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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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Hexer, der mich in Paris in seine Wohnung verschleppt hat. Weißt du … eigentlich macht mir nicht so schnell etwas Angst, aber die Waffen unserer Zeit sind grausame Erfindungen. Er … er hat mich damit bedroht. Ich … ich hab da einen kleinen Schwachpunkt. Sie machen mir unglaubliche Angst. Das ist nicht wie in deiner Welt. Es ist kein fairer Kampf, wie mit euren Schwertern. Bei diesen Waffen ziehst du immer den Kürzeren. Die Projektile bohren sich in deinen Körper und du stehst nicht mehr auf. Sie töten dich, bevor du weißt, was passiert ist. Er hat gesagt, ich soll mich ausziehen und … aus Furcht, er könnte die Waffe gegen mich richten, habe ich es getan. Ich hätte alles getan, was er verlangt hätte, weil ich solche Angst hatte.“ Das ist nicht mal gelogen. „Der Hexer hat … mich angeglotzt, hat mich sogar gezwungen, mich im Kreis zu drehen, damit er … alles sehen kann. Dann hat er mir dieses Kleid gegeben. Seine Blicke waren das Schlimmste. Ich dachte, gleich … vergewaltigt er mich. Daraufhin hat er mich gezwungen, fast die ganze Flasche Rotwein zu trinken. Die Gläser musste ich in einem Zug leeren. Der Wein in deiner Hand hat … mich daran erinnert, ich … kann das nicht trinken … ich …“ Eine Träne läuft mir sogar aus dem Augenwinkel. Mann, bin ich gut.
    Beliar zieht mich an sich heran. „Verzeih mir. Das war nicht meine Absicht, dich daran zu erinnern. Junus gab dem Hexer den Befehl, dich nicht anzurühren, bis wir vor Ort sind. Wenn ich gewusst hätte, dass er dir solche Angst eingejagt hat, hätte ich ihm noch in derselben Nacht gezeigt, was es heißt, Angst zu verspüren“, verkündet er.
    „Beliar?“
    „Ja?“
    „Manchmal frage ich mich, ob meine Symbole etwas damit zu tun haben, dass ich augenscheinlich das Unglück gepachtet habe. Dabei will doch nur glücklich sein. Nichts weiter. Ein normales Leben führen. Mit dir.“ Die letzten Worte sind mir rausgerutscht.
    Beliar hebt mein Kinn an und mustert mich intensiv. Ich weiß, was er gerade denkt. Er fragt sich, ob ich tatsächlich eine böse Knusperhexe bin oder ob sich der Seher nicht doch in mir täuscht.
    „Du wirst nicht vom Unglück verfolgt Hope“, erklärt er. Und wie nennst du das sonst, was hier abläuft?
    Ich lächle. „Hey, ich habe gute Nachrichten“, erkläre ich.
    „Tatsächlich?“, stößt er überrascht aus.
    „Ich habe getan, was ihr wolltet. Heute Morgen hat mir Junus Blut für den Test abgezapft. Zugegebenermaßen habe ich etwas überreagiert. Mein Bruder sagte mir, dass sie dich wegen der Geschichte, die der Seher herumerzählt, unter Druck setzen. Natürlich weiß ich, dass du voll hinter mir stehst.“ Von wegen. „Da habe ich meinen Stolz, den ich laut Junus von meiner Mutter geerbt habe, kurz vergessen und klein beigegeben. Siehst du Beliar, ich kann durchaus das tun, was du von mir verlangst. Warts ab, vielleicht wird aus mir doch noch die Frau, die du dir wünschst.“ Ich sagte vielleicht – wohlgemerkt. Aus mir wird nicht in hundert Jahren so ein unterwürfiges Püppchen. „Ich arbeite daran“, ergänze ich. „Siehst du.“ Ich krame nach dem Buch, das ich mir gekauft habe.
    Beliar liest den Titel der Lektüre, die ich ihm sogleich vor die Nase halte, laut vor: „
Das
Frauenbild im Mittelalter:
Behütende Mütter im Schatten der Männer
.“ Nur so nebenbei bemerkt, so einen Schwachsinn würd ich niemals lesen, aber ich brauche es, um ihm stückweise zum absolut schlechtesten Gewissen seines Lebens zu verhelfen.
    „Ich lerne, wie Männer im Mittelalter denken“, verkünde ich stolz. Im Traum.
    Beliar grinst. „Ich glaube, jetzt setzt du dich zu sehr unter Druck Hope. Entspanne dich. Wieso legst du dich nicht hin und lässt dich von mir verwöhnen. Dafür habe ich genau das Richtige mitgebracht. Eine duftende Salbe aus Lavendelextrakt.“ Das würde sich unsagbar verlockend anhören, hätte ich ihr Gespräch nicht belauscht.
    Ich lächle. „Echt? Na dann her damit“, pruste ich energisch. Ich fasse es nicht, dass er das jetzt durchzieht.
    Sogleich zieht er ein kleines Gefäß, das aussieht wie ein Marmeladenglas, heraus und öffnet den Stoffdeckel, der mit einem Faden verschnürt ist. Ich glaube, ich habe noch nie etwas Ekelhafteres gerochen. Mit übermenschlicher Kraft halte ich mein Lächeln aufrecht und meine Galle zurück. Mein Magen dreht sich bereits um die eigene Achse.
    Im nächsten Augenblick hält er mir das Teil direkt unter die Nase. Ich nehme einen tiefen

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