Wer den Himmel berührt
bewahren. Sie sind dazu ermahnt worden, nichts zu verändern, sondern das Land und einander zu ehren und zu schätzen.«
»Dann sind sie also«, sagte Cassie, die von allem, was sie hörte und sah, fasziniert war, »zu den Hütern des Landes gemacht worden.«
Blake beugte sich herunter, um sie auf die Wange zu küssen. »Genau. Aber nicht nur zu den Hütern des Landes, sondern auch einer zum Hüter des anderen. Und zu den Hütern der Tiere. Die Traumzeit ist der Klebstoff, der dazu dienen soll, die Umgebung und den Menschen harmonisch zusammenzuhalten. Das hat sich hier zweitausend Generationen lang bewährt. Da die Ureinwohner ein Teil des Landes sind, ein Teil der Natur, können sie uns nicht verstehen. Warum, fragen sie sich, wollen wir die Umgebung verändern, sie zerstören.«
Cassie blickte zu ihm auf. »Du hast die Seele eines Dichters, ist dir das klar?«
Blake grinste. »Mich stört es nicht, wenn du mich überschätzt. Aber es ist nicht wahr. Sieh dir doch nur an, was ich tue. Ich lasse Zehntausende von Rindern auf dem Land weiden. Ich trage täglich dazu bei, die Landschaft für alle Zeiten zu verändern.«
»Fortschritt läßt sich nicht vermeiden, ganz gleich, wie reizvoll die Traumzeit auch klingt«, warf Cassie hilfreich ein.
»Fortschritt? Ich bin nicht sicher, daß wir Fortschritte machen. Sieh dir nur an, was Hitler in Europa tut. Ist es ein Fortschritt, Menschen zu vernichten? Ist Völkermord ein Fortschritt? Ist es ein Fortschritt, diejenigen einzusperren und zu töten, die nicht mit uns einig sind? Ist es ein Fortschritt, Kriege um Land zu führen? Ich glaube, je länger die Zivilisation andauert, desto mehr richtet sie an. Jahrhundertelang haben wir Kriege ausgetragen, um andere dazu zu zwingen, an unseren Gott zu glauben. Ich weiß, ich weiß … ich kann den Kalender nicht um Jahrtausende zurückstellen, aber ich bin nicht sicher, ob Fortschritt das richtige Wort ist. Doch was es auch sein mag, ich mache mich dessen so schuldig wie jeder andere auch. Ich lasse das Land gründlich abweiden und zerstöre es damit. Mir liegt es mehr am Herzen, Land und Geld zu erlangen als spirituelle Weiterentwicklung …«
Cassie starrte ihn an. Nie hatte sie jemanden so reden hören.
»Komm«, sagte er und zog sie höher auf die Felsformationen hinauf. »Paß auf, wohin du trittst, aber ich möchte, daß du den Anblick von dort oben siehst«, sagte er und wies auf die Spitze der steilen Böschung. »Ich möchte dich dort oben lieben, wo wir in die Unendlichkeit sehen können, und solange du lebst, wirst du diesen Ausblick und das, was wir dort tun, nicht vergessen.«
Er war zärtlich und sanft und drängend und leidenschaftlich. Er berührte jede Stelle ihres Körpers, die berührbar war. »Ich werde deinen Wein trinken«, sagte er lachend, als er ihren ganzen Körper mit Küssen bedeckte.
»Ich werde dich verschlingen«, murmelte er, als er sie biß.
»Ich werde dich tief einatmen«, sagte er, während seine Zunge über sie glitt.
Sie liebten sich den ganzen Nachmittag auf einem flachen Felsvorsprung mit einem Ausblick über die grünen Ebenen, die sich bis zum Horizont erstreckten. Die Sonne brannte auf ihre nackten Körper herunter, während sie zusammenkamen.
»Wir sind eins«, sagte er. »Wir sind eins mit dem Universum.«
Cassie wußte, daß es eine Liebe wie diese nie gegeben hatte. Sie liebte seine Worte und seine Vorstellungen, und sie liebte es auch, wie er mit ihr schlief. Sie war in seinen Anblick verliebt, insbesondere in seine Hände – sogar in die linke, die er sich vor vielen Jahren verbrannt hatte. Sie liebte sein Wissen über die Geschichte des Landes und seiner Volksstämme. Sie liebte es, daß er überall, wohin sie kamen, Freunde hatte. Sie liebte es, daß er sich ihr öffnete und ihre Zurückhaltung durchbrach. Sie liebte es, wieder Vertrauen zu fassen, und sie liebte es, daß seine Hand um ihre geschlungen war, während sie diese Tausende von Meilen durch den roten Kontinent fuhren. Sie liebte es, wie er schmeckte, und sie liebte es, was seine Hände und seine Zunge mit ihrem Körper taten. Sie liebte das Gefühl, wenn er in ihr kam, und sie liebte es, ihn aufstehen und sich strecken zu sehen. Sie liebte sein Lachen und sein Lächeln, das sich so leicht hervorrufen ließ. Sie liebte die katzenhafte Anmut, mit der er sich bewegte, und sie liebte die Kraft, die er ausströmte.
»Eines Tages«, sagte er zu ihr, »wenn ich meinen Vater erst einmal mürbe gemacht habe,
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