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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Veranda zu laufen.
    Als sie den knappen halben Kilometer zurückgelegt hatte, standen sämtliche Mädchen auf der Veranda vor dem Haus. »Ma ist bei Cully«, sagte Bertie. »Die Blutung ist zum Stillstand gekommen.«
    Cassie nickte den Mädchen zu. Keine von ihnen rührte sich vom Fleck.
    Billy sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Sie sind in Mas Zimmer.«
    Fiona blieb auf der Veranda stehen, als Cassie die Tür mit dem Fliegengitter hinter sich zuschlug und sich auf den Weg zu Estelles Schlafzimmer machte, dem einzigen Schlafzimmer im Erdgeschoß.
    Die Vorhänge waren zugezogen, und Cully lag auf dem Bett. Er war mit einem Laken zugedeckt, und sein Bein lag offensichtlich auf mehreren Kissen. Ein kühler Waschlappen bedeckte seine Stirn. Estelle saß auf einem Stuhl neben dem Bett. »Cassie, Gott sei Dank.« Sie stand auf und breitete die Arme aus. Cassie umarmte sie und schaute auf Cully hinunter. Seine Augen waren geschlossen.
    »Er hat starke Schmerzen, aber die Kugel ist draußen. Es war ein glatter Durchschuß«, sagte Estelle und deutete auf das blutgetränkte Bettzeug.
    »Ich brauche Licht«, sagte Cassie.
    Estelle zog die Jalousien hoch, die Sonne strömte in das Zimmer.
    »Es ist eine saubere Wunde«, sagte Cassie erleichtert. Sie griff in ihre Arzttasche. »Cully, ich werde dir jetzt etwas geben, damit du schmerzfrei schlafen kannst. Wenn du wach wirst, haben wir dich wieder zusammengeflickt, und du wirst dich eine Zeitlang schonen müssen. Und jetzt werde ich dich auf den Bauch drehen und … oh, er hat ja gar keine Hose an.«
    Sie stieß ihm die Nadel in den Po und wandte sich an Estelle. »Was ist denn eigentlich passiert?«
    »Mein Gott, Cassie, ich weiß selbst nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Alle meine Töchter waren in ihn verknallt, von der ersten Mahlzeit an, die er hier gekocht hat, von dem Moment an, in dem er zur Tür hereingekommen ist. Er ist zwar nicht gerade besonders gesprächig, aber wir haben uns alle in ihn verliebt. Ich glaube, alle Mädchen haben abgewartet, welcher von ihnen er sich zuwenden würde. Jede hat auf ihre eigene Art um ihn geworben – mit kleinen Gesten, verstehst du.
    Aber dann ist das Unglaubliche passiert. Er und ich. Ich bin rund siebzehn Jahre älter als er, aber so war es nun mal. Monatelang hat er sich jede Nacht in mein Bett geschlichen.
    Ich wollte nicht, daß die Mädchen etwas davon erfahren. Ich dachte mir, sie sind bestimmt enttäuscht von mir, wenn ich mit einem Mann ins Bett gehe, der ihnen altersmäßig nähersteht. Verdammt, er ist erst neunundzwanzig. Und sieh mich an … ich bin sechsundvierzig. Und ich dachte, daß sie wütend auf mich wären, weil ich mir den einzigen Mann schnappe, dem sie je begegnet sind. Sie wären damit fertig geworden, wenn er sich für eine von ihnen entschieden hätte, aber ausgerechnet ihre Mama!«
    Cassie hatte sterile Gummihandschuhe, Antiseptikum, Nadel, Faden und Klemmen ausgepackt und beugte sich über ihren Patienten, während Estelle mit ihr redete.
    »Also, Cully ist früh aufgewacht und hat sich über mich gebeugt, weil er mich wachküssen wollte. Am Morgen mag er Sex am liebsten, und wir waren gerade dabei, als Bertie reingeplatzt ist und uns als ein verworrenes Knäuel in dem zerwühlten Bettzeug vorgefunden hat. Cullys nackter Arsch hat rausgeschaut, und sie hat geglaubt, er würde mich vergewaltigen. Daher ist sie rausgerannt, hat eines der Gewehre geholt und auf sein Bein gezielt. Sie kann so gut schießen, daß sie ihn hätte treffen können, wo sie will. Sie wollte ihn nicht töten, sondern ihn nur verwunden, damit er ins Gefängnis gesperrt werden sollte. Ich kann dir versichern, daß die junge Dame reichlich überrascht war, als sie herausgefunden hat, wie sehr sie sich geirrt hat. Ich vermute, jetzt sind sie alle schockiert von der Vorstellung, daß Cully und ich es lange Zeit direkt vor ihren Augen miteinander getrieben haben.«
    Cassie, die den Kopf über ihren Patienten gebeugt hatte, lächelte vor sich hin. Das Leben war wirklich unberechenbar. Estelle legte Cassie eine Hand auf die Schulter. »Ich will nicht, daß sie böse auf mich sind. Such ein paar Männer, ja, und schick sie zu uns raus.«
    »Es sind keine Männer mehr in der Stadt. Sie sind alle fort, alle im Krieg«, sagte Cassie, die die frische Naht betrachtete und mit dem Ergebnis zufrieden war.
    »Dann denk eben an uns, wenn du von Männern hörst. Wenn der Krieg aus ist. Schick sie einzeln oder gemeinsam zu uns raus. Achte darauf,

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