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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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weiter.
    Plötzlich wird meine Zimmertüre aufgestoßen. „Heilige Scheiße …“, stößt mein Bruder aus, der uns gerade erwischt hat, schlägt aber im nächsten Moment die Tür wieder zu. Wunderbar.
    Ich kann nicht mal darauf reagieren, so geschafft bin ich. Meine Schmerzgrenze ist absolut erreicht.
    Beliar hat die kurze Ablenkung genutzt, um sich unter mir umzudrehen. Seine Hände wandern über meinen Körper. Ich schließe die Augen, damit er den Schmerz darin nicht sieht. Zu spät, ich kann mich nicht mehr aufrechthalten. Mein Körper sackt auf den seinen. Beliars männliche Laute hallen in meinem Kopf.
    „Du glühst ja förmlich vor Verlangen“, stellt er genüsslich fest. „Lass mich dich erlösen Schönheit.“ Gute Idee, könntest du mir bitte eine verpassen, damit ich bewusstlos werde?
    „Ich bin so müde“, aus meinem Munde lässt ihn dann abrupt innehalten.
    „Ich bin alles andere als müde. Du hast mein Verlangen ins Unermessliche gesteigert, Sirene. Mich jetzt unbefriedigt zurückzulassen, käme einer Folter gleich.“ Ja frag mich mal. Wage es nicht, von Folter zu sprechen. Du hast ja keine Ahnung, was gerade auf meinem Rücken abgeht. Memo an mich selbst: Ich sollte mich in Zukunft von Lavendel fernhalten.
    „Vielleicht habe ich Vergnügen daran, dich zu foltern“, knalle ich ihm hauchend entgegen. So wie du es anscheinend hast.
    Er raunt gierig in mein Ohr: „Wie ich gerade am eigenen Leib erfahre, beherrschst du die Kunst der Folter zur Perfektion. Ich will dich … jetzt.“ Schön für dich. Ich will mir jetzt das stinkende Zeug vom Leib waschen und in Ruhe vor mich hin leiden. Vorzugsweise in dieser Reihenfolge.
    Zu spät. Mein Körper hat den Kampf nun endgültig verloren. Die bittersüße Bewusstlosigkeit erlöst mich sogleich von meinen Qualen.
     

    Ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Beliar hält mich an seine Brust gedrückt. Er schläft glücklicherweise. Ich frage mich, ob das alles nur ein Alptraum war.
    Der Schmerz, der immer noch allgegenwärtig ist und mein abartiger Gestank, überzeugen mich aber dann vom Gegenteil.
    Ein Königreich für eine Dusche und eine Schmerztablette. Sanft löse ich mich von ihm. Er darf auf keinen Fall aufwachen, denn es wird immer schwieriger, ihn mir vom Leib zu halten.
     

    Im Bad erschrecke ich mich sogar vor meinem Spiegelbild. Frankensteins Monster hatte bei seiner Erweckung mehr Farbe im Gesicht als ich. Von den Augenringen fang ich erst gar nicht an.
    Als wolle mich mein Körper verspotten, hat er bereits wieder weiße Haare sprießen lassen, denen ich gleich auf die Pelle rücke. Wusste nicht, dass meine biologische Uhr schon mit sechzehn abläuft. Passt irgendwie zur Gesamtsituation.
    Glücklicherweise ist auf meinem Rücken keine Rötung zu erkennen. Ich hatte schon Angst, Brandblasen zu entdecken. Das eiskalte Wasser vermag die Hitze kaum zu vertreiben, die immer noch auf meiner Haut wütet. Zumindest ist der Schmerz jetzt halbwegs auszuhalten.
    Fassen wir mal zusammen: Ich bin anscheinend eine schwarze Hexe – was immer das auch bedeutet – die mit sechzehn bereits anfängt zu verschrumpeln.
    Genervt knalle ich mir Make-up aufs Gesicht, damit ich zumindest ein bisschen lebendig wirke.
    In der Küche versuche ich zu den Klängen von Juanes‘ „
La Camisa Negra
“ und einem Koffeinschub wach zu werden. Dabei tanze und singe ich lautstark mit, während ich Frühstück mache.
    Meine Hüften werden plötzlich von hinten festgehalten. Beliar drückt sich an meinen Rücken. Ich stöhne vor Schmerz.
    „Und erneut hast du das Bett viel zu früh verlassen“, rügt er mich sanft. Ja, bin vor dir und deiner Salbe geflohen.
    Im nächsten Moment bewegt er sich zusammen mit mir zur Musik. Er will mich bereits wieder. Wer verführt hier eigentlich wen?
    Ruckartig dreht er mich zu sich um und hebt mich auf die Küchenzeile. Besitzergreifend erobert er mich mit seinen heißen Küssen, während er seine Hüfte an mich presst.
    Ich spüre, dass uns jemand beobachtet. Schnell löse ich mich von ihm. Dass das Beliar ganz und gar nicht gefällt, zeigt er mir mit seinem männlichen Raunen, das mir die Gänsehaut aufziehen lässt.
    Junus steht mit verschränkten Armen im Raum und mustert uns mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Guten Morgen“, grüße ich ihn von der Küchenplatte rutschend.
    „Morgen“, stößt mein Bruder etwas zu unfreundlich aus, für meinen Geschmack. Naja, Beliar steht mit nacktem Oberkörper in unserer Küche. Außerdem wollte

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