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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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ist klar, an die Wunde lass ich keine Magie mehr ran. Das ist ja kaum auszuhalten.
    „Ich hole meinen Leibarzt“, droht er mir. Sofort schießen Bilder von mittelalterlichem Aderlass und grusligen Instrumenten in meinen Kopf.
    „Das kannst du vergessen Beliar“, fauche ich.
    „Er ist schon auf dem Weg“, stößt er herrisch aus. Na wunderbar.
    Als ich aus dem Bett steigen will, erstarre ich vor dem Chaos, das in meinem Zimmer herrscht. Es sieht so aus, als hätte ein Sturm gewütet, der die Möbel verrückt hat. Wow. Ich frage mich gerade, ob uns jemand gehört hat, da klopft es an der Tür.
    Beliar braucht nur eine Rune, um aufzuräumen, sich anzuziehen, mein Bett zu machen und mir einen schwarzen, seidigen Bademantel zu verpassen. Den Mann sollte ich heiraten – nie wieder Hausarbeit. Okay, der Spott ist mir noch nicht vergangen. Die Betonung liegt hierbei auf „noch“.
    Beliar öffnet die Tür. So viel zu meinen Sicherheitsvorkehrungen. Da war ich ja anscheinend ziemlich schlampig, wenn es so einfach ist, hier reinzukommen.
    Ich erhebe mich, wobei ich doch recht wacklig auf den Beinen stehe. Das kommt aber glaub ich von dieser Wahnsinns-Nacht.
    Herein kommt ein Anzugträger, der mir sofort unsympathisch ist. Er ist um die sechzig und mustert mich mit zusammengekniffenen Augen, als wär ich ein Untersuchungsobjekt – was ich ja auch eigentlich bin. Das Schlimmste ist sein brauner Arztkoffer, in dem ich die Instrumente des Schreckens vermute.
    Er verneigt sich vor Beliar. „Ihr habt nach mir gerufen, Herr?“, stößt er eitel aus, als wäre er über alles erhaben.
    „Raven hat eine Wunde, die nicht heilt. Sie stammt von den Krallen eines Raben“, setzt er den Arzt in Kenntnis.
    Ohne Umschweife stapft der Doktor auf mich zu. Er ist sogar noch grusliger, als ich ihn mir vorgestellt habe. Das volle Programm. Als Sahnehäubchen öffnet er die Tasche neben mir.
    Ich habe freies Sichtfeld auf seine Instrumente des Grauens. Aus einem Impuls heraus, nehme ich eines davon aus der Tasche, das aussieht wie ein Mini-Schürhaken.
    „Nicht … anfassen“, stößt er monoton aus, darauf bedacht, seinen Ärger darüber zu verbergen.
    Ich ignoriere ihn, krame weiter nach einem Büchlein, das ich sogleich aufschlage. Darin hat er Skizzen von den Innereien einer Frau angefertigt, die abartig ungenau aussehen. Ich frage mich, nach welcher Vorlage die wohl entstanden sind, da schnappt er mir das Buch aus den Händen.
    „Das ist nicht dein ernst“, frage ich Beliar, der sich unsere nonverbale Attacke vom Fenster aus ansieht.
    „Das ist mein voller ernst“, bestätigt er.
    „Stimmt Ihr nun einer Untersuchung zu oder nicht?“, raunt mich der Arzt von der Seite an.
    „Wenn Ihr mich berührt oder eines dieser Instrumente auspackt, seid Ihr derjenige, der nach dieser Untersuchung einen Arzt braucht“, drohe ich ihm.
    Der Doktor zieht die Augenbrauen hoch, doch da habe ich ihm schon den Rücken zugewandt und entblöße meine Schulter. Minutenlang tut sich nichts, dann meint er: „Ich muss die Wunde berühren, um eine genauere Aussage treffen zu können.“
    Wütend balle ich die Fäuste und erwidere: „Tut, was Ihr nicht lassen könnt, aber setzt keine Magie ein, um mich zu heilen. Daran sind schon stärkere Hexer gescheitert.“ Ja okay, es ist vielleicht nicht so schlau, den Arzt zu erzürnen, der gleich Hand an mich legen wird, aber ich mag ihn nicht. Er behandelt mich wie einen Untertanen.
    „Erlaubt Ihr es Herr?“, vernehme ich vom Doc. Beliar hat anscheinend genickt, denn sogleich spüre ich seine kalten Hände an meinen Kratzern. Seine Berührung ist mir unangenehm. Glücklicherweise zieht er die Hand ein paar Sekunden später zurück. Schnell bedecke ich die Schulter wieder mit meinem Bademantel.
    „Was fehlt ihr?“, stößt Beliar ungeduldig aus. Der Arzt kratzt sich am Kinn. Mir ist nicht entgangen, dass er meine Augen und mein Haar mehr als intensiv mustert.
    „Herr, ich glaube, diese Wunde kann nicht geheilt werden, weil es keine Wunde ist“, ist dann seine glorreiche Erkenntnis. Ich rolle mit den Augen. Was für ein Quacksalber.
    „Was ist es dann?“, hakt Beliar nach. Er geht sogar auf diesen Schwachsinn ein. Ich fass es nicht.
    „Eine Markierung“, erklärt der Arzt.
Wie bitte
?
    „Welcher Art?“, hinterfragt Beliar diesen Unsinn.
    „Es gibt Gerüchte, dass der Teufel bei Lebzeiten Frauen mit Malen markiert, mithilfe er sie später als ihre Gefährtinnen in der Hölle wiedererkennen

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