Über den Schultern: noch mehr Tüten. Sie übertrifft sogar mich beim Shoppen. Sie stolziert durch die Eingangshalle. Sieht sie nicht, was sie dem Boden antut? Ich würde ihr ja sagen, dass sie sich Hausschuhe zulegen soll, wenn ich davon ausgehen könnte, dass die keine Absätze hätten.
    Sie schaut auf ihre Uhr. » Mist«, höre ich sie murmeln.
    » Abendessen verpasst?«, frage ich, nur um sie zu ärgern.
    Sie sieht hoch und ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. » Hey, Alex!«, sagt sie, als wären wir die besten Freundinnen. Dann sieht sie meine Tüten. » Du warst shoppen!« Sie stolziert zur Treppe, zieht die Augenbrauen hoch und lässt sie wieder sinken. » Ich zeig dir meine, wenn du mir deine zeigst.«
    Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht neugierig wäre auf den Inhalt dieser vielen Tüten. Wortlos gehe ich wieder nach unten. Sie setzt sich auf die unterste Treppenstufe und versammelt ihre Taschen um ihre Füße. Dann klopft sie neben sich auf die Treppe. Es scheint keine andere gemütliche Option zu geben. Also setze ich mich zu ihr.
    » Wer zuerst?«, fragt sie.
    » Du.«
    » Nein, du«, sagt sie wie eine Dreijährige.
    Ich versuche, nicht zu lachen. » Okay.« Ich beginne meine Sachen hervorzuholen. Als Erstes meine Schottenmuster-Leggings – » Oh mein Gott. Die sind wie für dich gemacht.« Dann das dazu passende Oberteil. » Schwarz ist genau deine Farbe.« Jetzt die Pumps – » Hübsch.« Die Acht-Zentimeter-High-Heels. » Oh ja!« Sie führt sich auf wie Meg Ryan in Harry und Sally. Als Letztes den Jeans-Mini.
    Die Stylistin hebt eine Hand. » Moment! Der Gürtel, den ich gekauft habe, würde dazu fantastisch aussehen.« Was finden Stylisten nur an Gürteln? Sie durchwühlt ihre Tüten, wirft mit Röcken, Blusen, Tops und Kleidern um sich. Darunter sind ein paar schlimme Fashion-Katastrophen – wie zum Beispiel der Gürtel, den sie endlich ausgegraben hat. Sie hält ihn hoch, damit ich ihn sehen kann. » Ich würde ihn hoch tragen«, sagt sie. Gerade will ich sagen: » Vergiss es«, als sie mir mit einem » Du hast so eine tolle Figur« zuvorkommt.
    Ich kann sie trotzdem nicht leiden.
    » Hier.« Sie hält ihn mir hin. » Du kannst ihn

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