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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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oder vier Wochen freinehmen, falls du es kannst. Aber ich habe es satt, auf dem trockenen zu sitzen, während du verschwindest, um jemanden zu retten oder Sprechstunde abzuhalten. Du hast mir gesagt, daß du nach einem Jahr Urlaub bekommst. Du bist erst seit elf Monaten dort, das weiß ich selbst, aber nimm dir ein paar Wochen frei, Cassandra. Ganz gleich, wie du das anstellst. Ich möchte dir den Norden zeigen und mit dir nach Kakadu fahren.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das einrichten soll …«
    »Tu es einfach. Ich gebe dir fünf Tage Zeit, damit du es so einrichten kannst, und dann brechen wir beide auf, du und ich. Ich möchte dir einiges zeigen, was du noch nie gesehen hast und nie vergessen wirst.«
    »Ich bin nicht sicher …«
    »Cassandra, verschone mich damit. Innerhalb von sieben Monaten haben wir nie mehr als einen Tag miteinander verbracht, und selbst diese einzelnen Tage waren selten, und es haben große Abstände dazwischengelegen. Beziehungen erfordern es, daß man einander halbwegs kennenlernt, Mädchen. Komm schon, laß uns sehen, was für uns beide drin ist. Ich werde irgendwann im Laufe des Sonntags kommen. Bereite alles soweit vor, daß wir uns am Dienstag auf den Weg machen können, hörst du?«
    Er verabschiedete sich noch nicht einmal von ihr. Cassie saß da, hielt den Hörer in der Hand und grinste. Wie hätte sie Urlaub nehmen können, wenn sie auch noch so genau wußte, daß er ihr zustand?
    Ihre Zehen rollten sich zusammen. Oh, schon allein der Klang seiner Stimme. Sie preßte sich den Hörer an den Busen, ehe sie ihn auf die Gabel legte.
    Zum Glück stand für den nächsten Tag nur eine Sprechstunde im AIM -Hospital in Winnamurra an. Keine außergewöhnlichen Vorkommnisse. Auf dem Rückflug fragte sie Sam. »Wie stellen wir das mit dem Urlaub an?«
    Er zuckte die Achseln. » QANTAS schickt einen Ersatzpiloten für mich. Wie das mit dir ist, weiß ich nicht.«
    »Wenn wir zu Noteinsätzen rausfliegen, geht es meistens doch nur darum, die Patienten ins Krankenhaus zu bringen. Ich dachte, vielleicht würde Chris Schwester Claire dafür freistellen, daß sie mit dir rausfliegt, um Patienten herzuholen. Sie ist so fähig wie die meisten Ärzte.«
    »Du spielst mit dem Gedanken, dir freizunehmen, wenn ich das richtig sehe?«
    »Wenn es geht, ja.«
    »Für wie lange?«
    »Für drei Wochen.«
    »Was hast du vor? Fliegst du zu deinem Vater?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich gehe in den Norden, in die Aboriginereservate oben in Kakadu.«
    Er sah sie seltsam an, ehe er sich so weit umdrehte, daß sie nur noch sein Profil sehen konnte.
    »Vielleicht ist Schwester Claire bereit, in dringenden Fällen mit dir rauszufliegen. Vielleicht würde sie sogar die Sprechstunden mit den ambulanten Behandlungen übernehmen. Dabei scheinen nie Krisen aufzutreten.«
    »Was ist, wenn so was passiert wie damals, als ich den Speer aus dem Schwarzen rausgezogen habe?«
    »Das war die ganz große Ausnahme. Ich frage mich, ob Chris sie freistellen wird.«
    »Du gehst morgen abend zu Isabels Begräbnis?«
    »Selbstverständlich«, sagte sie. »Und vielleicht wäre Chris jede Abwechslung willkommen, die ihn von seinem Verlust ablenkt. Vielleicht würde er bei Noteinsätzen sogar selbst einspringen. Ich kann mir vorstellen, daß er noch nie auch nur in einem Flugzeug gesessen hat.«
    »Und Edward, diesen Suffkopf, soll er mit dem Krankenhaus allein lassen? Da sehe ich schwarz.«
    »Ich werde ihn einfach fragen«, sagte sie. »Vielleicht gibt ihm das die Gelegenheit, sich selbst einmal anzusehen, wie es bei den Fliegenden Ärzten überhaupt zugeht. Nur in den extremsten Notfällen, die Schwester Claire auf sich gestellt nicht behandeln könnte. Er könnte zu bestimmten Einsichten gelangen.«
    »Du bist wahrhaft optimistisch. Dr. Adams und Einsichten?«
    »Er bellt nur, aber er beißt nicht, Sam. Er hat schwere Zeiten hinter sich.«
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist er schon immer so gewesen. Kalt wie ein Fisch.«
    »Ich werde ihn trotzdem fragen.« Seit Blakes Anruf hatte sie kaum noch an etwas anderes gedacht. Mit Blake unter den Sternen schlafen. Gegenden sehen, die nur wenige Menschen auf Erden je zu Gesicht bekommen hatten. Ein Abenteuer bestehen. Jede Nacht von Blake geküßt werden. Blake zuhören, wenn er ihr Geschichten über das Land erzählte, täglich seine Stimme hören, ihn beim Aufwachen beobachten und sehen, wie der Feuerschein über sein Gesicht tanzte. Sie hatte nie im Freien übernachtet

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