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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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rief sie Chris Adams an. Es war fast fünf, und vielleicht leistete er Isabel Gesellschaft; vielleicht hatte Grace eher gehen müssen.
    Als er ans Telefon kam, sagte Cassie eindringlich: »Chris, hier ist Cassie. Ich bin gerade eben gelandet. Ich habe eine dringende Blinddarmoperation hier. Kannst du gleich ins Krankenhaus kommen und mich dort treffen?«
    Er zögerte einen Moment lang. »Hast du es bei Edwards versucht?«
    »Ja, wenn auch nur widerstrebend. Zum Glück ist er nicht erreichbar. Kannst du so schnell wie möglich ins Krankenhaus kommen? Ich werde die Patientin für die Operation vorbereiten, wenn du willst, und ich kann dafür sorgen, daß schon alles bereitsteht.« Sie legte auf.
    Hier stimmt etwas nicht. Das sieht Chris gar nicht ähnlich. Er konnte unfreundlich sein, ja, aber das … hätte sie ihn fragen sollen, ob es ihm lieber war, wenn sie die Operation vornahm? Sam konnte die Anästhesie übernehmen. Sie rief Chris zurück.
    »Chris, ich kann die Operation auch selbst übernehmen, verstehst du? Du brauchst nicht ins Krankenhaus zu kommen.«
    »Ich bin schon auf dem Weg, Doktor.«
    Traute er ihr nicht? Oder war er immer noch eifersüchtig genug, um nicht zu wollen, daß sie in seinem Krankenhaus operierte? Sie schüttelte den Kopf. Was für ein seltsamer Mann. Horrie und Sam trugen die Bahre aus dem Flugzeug. Alison hatte das Bewußtsein wiedererlangt, war aber immer noch benommen von der Spritze. Hohes Fieber ließ sie schwitzen.
    Der Krankenwagen traf zehn Minuten später ein.
    »Du brauchst nicht mitzukommen«, sagte Cassie zu Sam.
    »Chris wird im Krankenhaus sein.« Als sie in den Krankenwagen stieg, sagte sie zu Don: »Ich lade dich zu ›Addie’s‹ zum Abendessen ein. Ursprünglich wollte ich dich bekochen, aber das wird mir heute etwas zuviel. Warum wartest du nicht bei mir zu Hause auf mich?«
    »Warum gehe ich nicht mit ihm zu ›Addie’s‹, und wir treffen dich dort?« sagte Sam.
    »Okay.« Cassie schaute aus dem Fenster und sah, wie Sam sich eine Zigarette anzündete und etwas zu Horrie sagte, und dann starrte er dem Krankenwagen nach, als sie losfuhren.

23
    C hris erwartete sie bereits im Operationssaal. Er war so barsch wie gewohnt, wortkarg und ohne ein Lächeln.
    Cassie beauftragte eine Krankenschwester, die Patientin vorzubereiten, und dann zog sie ihren Operationskittel an und wusch sich gründlich.
    Als sie den Operationssaal betrat, fragte Chris: »In welchem Stadium ist die Patientin?«
    »Der Durchbruch könnte von einem Moment zum nächsten erfolgen.«
    Alison wurde hereingerollt.
    »Bist du soweit?« fragte Chris, und Cassie begann, die Narkose zu verabreichen, während er die Patientin untersuchte.
    »Du hast recht«, sagte er, »aber schließlich hast du immer recht.«
    Er machte horizontal zum Schambein einen fünf Zentimeter langen Schnitt rechts unten in ihrem Bauch. Cassie sah zu, wie er die erste Muskelschicht erreichte, zwei dicke Stränge, die durchteilt wurden. Chris zog sie mit Retraktoren auseinander, langen Metallinstrumenten, die sich an den Enden rechtwinklig spreizen ließen. Sie beobachtete, wie die nächste Schicht in Sicht kam, und er teilte die Muskeln und zog sie auseinander, bis er beim Bauchfell angelangt war, das er erst mit einer Klinge und dann mit Scheren aufschnitt. Mit einer Spezialzange packte er den Dickdarm, den er manövrierte, indem er ihn hin und her zog, bis sie beide den Blinddarm sehen konnten, ein zehn Zentimeter langes, mit Eiter gefülltes rotes Gebilde, am Ende des Dickdarms. Er zog den Dickdarm ein wenig heraus, bis der Blinddarm auf der Bauchdecke lag und er ihn deutlich sehen konnte. Er legte den Blinddarm frei, indem er Fettgewebe und Blutgefäße rausschnitt und die Blutgefäße abklemmte.
    Dann brachte Chris am Ende des Blinddarms dicht am Dickdarm zwei Klammern an, fuhr mit einer Klinge zwischen die Klammern und entfernte den Blinddarm. Er ließ die Klammern stecken, bis er den Bereich mit Silbernitrat sterilisiert hatte. Dann band er unter der Klammer ab, schloß die Blinddarmöffnung und stieß den Stumpf des Blinddarms mit einer Arterienklemme in den Dickdarm, während er die Schlaufen der Naht enger zuzog und das Loch über dem Stumpf schloß. Cassie konnte sehen, daß er sich andere Teile des Dickdarms genauer vornahm und die Klemmen dazu benutzte, ihn hin und her zu bewegen, um sich zu vergewissern, daß sonst alles in Ordnung war. Dann schloß er die Schichten des Bauchfells und nähte die Patientin zu.
    Sie

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