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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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ich ihn immer noch in meinem Herzen.
    Sie sagte sich, daß sie nicht in ihn verliebt war, nicht in den echten Blake. Sie war in ein Gebilde ihrer Phantasie verliebt gewesen, in jemanden, für den sie ihn gehalten hatte.
    Ihr fiel wieder ein, daß er ihr nie gesagt hatte, er liebte sie. Aber als sie seine Hände auf ihren Brüsten gespürt hatte, als ihre nackten Körper miteinander verschmolzen waren, als er in ihr gekommen war und ihren Namen gerufen hatte, war sie sicher gewesen, daß er empfand, was sie empfand: ewige Liebe. Dieser verfluchte Kerl! Alles, was er empfunden hatte, war wahrscheinlich gewesen, daß ein Druck von ihm genommen worden war. Zählte für ihn überhaupt, wer es war? Dieser verdammte Kerl, dieser gottverdammte Kerl!
    »Nie wieder!« schrie sie in ihr Kissen. Nie wieder würde sie sich von einem Mann antun lassen, was Blake Thompson und Ray Graham ihr angetan hatten. Nie wieder würde sie sich verlieben. Das nächste Mal, falls es ein nächstes Mal geben sollte, würde sie die Zügel in der Hand halten. Niemals wieder würde sie das Opfer sein. Nie wieder das Opfer der Liebe. Nie!

33
    G ott sei Dank war Fiona nach Tookaringa rausgefahren, um Zeit mit Steven zu verbringen. »Ich werde eine Woche oder zehn Tage dort bleiben«, sagte sie zu Cassie und gab ihr einen Abschiedskuß, als sie aufbrach.
    Es kostete Cassie große Mühe, nett zu Fiona zu sein, obwohl sie wußte, daß es nicht Fionas Schuld war. Fiona hatte keine Ahnung, daß Cassie sich in Blake verliebt hatte. Sie hatte nicht den leisesten Verdacht, daß er Cassie geschwängert hatte und daß ihr seinetwegen das Herz brach.
    Ein dutzendmal am Tag mußte Cassie sich diese Fakten ins Gedächtnis zurückrufen.
    In dem Gebrauchtwagen, den der Fliegende Ärztedienst ihr endlich bereitgestellt hatte, fuhr sie zur Funkstation hinaus. Sie wußte nicht, wie Betty, Horrie und das kleine Baby in derart beengten räumlichen Verhältnissen leben konnten. Die Veranda, die Horrie Betty schon vor der Hochzeit versprochen hatte, hatte bisher immer noch keine Gestalt angenommen, und sie lebten in zwei winzigen Räumen, in denen es im Sommer so heiß wie in einem Hochofen war. Und doch war Betty unablässig fröhlich. Sie löste Horrie ab und zu beim Funken ab; sie hatte eine nette und wohltuende Art, mit den Leuten aus dem Busch umzugehen. Sie redete mit ihnen, wie auch Horrie es tat, als seien sie Freunde, die einander schon seit langem kannten.
    Es gab keine Notrufe, die einen Soforteinsatz erforderten, aber andere Anrufe ließen sie ihre Pläne ändern und die Sprechstunde absagen, die heute in Medumcook im Norden ursprünglich hätte abgehalten werden sollen. In Stockton Wells und Mt. Everett hatte man gehört, daß sie hoch oben im Norden Behandlungen vornehmen würde, und man bat sie, ihre Route auch dorthin auszuweiten.
    »Ich vermute, wir könnten zwei Übernachtungen unterwegs einschieben«, sagte sie am Telefon zu Warren. »Hätte Mary Interesse mitzukommen? Wir werden auf Dutzende von Kindern stoßen, die geimpft werden müssen, und wahrscheinlich müssen auch reichlich viele Zähne gezogen werden. Ich könnte ihre Hilfe gut gebrauchen.«
    Marys Dienstleistungen fanden auf einer ausnahmslos freiwilligen Basis statt, und doch sagte sie nie nein. Cassie fragte sich, warum sie sich Warren und seiner Frau nicht näher fühlte. Die beiden waren wirklich nette Menschen. Und immer hilfsbereit. Vielleicht lag es daran, daß sie immer gleich waren. Nichts schien sie aus der Fassung zu bringen. Nichts schien ihnen Freude zu bereiten. Sie reagierten auf alles gleich – nämlich mit Pflichtbewußtsein.
    Kurz nach halb elf flogen sie zu dritt los. Mary brachte die Zeitung mit, und nachdem sie gelesen hatte, wandte sie sich ihrem Strickzeug zu. Sie redete auf diesen Flügen kaum ein Wort. Cassie musterte sie eine Zeitlang und schaute dann zum Fenster hinaus. Sie schloß die Augen und malte sich aus, wie Fiona in Tookaringa eintraf, sah, wie Steven sie mit ausgebreiteten Armen aufnahm und vielleicht zum ersten Mal seit Jennifers Tod einen Funken Leben in sich verspürte. Sie hörte Fiona sagen: »Hallo, Dad«, und sie sah allzu deutlich vor sich, wie Fiona sich auf Tookaringa umschaute und dabei dachte: »Eines Tages werde ich hier leben und die Herrin von Tookaringa sein.« Dann dachte Cassie: Fionas Kinder werden Tookaringa erben.
    Vielleicht würde Fiona aus der Stadt hinausziehen, um Steven Gesellschaft zu leisten. Dorthin ziehen, wo sie jetzt

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