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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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ja denken können. Als ich mich schon umdrehe, um ihn in Ruhe zu lassen, geht die Tür auf.
    Ein sichtlich verschlafener Junus im Strubbellook grinst mich an. „Morgen Prinzessin“, stößt er aus.
    „Morgen. Sorry, wollte dich nicht stören. Macht weiter bei … was immer ihr gerade getan habt“, winke ich ab. Er räuspert sich mit hochrotem Kopf. Ich grinse verschmitzt.
    „Ich mach uns Frühstück. Ihr könnt ja runterkommen, wenn ihr soweit seid“, schlage ich vor. Sein Ausdruck wird alarmiert.
    „Ähm, danke, aber sie … ähm wollte gerade gehen“, stottert er so unbedarft, dass ich die Augenbrauen hochziehe.
    „Hör zu Junus. Ich weiß, dass
sie
eigentlich ein
er
ist. Also befrei ihn aus deinem Schrank und kommt frühstücken“, befehle ich.
    Mein Bruder sieht so aus, als würde er gleich einen Herzinfarkt bekommen. „Woher weißt du das?“, haucht er in absoluter Panik. Das war eigentlich ein Bluff – ich wusste es gar nicht genau, hatte bloß eine Vermutung, die er soeben bestätigt hat.
    „Weibliche Intuition“, gestehe ich. „Also, wer ist es? Willst du ihn mir nicht später vorstellen?“, fordere ich.
    „
Nein
“, prustet er energisch.
    „Oooookay“, entgegne ich überrascht und drehe mich um.
    „Warte, Raven. Das war jetzt nicht so gemeint, wie es geklungen hat“, versucht er sich rauszureden.
    „Schon gut. Ich habs kapiert“, stoße ich abwinkend aus.
    Vielleicht ist das ja nur ein One-Night-Stand in seinem Zimmer, dem er nicht so viel Bedeutung zugesteht, ihn seiner nicht-leiblichen Schwester vorzustellen. Außerdem geht mich Junus‘ Liebesleben ja mal absolut nichts an. Das heißt nicht, dass ich nicht neugierig bin.
     

    „Ich frag gar nicht, wen du mit nach Hause genommen hast, denn es ist mir nicht entgangen. Du hast ja ständig seinen Namen gerufen“, reißt mich aus meinem Müsli Stochern. Schlagartig spüre ich Hitze, die meine Wangen emporsteigt. Jetzt hat er uns auch noch gehört. Wie peinlich ist
das
denn?
    Junus grinst schief, als ich mich rausrede: „Er ist hier eingedrungen, ich … wollte das nicht, aber er … hat mich irgendwie … ich … verdammt.“ Das war ja jämmerlich.
    „Wo willst du hin?“, fragt mich Junus, als ich an ihm vorbeilaufe.
    „Meinen Bannzauber um das Gebäude verstärken. Der bringt nichts“, erkläre ich. Junus hält mich am Arm fest.
    „Ich hab ihn reingelassen“, beichtet er.
    Mir steht der Mund sperrangelweit offen. „Du hast
was
?“, hinterfrage ich seine Aussage verblüfft.
    „Das war der Plan. Ihn mit Alexej eifersüchtig zu machen, seinen Beschützerinstinkt zu wecken, damit er endlich weiß, zu welcher Frau er gehört. Zu dir Raven. Siehst du, er hat sich für dich entschieden“, erklärt er stolz. Wer ist hier jetzt naiv?
    „Wir haben gevögelt, sonst gar nichts“, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen aus, während ich der Müslischachtel Gewalt antue.
    „Tja, auch das konnte ich hören. Zugegebenermaßen wollte ich zwischendurch mal nachsehen, ob die Villa noch steht, bei dem Lärm, der da aus deinem Zimmer kam. Ich meine, ich war ja heut Nacht auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit, aber dagegen war das, was ich hatte wohl Blümchensex.“
    Ich ziehe scharf die Luft ein. „Ich fass es nicht, dass du das jetzt gesagt hast … Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist. Das war falsch. Er ist mit Hope zusammen“, versuche ich mich erneut aus der Affäre zu ziehen.
    „Raven“, beginnt mein Bruder. „Er liebt sie nicht. Gerüchte sagen, er beachtet sie kaum. Wer weiß, ob an der Verlobungsgeschichte was dran ist.“ Nein, da ist nichts dran, das weiß ich bereits.
    „Aber er lebt mit ihr zusammen. Egal was da zwischen uns ist, wir würden es nie offen zeigen können. Das muss aufhören, das ist mir heute Nacht klargeworden.“ Und vielleicht glaub ich mir das ja eines Tages auch selbst.
    „Also ich könnte schwören, du hast diese Nacht genossen, aber was weiß ich schon von Frauen“, prustet er belustigt.
    Einen Wimpernschlag später wird er ernst. Okay, jetzt lässt er den Bruder wieder raushängen. „Ihr habt doch aufgepasst, oder?“, fragt er doch tatsächlich.
    „Ja, wir haben ein Kondom benutzt,
Dad
“, spotte ich.
    Junus zieht die Augenbrauen hoch und fragt verblüfft: „Wie um alles in der Welt hast du den mächtigsten weißen Hexer davon überzeugt, ein Kondom zu benutzen?“
    „Mit den Waffen einer Frau, davon verstehst du nichts, Bruder“, necke ich ihn. „Nun zu dir“,

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