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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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daß sie nett sind, wenn es sich irgend machen läßt. Wenn der Krieg aus ist, werden viele nach Hause kommen und keine Arbeit mehr haben. Wir können sie alle beschäftigen.«
    »Ja, nicht zuletzt im Bett«, sagte Cassie, ohne vorher nachzudenken. Dann sah sie verlegen zu Estelle auf.
    Estelle lächelte. »Das ist schon in Ordnung, Cassie. Es ist nur natürlich. Ich war so lange ohne einen Mann, daß ich ganz vergessen hatte, was für ein wichtiger Bestandteil des Lebens das ist. Wenn ich guten Sex gehabt habe, fühle ich mich den ganzen Tag großartig. Und so gesund.« Jetzt war Estelle an der Reihe, reumütig zu schauen. »Oh, das hatte ich ganz vergessen. Du kennst das ja alles noch gar nicht. Du solltest heiraten, Cassie. Wenn die Jungen nach Hause kommen, dann such dir einen und heirate ihn. Oder heirate Sam. Das wäre ein tolles Leben. Wo ihr beide doch zusammenarbeitet.«
    Höchst unwahrscheinlich, hätte Cassie gern gesagt. Nicht Sam. Und sie war nicht sicher, ob Sex all das Leid wert war, das er mit sich brachte. Zumindest hatte der Sex sie mit Ray und mit Blake ins Unglück gestürzt. Kurze, intensive sexuelle Streifzüge führten zu bleibendem bodenlosem Kummer. Sie glaubte, vielleicht könnte sie von jetzt an ohne jeden Sex auskommen. Ohne jede Liebe auskommen.
    Erst als sie und Fiona nach Augusta Springs zurückflogen, kam Cassie auf den Gedanken, sich zu fragen, ob Sex und Liebe immer untrennbar miteinander verknüpft waren.

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    Teil III
    Juli 1944–Januar 1947
       

38
    H eirate mich«, sagte Chris etwa zum hundertsten Mal innerhalb von vier Jahren.
    »Gefällt es dir denn nicht so, wie es ist?« fragte Cassie, die an ihrem Hühnersandwich knabberte. Es war ein früher Sonntagabend, und sie aßen auf Fionas Veranda. Fiona verbrachte das Wochenende mit ihrem Schwiegervater auf Tookaringa, und Cassie hatte angeboten, bei Marian und Anna zu bleiben. Sie hatte den Kindern schon eher das Abendessen vorgesetzt, und jetzt spielten sie draußen hinter dem Haus auf der Schaukel, die Steven an dem großen Silbereukalyptus angebracht hatte.
    »Doch, es gefällt mir so, wie es ist, abgesehen davon, daß ich ständig unruhig bin, als hätte ich Angst, dich zu verlieren. Ich finde in unserer Beziehung keinen Frieden.«
    »Glaubst du«, fragte Cassie und ließ ihre Finger über seine Hand gleiten, »ein Stück Papier macht einen so großen Unterschied?«
    »Ja«, sagte er und nickte. »Das glaube ich.«
    »Was willst du, was du jetzt nicht hast?«
    »Ich will mich nicht vor dem Morgengrauen aus dem Haus schleichen müssen. Ich will jede einzelne Nacht der Woche neben dir schlafen können. Ich will in ein Haus heimkommen, das uns gehört.«
    »Du hättest gern Kinder, stimmt’s?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich bin zu alt, um noch Geduld mit Kindern zu haben. Ich will nur einfach dich. Falls du allerdings Kinder haben willst, Cassie«, sagte er zärtlich und beugte sich über den Tisch, »dann würde mich das sehr freuen.«
    Cassie stand auf und sah ihn an. »Magst du noch einen Eistee?«
    »Nein.«
    »Ich aber.« Sie verschwand in der Küche.
    Sie wünschte, sie könnte ihn lieben. Sie wünschte, sie hätte ihm sagen können, daß sie ihn aufregend fand, aber es war nicht so. Nun, im Bett ab und zu doch. Sie schlief gern mit ihm. Er übte nicht die Faszination auf sie aus, die Blake auf sie ausgeübt hatte, aber er hatte die Dinge gelernt, die sie erregten und begeisterten. Trotzdem fehlte etwas – etwas, wofür sie noch nicht einmal Worte fand. Die meiste Zeit war sie gern mit ihm zusammen, aber sie wollte nicht ein ganzes Leben mit ihm verbringen. In manchen Nächten war sie erleichtert, wenn er ging, und sie genoß es, Zeit für sich allein zu haben. Manchmal überkam sie sogar dann, wenn sie mit ihm zusammen war, ein entsetzliches Gefühl von Einsamkeit, und sie fragte sich, was mit ihr nicht stimmte.
    Sie kam auf die Veranda zurück, blieb in der Tür stehen und sah Chris an. »Du bist ein sehr netter Mensch«, sagte sie.
    »Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe«, sagte er, und in seinen Augen hinter den Brillengläsern lag ein Lächeln. »Es ist weitgehend dir zuzuschreiben. Ich bin in diesen letzten vier Jahren glücklicher gewesen als je zuvor in meinem ganzen Leben.«
    »Sieh bloß zu, daß es dir nicht zu Kopf steigt«, sagte sie grinsend. »Du hast trotzdem noch deine Fehler.«
    Sie schaute durch das Fliegengitter und sah einen großen, mageren Mann in einer Uniform

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