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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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kühnes schwarzes »B.«
     
    Blake war bereits im Krieg?
    Keine »Liebe«. Kein echter Abschied. Keine Küsse mehr von Blake. Keine Gespräche mehr mit Blake. Nicht nur zwei Wochen, sondern Monate, bis sie wieder in seinen Armen liegen würde, in das Blau seiner Augen sehen würde, seine Lippen auf ihren spüren würde. Monate? Vielleicht sogar Jahre? Jahre, ehe sie Blakes nackten Körper fühlen würde, wie er sich an ihren schmiegte.
    Er konnte das Land unmöglich schon verlassen haben. Schließlich war der Krieg erst vor kaum mehr als zwei Wochen erklärt worden. Er mußte noch in Sydney sein. In Melbourne. Irgendwo im Land.
    Sie würde zu ihm fliegen. Jetzt konnten noch keine Truppentransporter bereitstehen, um ihn über das Wasser zu tragen. Er konnte noch nicht fort sein. Er konnte noch nicht aufgebrochen sein. Er würde das Land nicht verlassen wollen, ohne sie wiedergesehen zu haben. Oh, warum hatte Horrie ihr bloß nichts davon gesagt? Warum hatte Blake ihn nicht gebeten, eine Funkverbindung zu ihr herzustellen? Sie wäre zurückgeflogen, damit sie eine letzte Nacht miteinander verbringen konnten.
    Sie versuchte, in Tookaringa anzurufen, doch sie bekam nichts anderes als atmosphärische Störungen.
    Sie legte auf und starrte ins Leere. Nach einer Minute fing sie an zu weinen. »Blake«, flüsterte sie vor sich hin. »Komm zu mir zurück.«
    Sie hatten sich noch nicht einmal voneinander verabschiedet. Warum das eine so große Rolle spielte, wußte sie selbst nicht.
     
    Um halb sieben nahm sie mit rotgeweinten Augen den Telefonhörer ab, nachdem das Läuten sie geweckt hatte.
    »Cassie. Hier ist Chris. Edwards, dieser Trunkenbold, hat sich freiwillig gemeldet. Er ist gestern abend fortgegangen. Ich habe heute morgen zwei Operationen. Kannst du mir assistieren?«
    »Laß mich zur morgendlichen Funksprechstunde gehen, damit ich weiß, ob irgendwelche Notfälle gemeldet werden.«
    »Wäre es irgendwie möglich, daß du eine der Operationen vorher einschiebst? Innerhalb der nächsten halben Stunde?«
    »Ich bin noch nicht mal angezogen. Du hast mich geweckt.« Sie konnte fast sehen, wie er nickte. »Deshalb rufe ich ja so früh an. Damit ich dich erwische, ehe mir dich jemand wegschnappt. Es geht um eine Blinddarmoperation, die nicht warten kann. Im anderen Fall sind es nur die Mandeln, und das hat Zeit, bis du zur Verfügung stehst, wann auch immer das sein mag.«
    Nach allem, was er für sie getan hatte, konnte sie ihm das unmöglich abschlagen.
    »Klar. In einer halben Stunde bin ich fertig.«
    »Sieh zu, ob du es nicht in fünfzehn Minuten schaffst. Ich schicke jemanden rüber, der dich abholt.«
    O Gott, dachte sie auf dem Weg ins Badezimmer. Noch nicht einmal Zeit für ihren Kummer blieb ihr. Sie nahm ihre Zahnbürste in die Hand, übergab sich aber in die Toilette, statt sich die Zähne zu putzen.
     
    »Wahrscheinlich bin ich zu alt«, sagte Chris, als sie sich nach der Operation die Hände wuschen. »Aber andererseits vermute ich, bei Ärzten spielt das Alter keine Rolle.«
    »Zu alt wofür?« Cassie warf ihre Gummihandschuhe in einen Korb.
    »Für den Krieg natürlich.«
    »Glaubst du etwa, die Leute hier bräuchten keine Ärzte? Was sollen wir tun, wenn sämtliche Ärzte das Land verlassen, um am Krieg teilzunehmen?«
    Er nickte. »Ich weiß. Diese Frage stelle ich mir jetzt schon die ganze Woche. Wo kann ich am meisten nützen?«
    »Meinst du nicht, du solltest dir Zeit zugestehen, um dich von Isabels Tod zu erholen, ehe du weitreichende Entscheidungen triffst?« Sie zog ihre grüne Haube ab und warf sie ebenfalls in den Korb.
    Chris sah sie scharf an. »Vielleicht täte mir ein vollständiger Kulissenwechsel gut.«
    »He, ich habe mehr als ein Jahr gebraucht, um gut mit dir arbeiten zu können. Muß ich mit jemand anderem noch einmal ganz von vorn anfangen?«
    Er starrte sie an. »Vielleicht wäre es leichter, mit einem anderen Arzt zu arbeiten.«
    »Vielleicht könnte ein anderer Arzt besser mit seinen Patienten umgehen, aber kein anderer wäre ein besserer Chirurg.« Er drehte den Wasserhahn zu. »Ich vermute, das war als Kompliment gedacht, aber ich bin mir nicht ganz sicher, weil mir auch eine gewisse Kritik nicht entgangen ist.«
    »Ich hatte gehofft, daß du das hörst und wenigstens darüber nachdenken mußt, wie du mit deinen Patienten redest. Ich vermute, wie ich darüber denke, ändert nichts – es muß aus dir selbst kommen. Aber ich glaube wirklich, daß du hier gebraucht wirst, Chris.

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