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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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rolle ich mich auf den Bauch, dann wieder auf den Rücken. Mein Körper bäumt sich auf und ich schreie vor Schmerz. Die Fenster zerbersten, Glas prasselt auf mich nieder.
    Junus hämmert an die Tür des Salons, brüllt meinen Namen, doch ich halte sie mit meiner Magie geschlossen und drehe die Musikanlage auf Anschlag auf. Evanescences „
Sweet Sacrifice
“ dröhnt in Endlosschleife aus den Boxen.
    Mein Körper hat sich viel zu lange nicht bewegt. Wild gebe ich mich den Rhythmen hin. Die Möbel, die mir dabei im Weg sind, schleudere ich einfach weg. Dabei singe ich mir die Seele aus dem Leib. Die Elektrizität im Raum formiert sich zu Blitzen, die über meine Haut kribbeln.
    Der Sturm weht kalte Luft von draußen herein. Raum und Zeit hören auf zu existieren. Der Alkohol in meinem Blut betäubt meine inneren Qualen. Es tut gut, loszulassen – sich einfach der Musik hinzugeben. Sich mal aus der Welt auszuklinken und nur zu existieren.
     

    Als ich gerade dazu übergegangen bin, die Gegenstände des Raumes in einem Wirbel um meinen Körper schweben zu lassen, durchbricht etwas meinen Zauber.
    Die Flügeltüre des Salons reißt aus den Angeln, segelt zu beiden Seiten des Raumes und zerschellt an der Wand. Herein tritt Beliar, der bei meinem Anblick abrupt stoppt.
    Ich lache mir die Seele aus dem Leib. „
SIEHST DU DAS MONSTER? DIE SATANSBRAUT?
“, brülle ich über die Musik hinweg.
    Einen Wimpernschlag später kommt er auf mich zu. Ich will das nicht. Will, dass er abhaut. Ein Schrei gefolgt von: „
VERSCHWINDE
“, tritt aus meiner Kehle.
    Mein Zauber lässt ihn zurücktaumeln. Sein Körper prallt sogar an die Wand.
    Relativ unbeeindruckt kommt er erneut auf mich zu, diesmal erfasst mich sein Zauber, lässt mich erstarren. Ich versuche, dagegen anzukämpfen. Mein Arm löst sich aus seinem Bann. Wild schlage ich auf ihn ein, doch Beliar fängt meine Faust ab und drückt mich an sich.
    „
RAVEN, WAS HAST DU GETAN?
“, brüllt er.
    „Tanz mit mir“, verlange ich. Ich schlage meine Hände um seinen Nacken und bewege die Hüften.
    Die Musik verstummt, doch ich singe die Worte des Songs weiter: „ One day I'm gonna forget your name … and one sweet day, you're gonna drown in my lost pain. “
    „Beruhige dich“, verlangt er. Ich wehre mich dagegen, schlage auf seine Brust ein.
    Als er von mir ablässt, brülle ich: „ICH KANN DAS NICHT MEHR.
VERSCHWINDE
. DU TUST MIR WEH. GEH ENDLICH UND KOMM NICHT ZURÜCK. HÖRST DU, ICH KANN NICHT MEHR.“
    Mir wird schwarz vor Augen. Ich schreie, wehre mich gegen die nahende Ohnmacht, aber mein Körper verliert den Kampf, der zwischen den Magien herrscht.
     

    Meine Lider wollen nicht offenbleiben, so sehr ich mich auch anstrenge. Nach dem gefühlten hundertsten Mal schaffe ich es dann doch. Beliar steht mit Junus am Fenster und unterhält sich in Flüsterlautstärke.
    Schwerfällig richte ich mich auf. Der Raum dreht sich um mich. Mein Schädel pocht, als hätte ich gesoffen – hab ich ja auch.
    Beide Männer erkennen gleichzeitig, dass ich wach bin. Junus kommt sofort näher.
    „Raven. Wie fühlst du dich?“, will er wissen. Dabei streicht er mir die Haare hinters Ohr.
    Beschissen würd ich sagen, wenn ich mir meinen Arm ansehe, in dem eine Nadel, die zu einer Bluttransfusion gehört, steckt. Die Schnitte an meinem Körper sind geschlossen. Was bleibt sind rote Striemen, die mich daran erinnern, dass diese Nacht kein abartiger Alptraum war.
    Ich will nicht, dass mich Beliar so sieht, also hauche ich: „Ich will, dass er geht.“
    „Nein“, erklärt Beliar vom Fenster aus.
    „Raven, du hast viel Blut verloren. Ruh dich aus“, meint mein Bruder, während er mir über die Wange streicht.
    „Er hat kein Recht, hier zu sein. Er soll gehen“, erkläre ich eindringlich. Ich will nicht, dass er meinen Moment der Schwäche mitansieht. Nicht nachdem ich ihn angegriffen habe. Meine Fresse, ich hab ihm echt eine mit meinen Kräften verpasst. Er hätte mich töten können, wenn er gewollt hätte.
    „Ich habe jedes Recht, hier zu sein“, verkündet Beliar.
    „Hast du nicht, wir sind nicht mal zusammen. Ich bin nur dein Spielzeug, das du besuchst, wenn dir danach ist. Du fickst mich nur“, stoße ich angewidert aus. Ups. Niveauverlust auf ganzer Linie.
    „Lass uns allein“, fordert Beliar.
    Junus ist davon wohl nicht begeistert, denn er meint: „Sie war betrunken, wusste nicht, was sie tat.“ Beliars Blick muss ihn wohl überzeugt haben, denn mein Bruder verlässt

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