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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Neues tut. Ich hoffe, der Pilot ist gut (wenn er bei QANTAS ist, muß er gut sein, soviel weiß ich), aber nicht zu gut. Ich werde, wie ich Dir bereits gesagt habe, zu diesem Job, in diese Stadt und zum FDS zurückkehren.
    Da, wo ich bin, ist es kalt und grau; da, wo ich bin, wünscht sich jeder, den ich kenne, die Gelegenheit herbei, über den Kanal zu fliegen und so viele Deutsche zu töten, wie es nur irgend möglich ist, ganz gleich, ob es sich dabei um Frauen, Kinder oder alte Menschen handelt und ob sie unschuldig sind oder nicht. Nun, ich vermute, unschuldig können sie nicht sein, wenn sie bereit sind, den napoleonischen Traum dieses Irren zu akzeptieren.
    Den größten Teil meiner Zeit verbringe ich damit, andere zu unterrichten. Es gibt so wenige ausgebildete Piloten, daß wir unsere Zeit damit zubringen, andere auszubilden, wenn wir doch viel lieber dort draußen sein und am Geschehen teilnehmen möchten. Ja, ich will ein Held sein. Ich will die ganze Brust voller Orden haben. Ich will nach Hause kommen, und wenn Du mich dann ansiehst, sollst Du mich für einen Helden halten. Ich will einen Heckschützen, der mit Maschinengewehren die Messerschmitts der Nazis aus der Luft holt, bis keine mehr übrig sind.
    Schon gut, das ist das Kind in mir. Der Mann in mir glaubt, daß dieser Krieg so schnell nicht enden wird. Er könnte noch jahrelang weitergehen. Die Geräusche von Sirenen, die vor Luftangriffen warnen, hängen wie eine bedrohliche Dunstglocke über England. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, und in den Luftschutzkellern tief unter der Erde herrscht ein kameradschaftlicher Geist. Freundschaften entwickeln sich, und wir bekommen schneller als irgendwo sonst, wo ich je gewesen bin, einen direkten Draht zu anderen. Man begegnet in einem Luftschutzkeller einem hübschen Mädchen, und ehe der Abend vorüber ist, küßt man sie, ohne auch nur ihren Namen zu wissen. In normalen Zeiten hätte es dazu niemals kommen können.
    Sieh es als Deine patriotische Pflicht an, einem einsamen Flieger zu schreiben und ihn aufzuheitern, damit er die Verbindung zur Heimat nicht verliert. Ich denke an Euch alle und verzehre mich danach, über alles und jeden das Neueste zu hören.
    Mit den besten WünschenHochachtungsvoll
    Mit den liebsten Grüßen
    SAM
    Als sie Sams Brief erhielt, war er sieben Monate fort, Blake acht Monate. Sie hatte einen Packen Notizen, die sie aufgehoben hatte, Dinge, die sie an Blake schicken wollte. Briefe, die sie an ihren einsamen Abenden geschrieben hatte. Sie sah sie alle durch, warf sämtliche Bezüge auf Liebe raus, packte sie in einen großen Umschlag und schickte sie an Sam.
     
    Bertie Martin und ihre Schwester Andy kamen in die Stadt gefahren. Sie trafen am Samstag um die Mittagszeit ein, parkten ihren zerbeulten Pick-up vor Cassies Haus, schlenderten über die Veranda ins Wohnzimmer und riefen Cassie bei ihrem Namen. Sie hörte die beiden von der Küche aus.
    Bertie umarmte Cassie und wies mit einer Kopfbewegung auf Andy. Die beiden waren einander in ihrer Gestalt und in ihrer Blondheit derart ähnlich, daß sie geklont hätten sein können. Ihren üppigen großgewachsenen Körpern entströmte Kraft, und sie bewegten sich wie Wildkatzen. Und doch waren sie beide in eine Aura von Süße und Unschuld gehüllt und strahlten eine Lebensfreude aus, die unwiderstehlich war.
    »Ich habe Andy mitgebracht, damit sie sieht, wie das Leben in der Stadt ist.«
    Cassie hieß die beiden willkommen. »Ich vermute, ihr habt es so eingerichtet, daß ihr heute abend tanzen gehen könnt.« Bertie nickte.
    »Ich fürchte, ihr werdet enttäuscht sein. Es sind nur noch ganz wenige Männer übrig.«
    Bertie räkelte sich auf dem Sofa und wischte sich mit ihrem Halstuch Staub aus dem Gesicht. »Wie kommt das?«
    »Sie sind alle im Krieg.«
    Bertie und Andy sahen einander an. »Ist das auch kein Witz?« fragte Andy. »Sämtliche Männer?«
    »Nun, nicht alle, aber die meisten. Die Tanzveranstaltung findet heute abend trotzdem statt, aber es wird nicht so sein wie beim letzten Mal, als du hier warst.«
    Bertie sagte: »Ist dieser Koch noch da, oder ist der auch weggegangen?«
    »Cully? Der ist noch hier. Ich glaube, er hat Plattfüße oder so was. Aus irgendeinem Grund konnte er nicht Soldat werden, habe ich gehört.«
    »Wahrscheinlich ist er zu mickrig«, sagte Bertie. »Aber kochen kann er göttlich.«
    Zwei Tage später brachen sie wieder auf und waren enttäuscht darüber, daß die Stadt nicht mehr so war,

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