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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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er gerade über mich herfallen. Da bricht wohl sein brüderlicher Beschützerinstinkt wieder durch.
    Ich werfe meinem Bruder die Packung mit dem Müsli hin und setze mich zu Tisch.
    „Wollt ihr euch nicht setzen?“, frage ich die zwei Männer, die sich gerade gegenseitig niederstarren. Warte, das ist so ein Männer-Ding, was gerade zwischen ihnen abläuft. Wer als erster den Blick abwendet, hat verloren.
    „Kann ich dich kurz sprechen?“, will mein Bruder von mir wissen – immer noch Beliar fixierend. Oh, oh. Ein Bruder-Schwester Gespräch. Hoffentlich wird das nicht so peinlich wie seine gescheiterten Aufklärungsversuche vor meiner Hexentaufe.
    Ich nicke. Etwas widerwillig trete ich mit ihm auf den Flur hinaus. Mein Bruder zieht mich fas grob in sein Zimmer und schlägt die Türe zu.
    „Mir gefällt das nicht“, stößt er raunend aus.
    „Was denn?“, hake ich nach.
    „Wie er dich … anfasst“, gesteht Junus. Oooookkkkaaayyyy.
    Verblüfft wende ich ein: „Warte mal … hilf mir mal, ich hab gerade einen kurzen Realitätsverlust. Warst du nicht derjenige, der mich die ganze Zeit über zu ihm bringen wollte? Jetzt hast du doch, was du immer wolltest. Er ist das Oberhaupt – ich die passende Ador dazu. Happy End.“ Okay, mein Sarkasmus geht gerade mit mir durch.
    „Ja, aber … ich weiß auch nicht. Du bist meine Schwester und Beliar ist … aus einer anderen Zeit. Die Männer im Mittelalter nehmen sich, was sie wollen. Du bist sechzehn. Ich mag es nicht, dass er dich anfasst, als wärst du sein Spielzeug, an dem er seine Triebe abreagieren kann“, verkündet Junus flüsternd. Keine Angst, zum Abreagieren ist es gar nicht gekommen.
    „Ich verstehe das Junus. Bei dir bricht gerade der Bruder durch, aber ich kann auf mich selbst aufpassen“, erkläre ich genervt.
    „Er zwingt dich doch zu nichts“, hakt Junus nach.
    „Nein, tut er nicht.“ Mann, hör schon auf. Damit gefährdet er meine Operation. Beliar darf nichts davon mitkriegen, dass ich etwas von der Geschichte mit der schwarzen Hexe weiß. Wenn wir hier drin tuscheln, macht ihn das sicher stutzig.
    „Hope, der Mann ist stark und du bist … eine Versuchung, der kaum jemand widerstehen kann. Ich will einfach nicht, dass er dir wehtut.“ Das hat er bereits getan. „Wenn er dich irgendwie bedrängen sollte, sagst du es mir. Ich beschütze dich. Immerhin bin ich dein Bruder.“ Diese Beschützerinstinkt-Sache, die er grad abzieht, ist voll süß.
    „Ja okay, ich hab die Message verstanden und jetzt lass mich hier raus“, fordere ich.
    Junus nickt und erklärt: „Ach übrigens, heute bringt jemand die Testergebnisse vom Labor vorbei. Ich habe meine Beziehungen spielen lassen, damit es schneller geht.“ Dabei zwinkert er mir verräterisch zu.
    Er hat Magie eingesetzt – wunderbar, dann ist die Sache zumindest bald vom Tisch. Hoffentlich, denn ich weiß immer noch nicht, was ich von dieser schwarzen Hexen-Geschichte halten soll. Vielleicht ist Junus ja auch ein schwarzer Hexer?
    Hm, ich verdränge diese Gedanken lieber schnell. Es ist noch viel zu früh, um sich den Kopf zu zerbrechen.
    „Könntest du zu Hause bleiben, um den Brief persönlich entgegenzunehmen? Ich will nicht, dass so etwas Privates im Briefkasten landet“, bittet er mich.
    „Okay“, erkläre ich mich einverstanden. Junus küsst mich auf die Stirn, bevor er auch schon zur Uni aufbricht.
    Zurück am Frühstückstisch fragt Beliar: „Was wollte dein Bruder?“ Als ob er das nicht genau wüsste. Sicher hat er uns belauscht.
    „Er hat Angst, dass du mir das Herz brichst. Natürlich macht er sich umsonst Sorgen. Du würdest mir nie wehtun“, entgegne ich.
    Um meine Worte noch zu unterstreichen, drücke ich seine Hand fest und küsse ihn auf die Stirn, bevor ich den Tisch abräume. Er sieht aus, als würden ihn meine Worte beschäftigen. Perfekt. Genau zu dem Zweck habe ich sie ausgestoßen.
    „Ich muss heute erneut in meine Heimat zurückkehren“, erklärt er daraufhin. Gut, dass er mein wütendes Gesicht nicht sehen kann.
    „Okay“, stoße ich vollkommen gelassen aus. Ich lasse es mir nicht nehmen, so zu tun, als würde mir das absolut nichts ausmachen. Natürlich stört es mich ungemein. Will er etwa zu dieser Frau zurück, weil ich ihn nicht ranlasse? Reagiert er sich an ihr ab? Meine geballte Wut bekommt das Geschirr ab, das ich schrubbe, bis das Dekor der Teller schon dran glauben muss.
    „Ich werde bald zurück sein“, ergänzt er.
    „Kanns kaum erwarten“,

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