Wer braucht schon Zauberfarben?
anders sein. Das war sicher die Idee von seinem Vater. Wenn ich ihn in die Finger kriege, kann er was erleben.
„Warte mal“, wende ich ein. „Wie sieht die aus?“, fordere ich.
„Ich könnte sie skizzieren“, schlägt Gillean vor. Beliar hext ihm ein Stück Pergament mit Feder, die er ihm aushändigt. Schnell geht Gillean zu dem Tisch, den Beliar ebenfalls erschaffen hat, legt das Papier ab und zeichnet die Waffe. Das fertige Bild hält er mir nach ein paar Minuten hin.
Mir bleibt der Mund offen stehen. Das ist so ein abartiges Riesenmaschinengewehr, das im Krieg eingesetzt wird. „So eine Waffe kann in extrem kurzer Zeit, tausende Schuss abgeben. Das wird ein Gemetzel“, stelle ich atemlos fest.
„Sie kann uns nichts anhaben“, erklärt Beliar.
„Da ist noch etwas“, gesteht Gillean. „Wir haben sie mit einem Schutzamulett bestückt, das die Waffe immun gegen Zauberkräfte macht.“ Toll. Ganz toll.
Wild stelle ich fest: „Also, wenn du noch mehr solcher Hiobsbotschaften im Gepäck hast, solltest du jetzt damit rausrücken.“
„Das war alles“, gibt Gillean zu.
„Wärt Ihr mit dem Plan einverstanden, Euren Truppen nur eine Illusion des Kampfes in den Kopf zu pflanzen?“, richtet Beliar die Frage an Gillean, der sogleich nickt und erklärt: „Keine faulen Zauber. Niemand wird getötet. Das gilt für beide Seiten.“ Dabei hält er Beliar die Hand hin.
Nach einem kurzen, nonverbalen Schlagabtausch, bei dem sie sich als ebenbürtige Gegner herausstellen, schütteln sie Hände.
Ich kann nur hilflos mitansehen, wie sie gerade einen Plan besiegeln, bei dem der gesamte Erfolgsdruck auf mir zu lasten scheint. Wieso könnt ich grad loskreischen vor Panik?
„Wartet“, wende ich mit gestrichen vollen Hosen ein. „Sollten wir das nicht noch mal überdenken? Euer Plan setzt mich grad irgendwie gewaltig unter Druck.“
Sie ignorieren meinen Einwand. Beliar verlangt von mir: „Ruh dich aus. Wir setzen die anderen in Kenntnis.“
Daraufhin lassen sie mich einfach stehen. Ich bin grad mehr als überrumpelt. Hey, geht’s noch? Okay, ich gebs zu, da es nicht mein eigener Plan ist, bin ich etwas skeptisch, um es gelinde auszudrücken.
Ich versuche, nicht durchzudrehen und hebe erst mal mein Amulett vom Boden auf, das ich mir wieder um den Hals hänge.
Okay, ruh dich aus, hat er gesagt. Wie soll ich mich denn bitte bei dem Gedanken an das, was da auf mich zukommt, ausruhen? Okay, keine Panik. Ich trete ans Fenster heran und versuche, runterzukommen. Der Fenstervorsprung dient mir als Sitzgelegenheit, um meine Gedanken zu sammeln.
„Raven?“ Gerade habe ich mich so erschrocken, dass ich fast vom Fensterbrett gefallen wäre. Mann, ich bin echt bereits das absolute nervliche Wrack. Hey, hab ich etwa geschlafen?
Beliar hat wieder diesen besorgten Blick aufgesetzt, kommt auf mich zu und sagt: „Verzeih mir. Ich wollte dich nicht wecken.“
Ich rutsche vom Fenster und wende mich ihm zu. „Schon gut, was gibt’s?“ Gillean steht hinter ihm.
„Der Großinquisitor wird nun aufbrechen und alles vorbereiten. Er hat den Wunsch geäußert, sich von dir verabschieden zu wollen“, informiert mich Beliar.
Gillean tritt vor mich. Jetzt breitet sich gerade diese komische Stimmung aus, bei der niemand so recht weiß, was er zum Abschied sagen soll.
Kurzerhand umarme ich ihn fest. Ich hab ihm schließlich mein Leben zu verdanken. „Pass auf dich auf und danke für alles“, hauche ich ihm ins Ohr.
„Wir sehen uns bald wieder Raven“, flüstert er.
Daraufhin tritt er zurück, küsst mir die Hand und zieht ein Papier aus seinem Hemd, das er mir mit den Worten: „Außer mir hat die Karte niemand zu Gesicht bekommen“, überreicht.
Als ich das Pergament an mich nehme, verlässt er den Saal. Ich halte die Karte Beliar hin, der das Schriftstück kritisch beäugt, bevor er es in Flammen aufgehen lässt.
„Was hast du ihm dafür gegeben?“, fordert Beliar.
„Ist das wichtig?“, frage ich ihn.
Beliars Blick spricht Bände. Im nächsten Moment knallt er mir: „Hast du mir deshalb gesagt, dass du mich nicht mehr sehen willst? Wegen ihm?“, vor den Latz.
Mir steht der Mund offen. „
Das ist jetzt nicht dein Ernst
?“, raune ich wild. „Du lebst mit einer anderen Frau zusammen, teilst mit ihr ein Bett und da wagst
du
es, wie ein eifersüchtiger Ehemann zu reagieren, wenn ich den Mann, der mich gerade vor mehreren Vergewaltigungen und dem sicheren Tod bewahrt hat, in den Arm nehme? Mir
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