Wer braucht schon Zauberfarben?
hier.“
„Okay, ähm. Ich hab keine Ahnung, was du meinst, aber ich bin dabei“, stoße ich etwas irritiert aus.
„Du bist deinem Vater unglaublich ähnlich“, stellt er fest.
„Du kanntest meinen Vater?“, stelle ich verblüfft fest.
„Ja. Die Schönheit hast du aber von deiner Mutter“, erklärt er.
„Kann ich dich was fragen Tiberius?“
„Ja natürlich. Alles Kind.“
„Glaubst du, Beliar könnte mich lieben, auch wenn ich keine Ador-Hexe wäre?“ Diese Frage geistert ständig in meinem Kopf herum. Da er Beliar gut kennt, würde ich gerne wissen, wie er das einschätzt.
„Zweifelst du daran, eine Ador zu sein?“, mutmaßt er.
„Das brauche ich gar nicht. Scheinbar haben daran alle außer Junus ihre Zweifel. Beliar doch auch, sonst hätte er die Hexe, die sich für mich ausgibt, sicher nicht empfangen. Wer weiß, womöglich glaubt er dem Seher mehr als mir und entscheidet sich für die andere Frau“, mutmaße ich.
„Ich glaube, Beliar liebt dich – niemanden sonst“, verkündet Tiberius.
„Wieso kämpfst du für mich?“, will ich von ihm wissen.
„Wie meinst du das Mädchen?“
„Beliar gab mir einen Teil seiner Erinnerungen – Gespräche mit dir. Du hast ihn immer wieder ermutigt, mich zu wählen. Sich für sein Herz zu entscheiden. Egal, wer die verrückte Frau sein mag, die ihm den Kopf verdreht. Ich will wissen, wieso du das tust?“, verlange ich.
Er mustert mich intensiv. „Als Beliars Eltern starben, wurde ich zu seinem Vormund ernannt. Er ist mir wie ein Sohn. Ich will nur das Beste für ihn“, gesteht er.
„
Und du glaubst, ich bin das Beste für ihn
?“, krächze ich ungläubig.
„Natürlich“, stößt er selbstverständlich aus. Das ist zu schön, um wahr zu sein.
Ich erkläre: „Wow, du sagst mir genau das, was ich hören will. Wer sagt mir, dass das kein Trick ist? Du könntest für den Seher arbeiten oder für jemand anderen. Du weißt, dass ich dir vertraue. Das ging aus meiner Nachricht auf dem T-Shirt meiner Doppelgängerin hervor, die ich dir untergejubelt habe. Dieses Wissen könntest du jetzt gegen mich verwenden. Mein Vertrauen ausnutzen. Aber wer sagt dir, dass ich die Nachricht nicht absichtlich dort platziert habe und bereits weiß, was du vorhast?“ Das ist ein Bluff. Ich hab keine Ahnung, ob ich ihm vertrauen kann. Hoffe es aber. „Wer hat dich geschickt Tiberius?“, ergänze ich.
Tiberius lacht laut auf. „Was gäbe ich dafür, dass dich dein Vater jetzt sehen könnte. Er würde vor Stolz fast vergehen. Du bist wie er. Auch er hinterfragt das Vertrauen, das er jemandem geschenkt hat, immer wieder von neuem. Ein sehr seltener Charakterzug. Meistens bleiben die Leute bei ihrem ersten Eindruck, den sie sich über eine Person bilden. Behalte dir das bei Mädchen. Das ist ein echter Vorteil gegenüber deinen Feinden“, rät er mir.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet“, hake ich nach.
„Niemand schickt mich, um hier bei dir zu sein. Wie ich bereits sagte, ich will einfach nur Trost spenden“, verkündet er.
„Was denn für Trost?“, will ich wissen. Es klingelt erneut, bevor er antworten kann.
Ich mache auf und übernehme den Brief aus den Händen des Boten, der ganz schön abgekämpft aussieht. Naja Fahrradkurier eben. Die habens nicht leicht.
Ich lege ihn auf den Stapel der ungeöffneten Briefe und wende mich wieder meinem Gast zu.
„Willst du den Brief nicht öffnen Mädchen?“, fragt mich Tiberius.
„Nein“, erkläre ich. Junus wird mir sicher die frohe Botschaft heute Abend verkünden, dass wir jetzt schwarz auf weiß haben, Bruder und Schwester zu sein. Hurra.
Hm, ist schwarzer Humor eigentlich auch ein Zeichen für eine schwarze Hexe? Davon hat Nadar aber nichts gesagt. Okay, ich sollte meinen Selbstspott im Zaum halten.
„Es ist der Test, ob ihr Geschwister seid, nicht wahr?“, mutmaßt Tiberius. Beliar hat ihm wohl erzählt, dass die Ergebnisse heute kommen.
„Ja“, bestätige ich seine Vermutung.
„Mach ihn auf“, fordert er.
„Nein. Der Brief ist an Junus adressiert“, stelle ich fest.
„Dann mach ich ihn auf“, erklärt Tiberius, der schon darauf zu stapft. Wütend halte ich ihn am Arm zurück.
„Wieso interessiert dich das Ergebnis so? Willst du es etwa verändern und mich so täuschen?“, knalle ich ihm vor den Latz.
Er lächelt. „Nein Mädchen. Wie ich bereits mehrmals festgestellt habe, bin ich hier, um Trost zu spenden.“ Jetzt kommt er wieder mit der alten Leier.
Ich reiße
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