Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore

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Büffelsteaks ließen einiges zu wünschen übrig.
    »Also, so können Sie das nicht sagen. Ich habe Freunde unter den Eingeborenen. Und wenn ich drüben in Darwin bin, kaufe ich genug Bücher, um jede Woche eines zum Lesen zu haben.«
    Das erinnerte Cassie an Heather Martin und ihre Schwestern. »Sie lesen zweiundfünfzig Bücher im Jahr?« fragte Cassie. Buffalo erweckte nicht den Eindruck, als hätte er je auch nur ein Buch gelesen.
    »He«, sagte er grinsend, »ich wette, ich bin einer der gebildetsten Männer in der ganzen Gegend. Ich lese Philosophie- und Geschichtsbücher und Reisebeschreibungen, aber auch Romane. Ich bin an mehr Orten gewesen als die meisten Leute, möchte ich wetten, obwohl ich dieses Stück Erde nie verlassen habe. Einen großen Teil meiner Zeit verbringe ich damit, mir Gedanken zu machen.«
    Er kratzte die Moskitostiche auf, mit denen seine Beine bedeckt waren. »Die Aborigines lassen mich bei ihren Riten zusehen, Initiationsriten und dergleichen. Ich wette, ich bin der erste weiße Mann, der das sieht. Natürlich dürfen die Frauen nicht zuschauen, und ich mußte Geheimhaltung schwören.« Seine Stimme schwoll vor Stolz an.
    Er wandte sich an Cassie. »Der Grund, aus dem sich kein Schwarzer von Ihnen verarzten lassen will, ist der, daß sie nicht glauben, Frauen seien echte Menschen und hätten eine Seele.«
    Cassie spürte, daß sie sich aufrechter hinsetzte. »Keine Seele? Was sind wir denn dann?«
    »Die Aborigines glauben, Frauen sind Gefäße …«
    »Gefäße?«
    Blake nahm Cassies Hand. »He, er meint damit nicht dich. Er berichtet dir von Stammesbräuchen und davon, was die Eingeborenen glauben. Du brauchst dich nicht mit ihm zu streiten.«
    Buffalo nickte. »Ja. Sie wissen noch nicht einmal, daß Babys eine Folge von Geschlechtsverkehr sind, ich bitte um Verzeihung, Ma’am. Sie halten eine Schwangerschaft für das Resultat des Übernatürlichen. Eine Frau ist ein Gefäß zur Aufbewahrung des Samens des Großen Geistes, der andere Männer-Geister hervorbringt, die in Fleisch und Blut in ihrem Stamm leben. Von einer Frau geboren zu werden entweiht die Traumzeit. Eine Frau ist unrein, und es ist eine Sünde, von einer unreinen Frau geboren zu werden, und daher muß ein Mann durch die Initiationsriten geläutert werden. Männer und Frauen leben getrennt voneinander. Sie dürfen sich nur zu festgesetzten Zeiten näherkommen. Für einen Mann und sogar für einen Jungen, der die sexuellen Tabus übertreten hat, hat das früher den Tod bedeutet, jetzt ist es nicht mehr ganz so schlimm. Aber es steht immer noch der Tod darauf, wenn ein Mann Geheimnisse der Stammesmagie oder der Initiationsriten an eine Frau verrät.«
    »Mein Gott«, sagte Cassie.
    Buffalo stand auf, ging zum Feuer und bückte sich, um die eiserne Kaffeekanne herauszuholen. Er kam zurück und goß Kaffee in drei Metallbecher. »Die Frauen sind aber glücklich.«
    Ja, darauf möchte ich wetten, dachte Cassie.
    »Sie brauchen die Hauptarbeit des Jagens nicht zu übernehmen. Männer müssen die Nahrung für den ganzen Stamm bereitstellen, gegen die bösen Geister kämpfen und Känguruhs und Krokodile überlisten. Manchmal erfordert die Jagd auf Eßbares Tage. Und böse Geister liegen immer auf der Lauer. Frauen brauchen sich daran nie zu beteiligen, an den harten Seiten des Lebens.«
    »Aber was tun sie?« fragte Cassie, die sich sagte, daß Frauen in unserer Zivilisation im allgemeinen auch nicht losziehen und das Lebensnotwendige beschaffen müßten. Sie blieben zu Hause, spülten Geschirr, wuschen Windeln, nahmen sich laufender Nasen an, kochten und putzten täglich das Haus. Vielleicht unterschied es sich gar nicht so sehr.
    Buffalo setzte sich wieder und hielt seinen Kaffeebecher in den Händen. »Frauen sammeln Nahrungsmittel – Maden, kleine Reptilien, Insekten. Feuerholz. Man sieht sie so gebeugt wie Maulesel durch die Gegend laufen. Und jede weiße Australierin, die mir je begegnet ist, sieht diese Frauen und hat Mitleid mit ihnen, weil sie nichts anderes sehen als den Schmutz und die harte Arbeit und die primitive Denkweise. Wissen Sie, was die Weißen nicht sehen?«
    »Ja«, sagte Blake.
    Buffalo sah ihn an.
    »Sie sehen die Magie nicht, die Religion, das Einssein mit der Natur, die undurchbrochene Kette der Menschheit, die auf den Anbeginn der Zeit zurückgeht«, erklärte Blake.
    Cassie dachte: Blake, ich liebe dich. Blake und Buffalo sahen einander fest in die Augen. Buffalo nickte. »Sie haben recht. Die