Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
Vom Netzwerk:
scheint, du hast da eine Wahrnehmungsverzerrung. Außerdem weißt du ganz genau, warum ich dich nicht mehr sehen wollte. Nämlich aus demselben Grund, aus dem du mich vorhin nicht geküsst hast, als ich in deinen Armen aufgewacht bin. Und weißt du was? Das hat echt wehgetan.
Du
tust mir weh, andauernd, davor will ich mich schützen. Verstehst du das denn immer noch nicht?“ Wütend stapfe ich an ihm vorbei.
    Beliars Hand an meinem Arm hält mich zurück.
    „Meine Eltern wissen nichts von uns. Ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen“, erklärt er.
    Ich schnaube laut auf. „Was wissen sie nicht? Dass ich deine Hure bin? Das hat ihnen Tiberius schon gesagt. Aber keine Angst, ich halte mich von dir fern. Schließlich will ich niemanden vor den Kopf stoßen.“ Energisch reiße ich mich los und verlasse die Halle.
    Junus kommt auf mich zu.
    „Beliar hat uns von dem Plan erzählt. Wie geht’s dir damit?“, will er wissen.
    „Frag lieber nicht“, entgegne ich. Sogleich nimmt er mich in den Arm und redet mir gut zu.
    „Wann brechen wir auf?“, will ich wissen.
    „In ein paar Stunden“, antwortet Beliars Vater, der hinter meinem Bruder auftaucht. „Komm, ich bringe dich in ein Gemach. Du solltest dich ausruhen“, bietet er an. Dankbar ergreife ich die Hand, die er mir darbietet, um mich die Treppen der Burg hochzuführen.
    Vor einer Tür mit kunstvollen Schnitzereien hält er und öffnet sie. Der Raum ist königlich ausgestattet. Ich frage mich, ob er mir sein Quartier zur Verfügung stellt. Egal. Das Himmelbett lässt mich innerlich seufzen. Ich lächle dankbar.
    Als ich darauf zugehen will, hält er mich am Arm fest. „Wieso hast du mir dieses Geschenk gemacht?“, fragt er mich. Er meint die Zauberkräfte, die ich ihm gegeben habe.
    „Die Magie hat mir nur Unglück gebracht. Es wird Zeit, alles hinter mir zu lassen und wieder nach vorne zu blicken anstatt zurück“, gestehe ich.
    „Du sprichst von dir und meinem Sohn, nicht wahr?“, mutmaßt er.
    „Verzeiht, aber ich bin sehr müde“, rede ich mich raus, um darauf nicht antworten zu müssen. Er nickt höflich und tritt aus dem Raum.
    Erschöpft lasse ich mich in die Kissen fallen. Ich versuche, die böse Stimme in meinem Kopf zu ignorieren, die mir unentwegt: ‚Was, wenn deine Stimme versagt?‘ ins Ohr säuselt.
    Nach unendlich langem hin und her Wälzen inklusive der Angst im Nacken, dass hier Hope jederzeit reinschneien könnte, fallen mir dann doch die Augen zu.
     

    „Raven?“
    „Hm.“ Nein. Das ist jetzt nicht wahr. Ich bin grad erst eingeschlafen. Zumindest fühlt es sich so an.
    „Es ist Zeit“, flüstert Beliar nahe an meinem Ohr.
    Ich spüre seine Hand, die über meine Wange streicht. Schnell öffne ich die Augen. Ich hasse es, was sein Blick mit meinem Herzen macht. Es schlägt schon wieder viel zu schnell.
    Seine Hand zieht mich in eine sitzende Position. Erst jetzt bemerke ich, dass er nur eine Lederhose trägt. Seine nackte Brust macht mich gerade mehr als nervös.
    Beliar tritt an ein, in Stoff eingehülltes, Gebilde heran und zieht an dem schwarzen Samt. Sogleich entblößt er eine braune Rüstung, die verdächtig nach dem Stück Drachenhaut aussieht, das mir damals den Stromschlag verpasst hat. Jetzt weiß ich auch, wem das Zimmer gehört. Es ist seins. Er hat wohl mehrere Räumlichkeiten, denn das Zimmer, in dem mich Hope aus dem Bett gescheucht hat, als ich in seiner Burg eingesperrt war, sah anders aus.
    Beliar streckt mir die Hand entgegen und verlangt: „Hilf mir beim Anlegen der Rüstung.“ Etwas vor den Kopf gestoßen brauche ich einige Sekunden, um zu reagieren, springe aber im nächsten Moment aus dem Bett und trete an ihn heran.
    Er hebt den Brustharnisch an und legt ihn sich auf den Oberkörper. Hinten gibt es eine Schnürung, an die ich mich gleich heranwage. Na dann mal los. So schwer kann das nicht sein. Ich binde das Teil so fest ich kann zusammen.
    „Sing für mich“, verlangt er. „Das Lied, das du gesungen hast, als du die Brücke über den Fluss erschaffen hast“, ergänzt er. Okay.
    Wie er wünscht, singe ich Simon and Garfunkels „ Like a bridge over troubled water ”:
    „ When you're weary …
    Feeling small …
    When tears are in your eyes …
    I will dry them all …
    I'm on your side … oh … when times get rough …
    Like a bridge over troubled water … I will lay me down …
    When evening falls so hard … I will comfort you
    I'll take your part … oh … when darkness comes and pain

Weitere Kostenlose Bücher