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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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und redete beschwichtigend auf sie ein, während die beiden anderen darauf achteten, daß sie liegen blieb, obgleich das Tier keine Anstalten unternahm, sich von der Stelle zu rühren. Die Blutlache wurde größer.
    Cassie stand erstarrt da. »Ich bin keine Tierärztin.«
    Der Mann, der sie immer noch an der Hand hielt, sah flehentlich zu ihr auf. »Doc, Sie müssen Cleo retten. Sie ist meine einzige Chance für das Rennen.«
    Die vier Männer sahen sie flehentlich an. Cassie seufzte und ging langsam auf die verletzte Stute zu.
    »Ich habe etwa um Mitternacht Schüsse gehört. Ich glaube nicht, daß jemand versucht hat, auf sie zu schießen, nein, wohl kaum, wahrscheinlich war es ein Känguruhjäger. Aber sie muß sich erschreckt haben, und sie hat sich aufgebäumt und ist in den Stacheldrahtzaun gerast. Doc, Sie müssen sie zunähen. Sie müssen es einfach tun.«
    Cassie kniete sich neben das Pferd, in dessen Augen sich die Panik widerspiegelte, die es verspürte.
    »Ich brauche Lampen.«
    Fünf Minuten später baumelten vier Lampen in den Händen der Männer. »Stellen Sie zwei davon auf diesen Dachbalken«, schlug Cassie vor, »und zwei von Ihnen knien sich zu mir und halten sich bereit, das Pferd festzuhalten. Ich habe ihm eine Spritze gegeben.« Sie fragte sich, ob die Schmerzmittelmenge, die sie verabreicht hatte, für dieses große Tier ausreichte.
    Innerhalb von zehn Minuten wurde Cleo schläfrig; die Medizin begann zu wirken. Cassie klemmte die Blutgefäße ab und nähte das Tier zusammen. Es dauerte mehr als eine Stunde.
    »Sie müssen dafür sorgen, daß sich die Stute ein paar Tage lang nicht bewegt, und sie darf auch nicht transportiert werden. Dann erst können Sie sie nach Hause bringen, möglichst mit einem Lastwagen, und sorgen Sie dafür, daß sie gründlich genesen kann. Es wird mindestens einen Monat dauern, wenn nicht länger, ehe Sie das Tier wieder reiten können. Und dann müssen Sie es schonend daran gewöhnen.« Sie wußte nicht, warum sie all das sagte. Sie verstand nicht das geringste von Pferden. Trotzdem klang es logisch.
    Um zwei Uhr lag sie wieder im Bett.
     
    Im Lauf des Vormittags kamen sie nach Mt. Everest, einer staubigen kleinen Stadt direkt südlich des Grüns der Tropen und bereits auf dem Rückweg nach Augusta Springs. Staub färbte die Luft rötlich. Während sie im Hinterzimmer des Lokals – einem der drei Gebäude der Stadt – ambulante Patienten versorgten, teilte der Besitzer des Lokals ihnen mit, das Gehöft Templeton hoffte, der Arzt könnte dort Station machen und einen Kranken untersuchen. Es lag nur vierzig Meilen weiter südwestlich.
    Um kurz nach zwei brachen sie auf. Der Dunst in der Luft war so dicht, daß Warren kaum etwas sehen konnte. Er rief die Funkstation, um sich nach dem Wetter zu erkundigen, und dann sagte er: »Eine Kaltfront zieht von Nordosten heran.« Cassie wußte nicht, was das zu bedeuten hatte.
    Sie schaute zum Fenster hinaus und konnte den Boden kaum sehen. Sie waren erst dreißig Minuten in der Luft und von einem derart dichten Staub umgeben, daß die Sicht stark eingeschränkt war, obwohl sie so tief flogen, daß Cassie Bäume und eine Herde Känguruhs durch den Staub erkennen konnte.
    »Wollen Sie umkehren?« rief sie Warren zu.
    Er schüttelte den Kopf. »Das Gehöft sollte direkt vor uns liegen. Was dort unten auch sein mag, es ist so flach, daß man überall gefahrlos landen können sollte.« Bei diesen Worten verzog sich der Staub. Sie waren auf die andere Seite des Staubsturms gelangt, und direkt vor ihnen, ein klein wenig weiter links, lag Templeton. Purpurne Bougainvilleen leuchteten strahlend in der Nachmittagssonne.
    Warren gelang trotz der böigen Seitenwinde eine saubere Landung.
    Cassie stellte fest, daß bei der Frau, deretwegen sie hergeflogen waren, eine Blinddarmoperation vorgenommen werden mußte, und daher luden sie sie auf eine Tragbahre und brachten sie ins Flugzeug.
    »Warum setzt du dich nicht vorn hin?« wandte sich Cassie an Mary und deutete auf den Sitz hinter Warren, auf dem sie gewöhnlich saß. »Ich setze mich nach hinten, damit ich nah bei der Patientin bin.«
    Mary nickte und schnallte sich an.
    Warren schwenkte auf die Landebahn ein. Er gab Vollgas, löste die Bremsen und hielt mit dem rechten Querruder gegen den Seitenwind. Langsam hob sich das hintere Ende des Flugzeugs, als er ein paar hundert Meter über die Rollbahn fuhr. Er zog den Steuerknüppel zurück, und das Flugzeug drehte schwerfällig nach

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