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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Also, das bleibt ganz unter uns, Cassie, aber wenn du lange genug hierbleibst, wirst du ohnehin darauf stoßen. Sogar bei einigen der Schwestern in den AIM -Hospitälern. Manche von ihnen bekommen ihre Babys, und sie können nie wieder als Krankenschwester arbeiten – sie sind verfemt. Ihre Familien schämen sich ihrer. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als ihre unehelichen Kinder allein großzuziehen, und sie können nur mit Mühe und Not für sie sorgen. Gebrandmarkte Frauen. Ruiniert fürs Leben. Andere Leute lassen nicht zu, daß ihre Kinder sich mit illegitimen Bälgern einlassen. Und doch entschließen sich einige dieser Frauen, ihre Kinder zu behalten und sie selbst aufzuziehen. Was glaubst du wohl, wie Männer darauf reagieren würden, wenn sie ein solches Leben führen müßten, nachdem sie eine halbe Stunde lang ihren Spaß gehabt haben? Ich kann mir vorstellen, für viele ist das alles, diese eine halbe Stunde. Vielleicht sogar noch weniger.
    Und dann gibt es auch noch diejenigen, die sich zu einer illegalen Abtreibung entschließen, damit ihr Leben nicht ruiniert ist, damit sie eine Chance haben, etwas zum Bestand der Welt beizutragen, damit die Welt sie nicht mit Geringschätzung behandelt, damit ihre Kinder nicht benachteiligt aufwachsen müssen, damit sie nicht zu Armut verdammt sind und finanziell und gesellschaftlich am Rande der Existenz dahinvegetieren.
    Sie gehen zu Kurpfuschern, vertrauen nicht nur ihren Körper, sondern ihr Leben Scharlatanen an, die an verängstigten und verzweifelten Frauen verdienen. Oder sie versuchen, mit Kleiderbügeln selbst eine Abtreibung vorzunehmen.
    Psychologisch gesehen, rein emotional, müssen diese Frauen mit etwas fertig werden, womit Männer niemals fertig werden müssen. Ich glaube nicht, daß Männer das auch nur verstehen können. Wenn ich es nicht so oft zu sehen bekommen hätte, verstünde ich es auch nicht. Und vielleicht verstehe ich es trotzdem immer noch nicht. Diese Frauen leiden alle, und manche sind dem gewachsen, Cassie. Frauen sind soviel stärker als Männer. Vielleicht nicht physisch, aber in den Hinsichten, die zählen, nämlich in bezug auf innere Kraft und Charakterstärke.«
    »Charakterstärke? Dann siehst du unehelichen Sex also nicht als unmoralisch an?«
    »O Cassie, meine Liebe, man kann die menschliche Natur nicht ignorieren. Wenn wir selbst nicht diese Schwächen hätten, wie könnten wir dann Mitgefühl mit anderen aufbringen? Wo würden wir Mitleid lernen?«
    Sie war nicht sicher, was das mit Jennifers Malerei zu tun hatte, aber es war kein Wunder, daß die Leute sich Don McLeod anvertrauten. Wie vielen mußte er schon geholfen haben. Was für ein Quell des Trostes mußte er sein, wenn er die Tausende von Meilen, die sein enormes Gebiet umfaßte, immer wieder durchreiste.
    Cassie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Don, ich muß dich jetzt allein lassen. Es ist an der Zeit für die Funkrufe um elf in der Funkzentrale.«
    Seine Augen funkelten. »Wie ich gehört habe, könnte Blake Thompson endlich doch noch gezähmt werden.«
    »Mein Gott«, sagte sie, während sie lächelnd aufstand, »ist denn hier gar nichts privat?«
    »Nicht wirklich«, sagte er grinsend. »Denk bloß daran, mich rechtzeitig zu suchen, damit ich die Trauung vornehmen kann.«
    »Ist das nicht ein bißchen voreilig?«
    »Ich wollte dir nur zu verstehen geben, daß ich gern derjenige wäre, der euch zusammenführt.«
    »Don, ich habe ihn noch kein halbes dutzendmal gesehen.«
    »Quantität hat nichts mit Qualität zu tun. Ich wußte es in dem Moment, in dem ich ihren Hinterkopf gesehen habe, das schimmernde schwarze Haar zwei Kirchbänke vor mir. Ich wußte schon, ehe sie sich auch nur umgedreht und mich angelächelt hatte, daß Margaret diejenige wäre, die ich heiraten würde.«
    »Und wie lange ist das her?«
    »Fünf Jahre«, sagte er. »Und wir heiraten nächsten Herbst, wenn sie die Schwesternschule abgeschlossen hat. Dann wird sie sich ihrem Wanderprediger anschließen.«
    »Soll das etwa heißen, daß sie ihr Leben damit zubringt, in Schlafsäcken zu schlafen und über offenen Feuerstellen zu kochen?«
    »Ihr gefällt diese Vorstellung.«
    Cassie stand auf. »Ich habe zwölf Minuten Zeit, um die Zentrale zu erreichen. Magst du mitkommen?«
    »Klar«, sagte er. »Ich würde mir gern ansehen, was sich an diesem Ende der Leitung abspielt.«
    Cassie hatte mit den meisten Anrufen keine Mühe, aber es war ein Notruf von einer Schafzüchterranch

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